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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0009
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Zur Frage der Plautinischen Cantica.

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γυναίκας [καί] μοιχούς καί μαστροπούς, ποτέ δέ άνδρα μεθύοντα καί επί
κώμον παραγινόμενον προς την έρωμένην. Also dramatischer Einzel-
vortrag wesentlich ethologischer Art, sachlich z. B. dem Battaros
des Herodas vergleichbar, aber, wie schon der Name des Ma-
goden sagt, Gesang (und Tanzaktion) ist das gattungbe-
stimmende, das dramatische Element ist das sekundäre. Schwer-
lich fehlte es ganz an den für seine Steigerung unentbehr-
lichen gesprochenen Partien. Wenigstens legt das die Ausdrucks-
weise in den vorhin ausgeschriebenen Worten nahe, τά αύτά δέ
μέλη αδουσιν, nicht: τήν αύτήν ωδήν. Das klingt so, als habe der
einzelne Vortrag mehrere Liednummern umfaßt, und dann gab es
doch wohl zur Verbindung gesprochnen Text. Doch mag das auf
sich beruhen. Ganz sicher nämlich ist die vorgeschrittene drama-
tische Entwicklung für eine bisher nicht recht beachtete Spielart
der Magodie anzunehmen, auf die es mir in unserm Zusammenhang
vorzüglich ankommt. Unmittelbar hinter den mitgeteilten Worten
über Beispiele von Rollen, die der Magode gern vorführt, folgt das
gleichfalls schon erwähnte Zeugnis des Aristoxenos über die Zu-
ordnung der Hilarodie zur Tragödie, der Magodie zur Komödie, und
daran schließen sich, vielleicht auch noch auf Aristoxenos zurück-
gehend, die wichtigen Worte: πολλάκις δέ οί μαγωδοί καί κωμικάς
υποδέσεις λαβόντες ύπεκρίΤησαν κατά τήν ιδίαν αγωγήν καί
διάΤεσιν. Hier τραγικάς für κωμικάς einzusetzen, was von Wila-
mowitz bei Kaibel Vorschlag und was besagen würde, daß sich der
Magode manchmal auch im σεμνότερον γένος des Hilaroden be-
wegte, ist durchaus unzulässig. Wie dürfte die Konjektur bei solch
isolierter Kunde in das Sachliche eingreifen, zumal wo der inhalt-
liche Zusammenhang völlig gesund und sinnvoll ist, indem er-
sichtlich der Satz die aristoxenische Zuordnung der Magodie zur
Komödie noch offenkundiger machen will durch Hinweis auf eine
besondere Spielart, bei der sie ganz zutage liegt (vgl. auch Crusius
im Herodas5 139 u. 146: eine „Hecyra“ als ύπόΤεσις der Mimo-
logen). Sehen wir uns das wichtige Zeugnis genauer an! ΔιάΤεσις
chische Vorbild (oder Parallele) einer volkstümlichen römischen Figur: Man-
duci effigies in pompa antiquorum inter ceteras ridiculas formidolosasque ire
solebat magnis malis ac late dehiscens et ingentem sonitum dentibus faciens. De
qua Plautus (Rud. 535) ait: Qui si ad ludos me pro manduco locem? Quapropter?
Cläre crepito dentibus, Festus Pauli 115 Linds. Vgl. Reitzen stein a. a. O. 248,
der diesen Manducus auch in Glossen nachweist und den toskanischen Sten-
torello heranzieht. Wenn Müllers Lesung bei Varro 1. 1. VII 95 zutrifft, ist
es die gleiche Figur wie der Dossennus der Atellanen.
 
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