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Ritter, Gerhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1922, 7. Abhandlung): Studien zur Spätscholastik, 2: Via antiqua und via moderna auf den deutschen Universitäten des XV. Jahrhunderts — Heidelberg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.38041#0018
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18

Gerhard Ritter:

moderna und via antiqua, fragte unmittelbar nach dem gegenseitigen
sachlichen (nicht historisch-genetischen) Verhältnis dieser Gegen-
sätze, suchte gleichzeitig den Inhalt der verschiedenen Debatten
zwischen den Parteien auf eine gemeinsame, alle Einzelprobleme
lösende Formel zu bringen und hielt weder die zeitlichen Epochen
noch die verschiedenen nationalen und lokalen Schauplätze des
Streites auseinander. Das Ergebnis dieser Forschungen ist eine
scheinbar unauflösliche Verwirrung der Ansichten. Nun liegen un-
leugbar für eine historisch-genetische Betrachtung dieser Dinge
große Schwierigkeiten vor: schon in der Beschaffenheit des Quellen-
materials. Die Akten der verschiedenen Universitäten sind erst
zum kleinsten Teile zugänglich gemacht. Insbesondere für die
romanischen Länder fehlt es an ausreichenden Vorarbeiten und
Quellenpublikationen, um das dortige Verhältnis der beiden Schu-
len genauer verfolgen zu können1. Und doch wäre z. B. für die
Darstellung der Entwicklung des Neuthomismus im 15. und 16.
Jahrhundert eine genauere Kenntnis der spanischen Universitäts-
verhältnisse besonders erwünscht. In dieser Ausdehnung beab-
sichtigt die nachfolgende Untersuchung das Problem nicht aufzu-
nehmen; sie begnügt sich grundsätzlich mit der Aufhellung der
deutschen Verhältnisse. Aber diese sind nicht zu verstehen, ohne
zum mindesten die Parteikämpfe an der Pariser Universität im
14. und 15. Jahrhundert zu studieren; denn zwischen den deut-
schen Universitäten und Paris bestanden bis zur Reformation die
engsten Wechselwirkungen. Nun sind die Akten der Pariser Uni-
versität bis 1452 musterhaft ediert; aber gerade für die folgenden
Jahrzehnte, in denen sich die wichtigsten Kämpfe der beiden
Schulen in Deutschland abspielen, läßt uns die Edition bisher im
Stich. Eine neuere quellenmäßige Darstellung der Pariser Uni-
versitätsgeschichte existiert nicht; die Angaben bei Boulaeus,
von dem alle späteren Darstellungen abhängen, sind für unsere
Frage wertvoll, aber unzureichend. Auch für Deutschland ist das
bisher bekannt gewordene Quellenmaterial dürftig genug. Vor
allem ist die Zerstreuung der Quellen zur Kölner Universitäts-

1 Was die Vorgeschichte des Wegestreites seit dem 14. Jahrhundert
anlangt, so bedaure ich lebhaft, die vom Aschendorffschen Verlage ange-
kündigte Untersuchung P. Ehrles: „Der Sentenzenkommentar Peters v. Can-
dia, des Pisaner Papstes Alexander V., ein Beitrag zur Scheidung der Schulen
in der Scholastik des 14. Jahrhunderts und zur Geschichte des Wegestreites“
(Franziskan. Studien, Beihefte) nicht mehr benützen zu können.
 
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