18
Otto Immisch:
rätselhaftes Stück, bei dem wir nunmehr etwas verweilen
müssen1.
3
In der lyrischen Eingangsszene des Stichus (11) stellt sich uns
in bedrückter Stimmung ein verheiratetes Schwesternpaar vor. Ihre
Männer, ihrerseits Brüder, waren vor drei Jahren (30) nach Asien
gezogen (152) wegen der Zerrüttung ihres ursprünglich nicht gerin-
gen (134) Vermögens infolge eines allzu lustigen Lebens, an dem
ein Parasit namens Gelasimus nicht ohne Schuld war (628). Zu-
nächst wurden sie Söldner (latrones 135), gelangten aber dann, ohne
inzwischen je zu Hause von sich hören zu lassen, durch Handels-
geschäfte (404), vermutlich auf der Grundlage von Kriegsbeute,
wiederum zu reichem Besitz. Die musterhaft treuen Frauen finden
wir in schwerer Sorge vor ihres eignen Vaters Plänen. Der senex
ist den verarmten Schwiegersöhnen feindlich gesinnt und will die
Töchter anderweit verheiraten. Seinem Drängen leisten indessen
die beiden Penelopen in der folgenden Szene (I 2) erfolgreich Wider-
stand, sodaß der Alte abzieht, um die Sache mit seinen Freunden
erneut zu beraten (143). Wir begreifen leicht, daß diese Begegnung
Sorge, Druck und Spannung bei den Schwestern vermehren muß.
Und obgleich dies als Begründung nicht besonders ausgesprochen
wird, ist es doch selbstverständlich der Anlaß, wenn nun die beiden
nicht nur sich gegenseitig Nachricht von jeder etwa einlaufenden
Kunde versprechen, sondern die eine von ihnen noch etwas beson-
deres unternimmt. Obwohl sie nämlich bereits einen ständigen
Beobachter im Hafen sitzen hat, der sich täglich in der Frühe da-
hinbegibt (364), so läßt sie jetzt durch eine Magd den schon erwähn-
ten Parasiten herbeiholen, der seit Beginn ihres Alleinseins natür-
lich niemals gerufen wurde (267), um auch ihn im Hafen Nachschau
halten zu lassen. Leo hat aus der auf den ersten Blick allerdings
1 Von den Schriften, die nach Leos eindringender und die neuere For-
schung in Zustimmung und Ablehnung leitender Analyse erschienen (Nachr.
d. Gott. Ges. d. Wiss. 1902, 375ff.), nenne ich neben Fraenkel (278ff.)
Süss, Rh. M. LXY 1910, 452ff.; Br. Prehn, Quaestiones Plautinae, Diss.
Yratisl. 1916, 52ff.; Prescott, Class. Philol. XI 1916, 436ff.; Enk, Mnemos.
XLIV 1916, 18ff.; Kunst, Studien zur griech.-röm. Komödie, Wien-Leipzig
1919, 102ff. Andres neuere, wie z. B. die Barbara Plautina von Kakridis,
kenne ich nur mittelbar. —- Das Eingangsduett hat j etz t metrisch wie ich glaube
in Ordnung gebracht Lindsay in einer Early Latin Verse 313f. in revidierter
Form vorgelegten Analyse.
Otto Immisch:
rätselhaftes Stück, bei dem wir nunmehr etwas verweilen
müssen1.
3
In der lyrischen Eingangsszene des Stichus (11) stellt sich uns
in bedrückter Stimmung ein verheiratetes Schwesternpaar vor. Ihre
Männer, ihrerseits Brüder, waren vor drei Jahren (30) nach Asien
gezogen (152) wegen der Zerrüttung ihres ursprünglich nicht gerin-
gen (134) Vermögens infolge eines allzu lustigen Lebens, an dem
ein Parasit namens Gelasimus nicht ohne Schuld war (628). Zu-
nächst wurden sie Söldner (latrones 135), gelangten aber dann, ohne
inzwischen je zu Hause von sich hören zu lassen, durch Handels-
geschäfte (404), vermutlich auf der Grundlage von Kriegsbeute,
wiederum zu reichem Besitz. Die musterhaft treuen Frauen finden
wir in schwerer Sorge vor ihres eignen Vaters Plänen. Der senex
ist den verarmten Schwiegersöhnen feindlich gesinnt und will die
Töchter anderweit verheiraten. Seinem Drängen leisten indessen
die beiden Penelopen in der folgenden Szene (I 2) erfolgreich Wider-
stand, sodaß der Alte abzieht, um die Sache mit seinen Freunden
erneut zu beraten (143). Wir begreifen leicht, daß diese Begegnung
Sorge, Druck und Spannung bei den Schwestern vermehren muß.
Und obgleich dies als Begründung nicht besonders ausgesprochen
wird, ist es doch selbstverständlich der Anlaß, wenn nun die beiden
nicht nur sich gegenseitig Nachricht von jeder etwa einlaufenden
Kunde versprechen, sondern die eine von ihnen noch etwas beson-
deres unternimmt. Obwohl sie nämlich bereits einen ständigen
Beobachter im Hafen sitzen hat, der sich täglich in der Frühe da-
hinbegibt (364), so läßt sie jetzt durch eine Magd den schon erwähn-
ten Parasiten herbeiholen, der seit Beginn ihres Alleinseins natür-
lich niemals gerufen wurde (267), um auch ihn im Hafen Nachschau
halten zu lassen. Leo hat aus der auf den ersten Blick allerdings
1 Von den Schriften, die nach Leos eindringender und die neuere For-
schung in Zustimmung und Ablehnung leitender Analyse erschienen (Nachr.
d. Gott. Ges. d. Wiss. 1902, 375ff.), nenne ich neben Fraenkel (278ff.)
Süss, Rh. M. LXY 1910, 452ff.; Br. Prehn, Quaestiones Plautinae, Diss.
Yratisl. 1916, 52ff.; Prescott, Class. Philol. XI 1916, 436ff.; Enk, Mnemos.
XLIV 1916, 18ff.; Kunst, Studien zur griech.-röm. Komödie, Wien-Leipzig
1919, 102ff. Andres neuere, wie z. B. die Barbara Plautina von Kakridis,
kenne ich nur mittelbar. —- Das Eingangsduett hat j etz t metrisch wie ich glaube
in Ordnung gebracht Lindsay in einer Early Latin Verse 313f. in revidierter
Form vorgelegten Analyse.