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Sillib, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 3. Abhandlung): Zur Geschichte der großen Heidelberger (Manesseschen) Liederhandschrift und anderer Pfälzer Handschriften — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37798#0018
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18

Rudolf Sillib:

vnd anderen Sachen“) genannte ,,Packlin, darin ein alt zerriessen
Pergamentbuch, in welchem Historia Langenbardorum nnm. 11“
und die „Gesta Longabardorum seu lombardorum libri 5. inn bretter
gebunden, 26 num.“, wohl zwei verschiedene Handschriften des
Paulus Diaconus, wovon die letztere unser Pal. lat. 912 sein dürfte:
ferner die ebenfalls auf S. 149 u. 549 als „ein altt auf Pergament
geschriben Buchlein vonn Lehenrecht vnndt anderen mit alt
fränckischen figuren num. 26“ und als „ein alt auff pergament
geschrieben Buchlein von Lehenrechten vnndt andern mit Frantzo-
sischenjd] Figuren num. 11“ doppelt erwähnte älteste Bilder-
handschrift des Sachsenspiegels (Pal. germ. 164), die nur als Bruch-
stück von 30 Blättern erhalten und deshalb trotz Quartformat hier
als Büchlein bezeichnet ist30. So stammen also der schon längst
als solcher erkannte Otfried (Pal. lat. 52), der Sachsenspiegel und
die große Heidelberger Liederhandschrift, die größten Kostbar-
keiten unter den Pfälzer deutschen Handschriften aus Ulrich
Fuggers Vermächtnis. Schon seit dem Jahre 1571 hat demnach
unsere Minnesängerhandschrift ihre Heimat in Heidelberg gefunden;
der von Zangemeister für die späteren Jahrzehnte geführte Be-
weis, daß Heidelberg in deutschen Landen allein das Recht des
Besitzes der Handschrift zukommt, ist durch unsere Untersuchung
bestätigt.
Wann Ulrich Fugger die Handschrift erworben hat, dürfte
schwerlich mehr zu ermitteln sein, woher er sie erhalten, darauf
können die folgenden Erwägungen vielleicht einen Hinweis geben.
Gottfried Keller spricht in seiner Züricher Novelle „der Narr
auf Manegg“ die Vermutung aus, daß die Handschrift von dem
letzten Maness an die Freiherren von Sax übergegangen ist. Zu
dieser Erklärung wurde der Dichter wohl durch seine Kenntnis,
daß der Codex gegen Ende des 16. Jahrhunderts in den Händen
des Johann Philipp von Hohensax war, veranlaßt. Auch Jacob
Grimm und Ludwig LIhland waren dieser Ansicht31.
Ohne uns bedingungslos für die Entstehung der Handschrift
gerade im Kreise der Maness in Zürich festlegen zu wollen, steht
nach den Untersuchungen von Friedrich Vogt der Züricher Ur-
sprung endgültig fest32. Auch inhaltlich ist der zahlenmäßig über-
wiegende Anteil der Schweizer augenfällig und es will uns scheinen,
daß das Geschlecht derer von Hohensax, das allein mit zwei seiner
Angehörigen unter den Sängern vertreten ist, schon bei der Ent-
stehung der Handschrift nicht völlig außer Betracht bleiben
 
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