Studien zur Spätscholastik. II.
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Nur in dieser letzten Bedeutung ist der Sprachausdruck hier zu
betrachten. Er kann entweder sich selbst (als Sprachausdruck, als
Vorstellung oder als Begriff) „bezeichnen“ (z. B. der Ausdruck
equus die Vorstellung „Pferd“ oder das Substantivum masc. gen.
equus) oder aber eine (extramentale) Sache für das Bewußtsein
„vertreten“. Im ersteren Falle findet suppositio materialis statt,
die zu den Wissenschaften der Logik, Grammatik und Rhetorik,
den „sermozinalen“ Wissenschaften hinführt; im letzteren liegt
suppositio personalis vor, auf der sich alle „realen“ Disziplinen
(Ethik, Mathematik, Physik, Metaphysik) aufbauen. Die Unter-
scheidung zwischen einem indirekten Verhältnis des Begriffs zur
Sache und einem direkten (impositio secundae bzw. primae inten-
tionis) fällt mit der eben genannten Distinktion zusammen. Die
Betrachtung dieser verschiedenen Arten der Bezeichnung (modi
significandi) und der damit identischen Natur der subjektiven Vor-
stellungen (rationes obiectales) ist darum für das richtige Verständnis
und die gegenseitige Abgrenzung der verschiedenen Disziplinen
höchst notwendig. Auch die Metaphysik und die Realwissenschaft
überhaupt darf sich diesen Betrachtungen nicht verschließen, wenn-
gleich sie selbst die Begriffe vermöge der suppositio personalis nur
nach ihrer real-sachlichen, nicht nach ihrer grammatisch-logischen
Bedeutung verwendet. Denn aus der Mißachtung der erkenntnis-
theoretischen Unterlagen der metaphysischen Konstruktion ent-
steht nur zu oft heillose Verwirrung: insbesondere die (schon be-
rührte) Verwechselung der Produkte des eigenen Denkens mit
metaphysischen Realitäten, die in ihren phantastischen Formen
geradezu als Wahnsinn bezeichnet wird. Statt dessen gilt es auch
für den Metaphysiker, die Rolle und die Natur des Erkenntnis-
vermögens zu studieren, um die Tragweite seiner Schlüsse recht zu
verstehen1. Anderseits ist aber auch vor dem barbarischen Un-
verstand gewisser „Terministen“ zu warnen, die den Begriff nur
nach seiner grammatisch-logischen Bedeutung (secundum modum
significandi materialiter), nicht nach seiner realen Sachbedeutung zu
verarbeiten wissen und deshalb mit gutem Grunde die Verachtung
der „Metaphysiker“ (metaphysici) sich zuziehen. In Wahrheit hat
die subjektive Vorstellung zugleich ihre Beziehung auf das Objek-
1 Subtililas Metaphysicantium debet attendere conditionem et naturam
virtutis cognitivae praesertim inlellectivae, quoniam secundum diversitates opera-
tionum cognitivarum, maxime intellectualium, accipienda est varietas rationum
objectalium, seu modorum significandi formalium, vel ex natura rei. L. c. 824.
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Nur in dieser letzten Bedeutung ist der Sprachausdruck hier zu
betrachten. Er kann entweder sich selbst (als Sprachausdruck, als
Vorstellung oder als Begriff) „bezeichnen“ (z. B. der Ausdruck
equus die Vorstellung „Pferd“ oder das Substantivum masc. gen.
equus) oder aber eine (extramentale) Sache für das Bewußtsein
„vertreten“. Im ersteren Falle findet suppositio materialis statt,
die zu den Wissenschaften der Logik, Grammatik und Rhetorik,
den „sermozinalen“ Wissenschaften hinführt; im letzteren liegt
suppositio personalis vor, auf der sich alle „realen“ Disziplinen
(Ethik, Mathematik, Physik, Metaphysik) aufbauen. Die Unter-
scheidung zwischen einem indirekten Verhältnis des Begriffs zur
Sache und einem direkten (impositio secundae bzw. primae inten-
tionis) fällt mit der eben genannten Distinktion zusammen. Die
Betrachtung dieser verschiedenen Arten der Bezeichnung (modi
significandi) und der damit identischen Natur der subjektiven Vor-
stellungen (rationes obiectales) ist darum für das richtige Verständnis
und die gegenseitige Abgrenzung der verschiedenen Disziplinen
höchst notwendig. Auch die Metaphysik und die Realwissenschaft
überhaupt darf sich diesen Betrachtungen nicht verschließen, wenn-
gleich sie selbst die Begriffe vermöge der suppositio personalis nur
nach ihrer real-sachlichen, nicht nach ihrer grammatisch-logischen
Bedeutung verwendet. Denn aus der Mißachtung der erkenntnis-
theoretischen Unterlagen der metaphysischen Konstruktion ent-
steht nur zu oft heillose Verwirrung: insbesondere die (schon be-
rührte) Verwechselung der Produkte des eigenen Denkens mit
metaphysischen Realitäten, die in ihren phantastischen Formen
geradezu als Wahnsinn bezeichnet wird. Statt dessen gilt es auch
für den Metaphysiker, die Rolle und die Natur des Erkenntnis-
vermögens zu studieren, um die Tragweite seiner Schlüsse recht zu
verstehen1. Anderseits ist aber auch vor dem barbarischen Un-
verstand gewisser „Terministen“ zu warnen, die den Begriff nur
nach seiner grammatisch-logischen Bedeutung (secundum modum
significandi materialiter), nicht nach seiner realen Sachbedeutung zu
verarbeiten wissen und deshalb mit gutem Grunde die Verachtung
der „Metaphysiker“ (metaphysici) sich zuziehen. In Wahrheit hat
die subjektive Vorstellung zugleich ihre Beziehung auf das Objek-
1 Subtililas Metaphysicantium debet attendere conditionem et naturam
virtutis cognitivae praesertim inlellectivae, quoniam secundum diversitates opera-
tionum cognitivarum, maxime intellectualium, accipienda est varietas rationum
objectalium, seu modorum significandi formalium, vel ex natura rei. L. c. 824.