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Ritter, Gerhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1922, 7. Abhandlung): Studien zur Spätscholastik, 2: Via antiqua und via moderna auf den deutschen Universitäten des XV. Jahrhunderts — Heidelberg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.38041#0067
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Studien zur Spätscholastik. II.

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liegen. Unter seinen gelehrten Räten oder unter den zu Rate
gezogenen Vertrauensmännern der Hochschule müssen sich Männer
befunden haben, die eine solche Verbesserung von der Einführung
des neubelebten Thomismus, vielleicht auch von der Konkurrenz
zweier verschiedener Schulrichtungen überhaupt erwarteten. Die
Frage ist: Wer waren diese Männer?
Die Hauptrolle bei der Reform spielte offenbar der kurfürst-
liche Kanzler Johann Seiler, gen. Guldinkopff aus Speier, ehemali-
ger Professor des Kirchenrechts und mehrmaliger Rektor; in den
Verhandlungen erscheint er als Vertreter des Landesherrn vor der
Universität. Unglücklicherweise finde ich über sein persönliches
Verhältnis zu dem Streit der Artisten nirgends eine Andeutung1.
Gern möchte man die Namen der damaligen Rektoren zur Er-
klärung der Vorgänge verwenden: 1451 Johannes Wenck und seit
Dezember 1452 Johannes Wildenhertz, der Jodokus Aichmann nahe-
gestanden haben muß2; aber gerade während der entscheidenden
Monate, Dezember 1451 bis Weihnachten 1452, führten zwei Ver-
treter der via mocLerna das Rektorat3. So versagt auch dieser
Fingerzeig.
Aber noch eine weitere Kombination ist möglich. Eine Mün-
chener Sammelhandschrift Luderscher Poeme schreibt das Haupt-
verdienst an der Einführung der via antiqua und der Universitäts-
reform von 1452 überhaupt dem Johannes Wenck und einem zwei-
ten, ungenannten Professor und Gönner des Peter Luder zu. Dieses
Zeugnis könnte auf mündliche, nur wenig spätere Überlieferung
(1456—60) in Heidelberg selbst zurückgehen4. Wer ist der Un-
1 Er wurde 1434 von Joh. Rysen zum bacc. jur. promoviert (Toepke
II 510). Rysen kam von Köln her; Joh. Wenck hielt ihm später die Leichen-
rede. Das ist ein sehr schwacher Verbindungsfaden zur via antiqua.
2 Vgl. dessen Leichenrede, auszugsweise bei Thorbecke 87*, N. 270.
3 Nikolaus von Wachenheim, Lehrer und Promotor des „Modernen“
Rud. v. Rüdesheim, und Joh. Trutzenbach, Mitglied der Kommission zur
Abwehr der via antiqua.
4 Elegia Petri Luder ad Panphilam amicam singulärem (1460) in: Glm.
466, f. 293 sq. bei Wattenbach Z. G. O. XXII, 60.
Fistula namque mihi est, quam non contempuit Yopas
Cynthius hanc olim laudibus usque tulit,
Mecenasque tuus iam nunc distractus ab illa
Jussibus archanis seque dolere docet.
Dazu anonyme Glossen: Per Yopam et Cinthium denolat duos doctores, qui
illuminati viri fuerunt et instaurav er unt universitatem Heidelb er gensem, qui et
viam antiquam ibidem legere fecerwit, de quibus doctor Wencka unus fuit. Per
 
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