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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0034
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34

Otto Immisch:

dem dramatischen μέτρον λεκτικόν und dem von Livius mit bestem
Recht für das Epos gewählten monumentalen Saturnier auftut.
Auch Friedländer steht eben in der alten Anschauung, der Sa-
turnier sei „der“ altrömische Vers1. Wie von selber bot sich dem
Andronicus vielmehr der andere alte Vers dar, der volkstümliche
und unaufgehöhte, in realistischen und witzigen Darstellungen und
Äußerungen aller Art geläufige und biegsame Quadratus. Und da
drängte sich ihm alsbald die Beobachtung auf, daß bei diesem
„Vierer“ nur das ursprüngliche Eingangsgl ied wegzubleiben brauchte,
und er hatte fix und fertigin der Hand, was den dramatischen Haupt -
vers der Griechen, den Trimeter, ersetzen konnte. Man braucht da
nicht an die cletractio der Derivanten zu denken. Auf diesen Weg
führte vielmehr von selber und unmittelbar die Praxis. Das hieß
duos parietes de eadem fidelia dealbare.
So also entstand meines Erachtens an Stelle einer Nachformung
des Trimeters sozusagen autogen der lateinische Senar, als ein recht er
versus Italicus (in Lucian Müllers Sinn, 2524). Der für einen solchen
charakteristische „kommatische“ Bau wiederholt sich also begreif-
licherweise auch in ihm. Der von Jacobsohn beobachtete Ein-
schnitt hinter der 6. Hebung des Septenars erscheint gelegentlich
auch im Senar folgerichtig hinter seiner 4. Hebung (Beispiele oben
S. 6, Anm. 1). Klar ist nun vor allem auch, weswegen im Gegensatz
zum griechischen Vers im lateinischen Senar die Hauptzäsur eine
so große Rolle spielt2; da bleibt eben die ursprüngliche Haupt-
Schnittstelle des Langverses bestehen. Und hiermit wird denn wohl
auch endlich die alte Frage des plautinischen Zäsurhiates definitiv
gelöst, den man immer wieder bekämpft vom Standpunkt des
versus Graecus aus, der da unkommatisch ist und vielmehr eine
einheitliche Reihe darstellt, worin die Zäsur als etwas Bindendes
und nicht als etwas Trennendes erscheint und somit den Hiat nicht
begünstigen kann (R. Klotz 166). Was sich an solchen Hiaten
nicht auf andern Wegen beseitigen ließ, das sollte dann den Ein-
griffen nachplautinischer Zeiten seinen Ursprung verdanken, die

1 Leider ist mir die Festschrift von Lund (1918) nicht zugänglich, in
der Zander über Versus Saturnii gehandelt hat, nach dem Urteil Lindsays
(365) the first sound atlempt io connect with Saturnian versification the peculia-
rities of Republican Dramatic verse; hoffentlich nicht auch mit dem üblichen
Vorurteil.
2 Von den Ausnahmen bei Lindsay 78 ist noch abzuziehen Men. 750, wo
man interpungieren kann negas novisse? me negas (seil, novisse)? palrem meum?
 
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