Zur Geschichte der großen Heidelberger (Manesseschen) Liederhandschrift. 15
war er ,,nicht nur ein Liebhaber sondern ein Vater aller warhaften
Historien“, keineswegs nur der elegante Hellenist, als welcher er
meist nur gepriesen wird, ebensosehr auch der begeisterte Freund
der vaterländischen Geschichte und Literatur, einer der Augsburger
Vertreter des Humanismus, die sich große Verdienste um die He-
bung des deutschen Nationalgefühls und deutscher Traditionen
damals erworben haben. Er latinisiert nicht wie viele gleichzeitige
und spätere Humanisten seinen Namen, im Gegenteil, er verdeutschte
ihn; er nennt und unterschreibt sich Huldrich Fugger.
Wenn in der von Schedius aufgestellten Liste unsere Hand-
schrift nicht im Zusammenhang mit den Fuggerischen Griechischen,
Lateinischen und Hebräischen Handschriften genannt ist, so kann
dies nicht als Gegenbeweis für FuggeRische Herkunft gelten; zu-
nächst sollte sie nur als kostbarstes Einzelstück besonders hervor-
gehoben werden und sie konnte als eine der wenigen deutschen
Fugge Rischen Handschriften auch nicht in die Gesamtheit der zu
Anfang genannten fremdsprachigen Handschriften mit einbezogen
werden. Die Feststellung der FuGGERschen Provenienz ist nur auf
Grund der vorhandenen Kataloge der Bibliothek Ulrich Fuggers
zu gewinnen. Nach Karl Christs Untersuchungen27 hat bereits
im Jahre 1571, nachdem Fugger an dem ihm befreundeten Pfälzer
Hofe Zuflucht gefunden hatte und seine Bücherschätze in der
Kirche zum Heiliggeist aufgestellt waren, dieselben „der kaiser-
liche Notar Philipp Ludwig von Schwechenheim, beraten von den
Professoren der Universität Ludwig Graff und Hieronymus
Niger, dem Universitäts-Buchdrucker Matthias Harnisch, auf
kurfürstlichen Befehl verzeichnet, wie sie in den Kisten, die zur
Überführung von Augsburg nach Heidelberg gedient hatten, ent-
halten waren. Dieses amtliche, mit Siegel versehene Protokoll ist
der Cod. Pal. lat. 1921. Eine spätere Abschrift mit Besserungen
und Ergänzungen, Pal. lat. 1915, stammt wohl erst aus der Zeit
nach Fuggers Tod (1584), als gemäß seinem letzten Willen die
Vereinigung der Bibliothek mit der des Stifts endgültig vollzogen
wurde. Meist sind es griechische und lateinische Handschriften,
die diese Inventare verzeichnen; auffallend wenig deutsche Hand-
schriften, nur einige französische und italienische sind damals in die
Palatina gekommen . . . Als ein für unsere Zwecke genügender
Ersatz bietet sich ein drittes Verzeichnis der Fuggerana, das in die
Stadtbibliothek in Hamburg (Hist, litterar. Nr. 20 fol.) ver-
schlagen worden ist“ und sich nach Zangemeister und Christ
war er ,,nicht nur ein Liebhaber sondern ein Vater aller warhaften
Historien“, keineswegs nur der elegante Hellenist, als welcher er
meist nur gepriesen wird, ebensosehr auch der begeisterte Freund
der vaterländischen Geschichte und Literatur, einer der Augsburger
Vertreter des Humanismus, die sich große Verdienste um die He-
bung des deutschen Nationalgefühls und deutscher Traditionen
damals erworben haben. Er latinisiert nicht wie viele gleichzeitige
und spätere Humanisten seinen Namen, im Gegenteil, er verdeutschte
ihn; er nennt und unterschreibt sich Huldrich Fugger.
Wenn in der von Schedius aufgestellten Liste unsere Hand-
schrift nicht im Zusammenhang mit den Fuggerischen Griechischen,
Lateinischen und Hebräischen Handschriften genannt ist, so kann
dies nicht als Gegenbeweis für FuggeRische Herkunft gelten; zu-
nächst sollte sie nur als kostbarstes Einzelstück besonders hervor-
gehoben werden und sie konnte als eine der wenigen deutschen
Fugge Rischen Handschriften auch nicht in die Gesamtheit der zu
Anfang genannten fremdsprachigen Handschriften mit einbezogen
werden. Die Feststellung der FuGGERschen Provenienz ist nur auf
Grund der vorhandenen Kataloge der Bibliothek Ulrich Fuggers
zu gewinnen. Nach Karl Christs Untersuchungen27 hat bereits
im Jahre 1571, nachdem Fugger an dem ihm befreundeten Pfälzer
Hofe Zuflucht gefunden hatte und seine Bücherschätze in der
Kirche zum Heiliggeist aufgestellt waren, dieselben „der kaiser-
liche Notar Philipp Ludwig von Schwechenheim, beraten von den
Professoren der Universität Ludwig Graff und Hieronymus
Niger, dem Universitäts-Buchdrucker Matthias Harnisch, auf
kurfürstlichen Befehl verzeichnet, wie sie in den Kisten, die zur
Überführung von Augsburg nach Heidelberg gedient hatten, ent-
halten waren. Dieses amtliche, mit Siegel versehene Protokoll ist
der Cod. Pal. lat. 1921. Eine spätere Abschrift mit Besserungen
und Ergänzungen, Pal. lat. 1915, stammt wohl erst aus der Zeit
nach Fuggers Tod (1584), als gemäß seinem letzten Willen die
Vereinigung der Bibliothek mit der des Stifts endgültig vollzogen
wurde. Meist sind es griechische und lateinische Handschriften,
die diese Inventare verzeichnen; auffallend wenig deutsche Hand-
schriften, nur einige französische und italienische sind damals in die
Palatina gekommen . . . Als ein für unsere Zwecke genügender
Ersatz bietet sich ein drittes Verzeichnis der Fuggerana, das in die
Stadtbibliothek in Hamburg (Hist, litterar. Nr. 20 fol.) ver-
schlagen worden ist“ und sich nach Zangemeister und Christ