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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0008
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8

Otto Im misch:

chens Klage“ nur mit Donec gratus eram tibi zusammenzustellen,
um zu erkennen, daß für die Hilarotragödie die astrophische Form
der Gantica vielleicht gar nicht durchgehendes Gesetz war. Ein
beliebt gewordenes Lied, das Seleukos verfaßt hatte 6 των Ιλαρών-
άσμάτων ποιητής, ging in großen Asklepiadeem konnte also gar
wohl auf eine strophische Melodie gesetzt sein (Ath. XV 697 d).
Unterschiede des GRENFELLschen astrophischen Liedes von den
Gantica hat Fraenkel (329ff.) hervorgehoben. Trotzdem wäre es
nicht richtig, sich auf die ars nesciendi zurückzuziehen. Die auf
keinen geringeren als Aristoxenos zurückgehende Tradition über
die mit der νέα schon gleichzeitig florierenden Brettldarbietungen1
gibt mehr aus, als ihr bisher, soviel ich sehe, entnommen worden ist.
Es handelt sich dabei insonderheit um die sog. Magodie, die
Aristoxenos von der Hilarodie unterschied: την μέν ίλαρωδίαν σεμνήν
ούσαν παρά την τραγωδίαν είναι, την δέ μαγωδίαν παρά την κωμωδίαν,
Athen. XIV 621 c. Wie mit jener später die Simodie, so wurde
mit der Magodie von manchen die Lysiodie gleichgesetzt (620d).
Aristoxenos unterschied da noch genauer: τον μέν άνδρεΐα καί γυναι-
κεία πρόσωπα ύποκρινόμενον μαγωδόν καλεΐσίΐαι, τον δέ γυναικεία άνδρεί-
οις2 λυσιωδόν. Die Zusammengehörigkeit der zwei Spielarten war in-
dessen offenbar: τά αύτά δέ μέλη αδουσιν, καί τάλλα πάντα δ’έστίν
όμοια. Für uns ist mithin dieser Sonderunterschied gleichgültig. Das
Wesen desMagoden wird dann von Aristokles (621c) so geschildert:
ο δέ μαγωδός καλούμενος τύμπανα έχει καί κύμβαλα καί πάντα τά περί
αύτόν ενδύματα γυναικεία (das soll wohl trotz des Gegensatzes zur
έσθής άνδρεία des Hilaroden (621b) nur ,,weibisch“ heißen, nicht
„weiblich“, denn er agiert ja auch Männer, wie wir gleich sehen).
σχινίζεται3 δέ καί πάντα ποιεί τά έξω κόσμου, ύποκρινόμενος ποτέ μέν
1 Vgl. Theophrast, Char. 27, 7: καί έν τοΐς θαύμασι (also bei den Ar-
tisten!) τρία ή τέτταρα πληρώματα ύπομένειν („Füllungen“ des Lokals; die
Vorstellungen wurden wie in unsern Kinos mehrere Male hintereinander repe-
tiert) τά άσματα εκμανθάνωv, wobei der Artikel zu beachten ist. Es handelt
sich offenbar um Couplets und Chansons, Schlager, die in der Lebewelt eine
Zeitlang Mode sind. Sie sind Nummern auf dem bunten Programm der θαυ-
ματοποιοί.
2 Da steckt irgend ein Textfehler, doch ist alles Raten mangels einer
Parallelüberlieferung nutzlos; am ehesten noch γυναικανδρεΐα, womit die
Lysiodie Kinaedendichtung würde; vgl. Strabon XIV 648 und zur Wort-
bildung Epicharm fr. 218 K. (γυναικάνδρεσσι ποθεινοί).
3 Vom Hilaroden, dem σεμνότερος, hieß es vorher: ούδέ γάρ σχινίζεται.
Eigentlich bedeutet das „Meerzwiebelnkauen“, um das Gebiß zu putzen. Die
Kaubewegungen sind die Hauptsache. Offenbar handelt es sich um das grie-
 
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