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Ritter, Gerhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1922, 7. Abhandlung): Studien zur Spätscholastik, 2: Via antiqua und via moderna auf den deutschen Universitäten des XV. Jahrhunderts — Heidelberg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.38041#0013
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Studien zur Spätscholastik. II.

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Behauptung von der Unfähigkeit der via moderna zur wissenschaft-
lichen Bearbeitung naturwissenschaftlicher „Bealitäten“ widerlegt
Scheel mit guten Gründen aus den Quellen der Erfurter Universi-
tätsgeschichte. Über ihr Verhältnis zur Metaphysik kommt man
bei ihm nicht ganz ins Klare. Weiterhin ist dann auch die angeb-
liche, u. a. von Troeltsch übernommene Verbindung zwischen
via antiqua und Humanismus nicht unbestritten geblieben: der im
Kriege gefallene junge Kirchenhistoriker Paul Mestwerdt hat in
seiner gedankenvollen und ungewöhnlich sorgsam gearbeiteten
Monographie über die Anfänge des Erasmus1 eine ganze Beihe von
voreiligen Konstruktionen zerstört, die Hermelink zu ihrem Nach-
weis errichtet hatte. Endlich aber ist ein überaus kecker Angriff
auf das ganze bisherige Geschichtsbild der Spätscholastik durch
den jugendlichen, gleichfalls im Felde gebliebenen Erfurter Lokal-
historiker Friedrich Benary erfolgt, dessen Arbeit über via
antiqua und via moderna2, ein Fragment aus umfassenden Studien
zur Erfurter Universitätsgeschichte, bisher die einzige mono-
graphische Behandlung unseres Themas darstellt.
Seine Kritik an Prantls Theorie der Unterscheidung beider
viae nach dem Lehrstoff erweitert Benary zu einem prinzipiellen
Angriff gegen die PRANTLSche Arbeit überhaupt — leider nicht
ohne rabulistische Entstellung der Argumente seines Gegners. Es
ist nicht schwer, schon aus Prantls Geschichte der Ingolstädter
Universität zu beweisen, daß beide viae neben dem logisch-rhetori-
schen Lehrstoff auch physikalische, mathematische und meta-
physische Disziplinen pflegten und daraus einfach zu folgern: „Im
Lehrstoff kann der Unterschied nicht gelegen haben“3. Aber obwohl
der Wortlaut mancher Prantl scher Sätze zu einer so engen Aus-
legung seiner These verführen kann, erscheint es mir bei der Soli-
dität seiner Kenntnisse durchaus zweifelhaft, ob Prantl mehr als
eine vorwiegende Neigung der moderni zu den sermozinalen, den
antiqui zu den „realen“ Disziplinen habe behaupten wollen. Jeden-
falls trägt das von Benary angegriffene Geschichtsbild weit mehr
die vergröberten Züge der Hermelink sehen Copie als die des

1 Studien zur Kultur und Geschichte der Reformation, Bd. II (1917).
2 Zur Geschichte der Stadt und der Universität Erfurt am Ausgang des
Mittelalters. Teil III: Via antiqua und via moderna auf den deutschen Hoch-
schulen des Mittelalters mit besonderer Berücksichtigung der Universität
Erfurt. 1919. Der Herausgeber A. Overmann hat leider unzählige grobe
Druckfehler stehen lassen. 3 1. c. 26.
 
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