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Otto Immisch:
Ausführung (453) noch folgenden kleinen Monologs des Sklaven
unmotiviert auf der Bühne bleibt. In der griechischen Vorlage für
den mittleren Teil des Stückes, die von dem jetzigen Schlußakt
nichts mißte, sei nach 418 gleich die folgende Parasitenszene (454)
gekommen. Mir scheint hier die Widerlegung Prehns (53f.) insofern
glücklich, als er darauf hinweist, daß das Zwischenspiel ursprüng-
lich kürzer gefaßt war, ferner daß der Herr 418 nicht sequimini
hinzufügt, welches zu erwarten war, falls auch er schon jetzt ein-
treten wollte. Man kann sich m. E. gut vorstellen, auch wenn
Plautus wieder so knapp ist, nichts darüber sagen zu lassen, daß
der Heimgekehrte entsprechend seiner in der Fremde vollzogenen
Charakterwandlung die als Ware mitgebrachten Dirnen erst beim
Gesinde untergebracht wissen will, daß er nicht mit ihnen zu-
gleich eintreten und mit solchem Gefolge seiner Frau beim ersten
Wiedersehen begegnen mag. Ferner: Stichus ist als ein treu-
ergebner, in keiner Weise petulanter Sklave charakterisiert. Das
konnte, wie die Szene jetzt ist (immer abgesehen von Retraktionen),
mit etwa dieser Aktion recht gut illustriert werden: nach dem 418
erhaltenen Befehl sagt der Schüchterne noch nicht gleich, was er
auf dem Herzen hat, sondern fängt an den Befehl auszuführen,
sammelt den Trupp und marschiert damit beim zuwartenden Herrn
vorüber. Im letzten Augenblick erst faßt er sich das Herz zu seiner
Bitte, bleibt stehen und trägt sie bescheidentlich vor. Sehr natür-
lich, daß dann nach der Aussprache darüber der Befehl wiederholt
wird und der Herr gütig lächelnd auch noch das frohe Soliloquium
mit anhört, das der beglückte treue Bursch sich gönnt, ehe er nun
wirklich abmarschiert . Als er es dann tut, ist auch schon der Parasit
auf der Bildfläche erschienen, so daß das weitere Verweilen des
Herrn sich von selbst versteht. So lösen sich meines Dafürhaltens
auch hier die Skrupel, diesmal durch ein Lebendigmachen der
schauspielerischen Momente. — Alles folgende läuft, von Einzel-
schwierigkeiten abgesehen, deren im Stichus noch mehr als eine des
glücklichen Erklärers harrt, kompositioneil betrachtet, glatt weiter,
wenn man einmal die sonderbare Grundtatsache des absoluten
Mangels an Handlung (im engern Sinn) unangefochten gelten läßt.
In der Szene III 2 läßt der Heimgekehrte den gemäß seiner An-
kündigung wohl präpariert daherkommenden Parasiten abfallen.
Hier sei nebenher bemerkt, daß es wohl sehr mißlich ist, aus der
Fiktion von angeblich geladnen Ehrengästen, die Staatsgesandte
aus Ambracia sind (490), einen chronologischen Schluß zu ziehen.
Otto Immisch:
Ausführung (453) noch folgenden kleinen Monologs des Sklaven
unmotiviert auf der Bühne bleibt. In der griechischen Vorlage für
den mittleren Teil des Stückes, die von dem jetzigen Schlußakt
nichts mißte, sei nach 418 gleich die folgende Parasitenszene (454)
gekommen. Mir scheint hier die Widerlegung Prehns (53f.) insofern
glücklich, als er darauf hinweist, daß das Zwischenspiel ursprüng-
lich kürzer gefaßt war, ferner daß der Herr 418 nicht sequimini
hinzufügt, welches zu erwarten war, falls auch er schon jetzt ein-
treten wollte. Man kann sich m. E. gut vorstellen, auch wenn
Plautus wieder so knapp ist, nichts darüber sagen zu lassen, daß
der Heimgekehrte entsprechend seiner in der Fremde vollzogenen
Charakterwandlung die als Ware mitgebrachten Dirnen erst beim
Gesinde untergebracht wissen will, daß er nicht mit ihnen zu-
gleich eintreten und mit solchem Gefolge seiner Frau beim ersten
Wiedersehen begegnen mag. Ferner: Stichus ist als ein treu-
ergebner, in keiner Weise petulanter Sklave charakterisiert. Das
konnte, wie die Szene jetzt ist (immer abgesehen von Retraktionen),
mit etwa dieser Aktion recht gut illustriert werden: nach dem 418
erhaltenen Befehl sagt der Schüchterne noch nicht gleich, was er
auf dem Herzen hat, sondern fängt an den Befehl auszuführen,
sammelt den Trupp und marschiert damit beim zuwartenden Herrn
vorüber. Im letzten Augenblick erst faßt er sich das Herz zu seiner
Bitte, bleibt stehen und trägt sie bescheidentlich vor. Sehr natür-
lich, daß dann nach der Aussprache darüber der Befehl wiederholt
wird und der Herr gütig lächelnd auch noch das frohe Soliloquium
mit anhört, das der beglückte treue Bursch sich gönnt, ehe er nun
wirklich abmarschiert . Als er es dann tut, ist auch schon der Parasit
auf der Bildfläche erschienen, so daß das weitere Verweilen des
Herrn sich von selbst versteht. So lösen sich meines Dafürhaltens
auch hier die Skrupel, diesmal durch ein Lebendigmachen der
schauspielerischen Momente. — Alles folgende läuft, von Einzel-
schwierigkeiten abgesehen, deren im Stichus noch mehr als eine des
glücklichen Erklärers harrt, kompositioneil betrachtet, glatt weiter,
wenn man einmal die sonderbare Grundtatsache des absoluten
Mangels an Handlung (im engern Sinn) unangefochten gelten läßt.
In der Szene III 2 läßt der Heimgekehrte den gemäß seiner An-
kündigung wohl präpariert daherkommenden Parasiten abfallen.
Hier sei nebenher bemerkt, daß es wohl sehr mißlich ist, aus der
Fiktion von angeblich geladnen Ehrengästen, die Staatsgesandte
aus Ambracia sind (490), einen chronologischen Schluß zu ziehen.