Metadaten

Liebich, Bruno; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 7. Abhandlung): Materialien zum Dhātupāṭha — Heidelberg, 1922

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37797#0059
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Materialien zum Dhätupätha.

59

850) den Yoga-Lehrer P. schon als Rsi (natva Patanjaüm rsim)
verehrt! Damit hoffe ich diese Bedenken Jacobis zerstreut zu
haben.
Das Werk von Woods: The Yoga-System of Patanjali war mir
1918 nicht zugänglich. Welche Tragkraft die von ihm aus Ver-
gleich der Lehren gezogenen scharfsinnigen Argumente in §§ 3 und 4
der Introduction besitzen, vermag ich nicht zu entscheiden. Gold-
stückers Pänini, worin mit größtem Scharfsinn ein Gebäude errichtet
wird, von dem seither kaum ein Stein auf dem andern geblieben
ist, bleibt für mein persönliches Urteil ein warnendes Zeugnis
dafür, wie solche Gründe trügen können. Auf S. XIII finde ich
folgenden Satz: The Yoga-bhäsya (about A. D. 650 to 850) makes
no Statement as to the authorship of the yoga-sütras, unless the
benedictory verse at the beginning be regarded as valid proof
that Patanjali wrote the sütras. Ist dies kein gültiger Beweis?
Die Echtheit der Strophe ist nicht bestritten; sie bezieht sich deutlich
auf den wunderlichen Mythus, daß der Verfasser des Yogasütra eine
Inkarnation des Näga Sesa sei; Väcaspatimisra, der Kommentator
des Yogabhäsya giebt in seiner Einleitungsstrophe (s. o.) auch den
Namen Patanjali und nennt ihn Rsi, ebenso wie Bliartrhari zwei
Jahrhunderte früher den Grammatiker Patanjali als Rsi bezeichnet
oder wie Kalidasa den sagenhaften Välmlki. ■ Ich habe Kätantra
S. 7 dargetan, daß die Vorstellung von der Inkarnation Patanjali’s
mit der Kapila’s in Zusammenhang steht, also zunächst nur für
den Philosophen P. gilt, aber man muß doch weiter fragen: wie
kam der Verfasser des Yogasütra als einziger Sütrakrt zu dieser
göttlichen Ehre, wenn er eben nur dieses Werkchens Verfasser
war und nicht auch der des hochberühmten Vyäkarana-Mahäbhäsya,
das, zeitweilig fast verschollen, neuerdings durch Candragomin und
Bhartrhari der wissenschaftlichen Welt wiedergewonnen und zu
neuem Glanze gebracht war? Und wenn das Yogasütra so jung
ist, wie Jacobi annimmt (nach 450), konnte da zufällige Namens-
gleichheit zur Identifizierung hinreichen, und die Erinnerung an
den wirklichen Verfasser so schnell entschwinden? Giebt es dafür
eine Analogie in der indischen Literaturgeschichte?
Ich möchte nach allem jetzt mit größerer Zuversicht als früher
den Satz aufstellen: Patanjali der Grammatiker, um 150 v. Chr.,
ist auch Verfasser des Yogasütra; ihm folgt zunächst Pancasikha,
der Autor des alten verlorenen Särhkhyasütra, den Garbe (Sä. Ph.2
S. 70) um den Beginn unsrer Zeitrechnung setzt, darauf, wenn
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften