Metadaten

Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 3. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 5 — Heidelberg, 1923

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38044#0007
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. V.

7

liegt nicht in meiner Absicht; für einzelne von ihnen wird
anzunehmen sein, daß sich die verschiedenen Wortgestalten
einander beeinflußt haben. Das gilt zB. für PDs. vcixin, dessen
Entstehung auf der Mischung von 1 b) und 2 b) zu beruhen
scheint, etwa wie lat. iecinoris auf *iecoris und *iecinis. —
Was nun endlich das aff. vin[ci angeht, das ich oben unter
lb) eingestellt habe, so liegt darin sicher keine Zusammen-
ziehung im Sinn Geiger s, d. h. keine innerafghanische vor,
da sie ja auch von mehreren anderen Dialekten voraus-
gesetzt wird. Im übrigen scheint es mir wegen des l recht
fraglich, ob wir in vma ein echtafgh. Wort sehen dürfen.
Auch das oben nicht angeführte nsoghd. vinä (Tomaschek BB.
7. 200) ist aus gleichem Grund der Entlehnung verdächtig.
Wie das msoghd. Wort lautet, weiß ich nicht.
7. Eine gewisse Schwierigkeit bietet das Balüci. Geiger
EtBal. 21 verzeichnet nämlich neben sbal. gvahär und nbal. gvär,
gohär noch ein drittes nbal. Wort für 'Schwestern gvähar. Das
scheint der in § 2 ausgesprochenen Ansicht über die notwendige
Voraussetzung für die rhythmische Umbildung zu widersprechen;
denn das Bai. hat für 'Bruder’ nur sbal. brät, nbal. biräift, baräs,
und für 'Mutter’ nur sbal. mat, nbal. mä$, mäs. Daß das auch
vorkommende nbal. birä^ar Lehnwrort aus dem Npers. ist, bedarf
keiner Ausführung. Aber das gleiche oder doch ganz ähnliches
glaube ich auch für nbal. gvähar aufstellen zu dürfen. Entweder:
nbal. gvähar ist entlehntes np. xvähar mit Ersetzung des dem
NBal. fremden xv- durch das hier im Anlaut geläufige und zudem
im gleichwertigen heimischen Wort vorliegende gv-, oder: es ist
unter dem Einfluß des np. xvaliar umgebildetes gvahär. Auf keinen
Fall ist gvähar als echtbal. Wort anzusehen. Als sicheres Beispiel
für die Umgestaltung eines bal. Worts nach dem entsprechenden
npers. Wort führe ich nikäh 'Achtsamkeit’ an; echtbal. Wortform
w'äre *nihäs, das np. Wort aber ist nigäh-, s. dazu Hübschmann
ZDMG. 44. 559.
8. Auch das MSak. kennt brätarfi 'Bruder’, während das
Wort für 'Mutter’ märfa lautet. Das für 'Schwester’ ist hvar[i.
Vgl. Leumann BuddliLit. 1. 164-, NArSpr. 131. hvar[i ist sicherlich
auf dem selben Weg entstanden wie ZDg. xohr, usw., s. § 6. So
entspricht ja auch mär[a 'Mutter’ dem aff. mor, s. Leumann a. 0.131.

5
10
15
20
25
30
35
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften