Zur Frage der Plautinischen Cantica.
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veränderter Technik folgten1. Vollmer dagegen ist erfreulicher-
weise wirklich geneigt, den Zäsurhiat des Senars mit der Diärese
des Septenars zu legitimieren (a. a. 0. 3). Aber das ist, soviel ich
sehe, vereinzelt. Lindsay (231) ist wiederum völlig ablehnend, ob-
gleich doch auch er mit den Nachwirkungen der alten Gliederung
rechnet. Hält er doch für denkbar, wegen des Einschnitts hinter
dem 4. Fuß, es hätten the earliest Imitators ein Gebilde beabsichtigt,
das sich aus Dimeter und Monometer zusammensetzte!
Es würde zu weit führen, wollten wir nun darzulegen suchen,
wie gewisse plautinische Senarregeln (Zusammenfassung jetzt bei
Lindsay 269) mit Hilfe der Ableitung aus dem Septenar aufzu-
klären sind. Als Beispiel im einzelnen sei nur die Beobachtung von
Marx erwähnt (in der S. 29 zitierten Abhandlung 55), wonach der
Abschnitt des Senars vor der Zäsur in rhythmischer Hinsicht dem
entsprechenden Septenarstück tatsächlich in dem Maße gleich-
wertig ist, daß beide z. T. in Worten und Wortgruppen, für deren
Wahl und Folge rhythmische Normen beobachtet wurden, überein-
stimmen. Vgl. Poen. 130 dubias, egenas, || inopiosas consüi mit
Capt. 406 in rebus \ clubiis, egenis. j| haec pater quando seiet.
Aber die Einzelheiten sind uns augenblicklich nicht wichtig.
Wesentlich ist die weiter reichende Erkenntnis: wenn der Senar
überhaupt nicht dem Trimeter unmittelbar nachgeformt, sondern
aus dem heimischen Septenar abgeleitet wurde, so ist mit einem
Schlage klar, wie eigentlich Andronicus dazu kam, den festen grie-
chischen Unterschied zwischen dem tragischen und dem komischen
Verse so ganz und gar zu ignorieren. Gewiß wird auch die Personal-
union das erleichtert haben, zu welcher der Tarentiner und ein Teil
seiner Nachfolger in ganz unhellenischer Weise beide Gattungen ver-
einigte und worin Marx die hinreichende Ursache für die befremd-
liche Erscheinung zu finden glaubte (S.-B. Sächs. Ges. d. Wiss.
1907, 196). Man verstellt aber, allein von hieraus die Sache be-
1 Gegen Leos Behauptung, Plautus werde in unverständlicher Weise
isoliert, wenn man die verbleibenden wirklichen Hiatelegitimiere (Forsch.2 334),
ist zu sagen, daß aut' der einen Seite Terenz, was Lindsay mit Recht oft und
stark betont, einstweilen noch einen unedited text darstellt, daß andererseits
für die übrigen Szeniker die aus Leos Schule stammende Dissertation von Ax
klärlich von vornherein das Ziel verfolgt, die Theorie des Meisters durchzu-
führen, oft ziemlich gewaltsam. Speziell in der Frage des Zäsurhiats 68ff.
wird dem versus Italiens sein Recht nicht und vielmehr ganz griechisch ge-
urteilt. Auch fühlt der Verfasser gelegentlich selbst, daß er im Einzelfall zu
weit geht in der Beseitigung (72L).
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veränderter Technik folgten1. Vollmer dagegen ist erfreulicher-
weise wirklich geneigt, den Zäsurhiat des Senars mit der Diärese
des Septenars zu legitimieren (a. a. 0. 3). Aber das ist, soviel ich
sehe, vereinzelt. Lindsay (231) ist wiederum völlig ablehnend, ob-
gleich doch auch er mit den Nachwirkungen der alten Gliederung
rechnet. Hält er doch für denkbar, wegen des Einschnitts hinter
dem 4. Fuß, es hätten the earliest Imitators ein Gebilde beabsichtigt,
das sich aus Dimeter und Monometer zusammensetzte!
Es würde zu weit führen, wollten wir nun darzulegen suchen,
wie gewisse plautinische Senarregeln (Zusammenfassung jetzt bei
Lindsay 269) mit Hilfe der Ableitung aus dem Septenar aufzu-
klären sind. Als Beispiel im einzelnen sei nur die Beobachtung von
Marx erwähnt (in der S. 29 zitierten Abhandlung 55), wonach der
Abschnitt des Senars vor der Zäsur in rhythmischer Hinsicht dem
entsprechenden Septenarstück tatsächlich in dem Maße gleich-
wertig ist, daß beide z. T. in Worten und Wortgruppen, für deren
Wahl und Folge rhythmische Normen beobachtet wurden, überein-
stimmen. Vgl. Poen. 130 dubias, egenas, || inopiosas consüi mit
Capt. 406 in rebus \ clubiis, egenis. j| haec pater quando seiet.
Aber die Einzelheiten sind uns augenblicklich nicht wichtig.
Wesentlich ist die weiter reichende Erkenntnis: wenn der Senar
überhaupt nicht dem Trimeter unmittelbar nachgeformt, sondern
aus dem heimischen Septenar abgeleitet wurde, so ist mit einem
Schlage klar, wie eigentlich Andronicus dazu kam, den festen grie-
chischen Unterschied zwischen dem tragischen und dem komischen
Verse so ganz und gar zu ignorieren. Gewiß wird auch die Personal-
union das erleichtert haben, zu welcher der Tarentiner und ein Teil
seiner Nachfolger in ganz unhellenischer Weise beide Gattungen ver-
einigte und worin Marx die hinreichende Ursache für die befremd-
liche Erscheinung zu finden glaubte (S.-B. Sächs. Ges. d. Wiss.
1907, 196). Man verstellt aber, allein von hieraus die Sache be-
1 Gegen Leos Behauptung, Plautus werde in unverständlicher Weise
isoliert, wenn man die verbleibenden wirklichen Hiatelegitimiere (Forsch.2 334),
ist zu sagen, daß aut' der einen Seite Terenz, was Lindsay mit Recht oft und
stark betont, einstweilen noch einen unedited text darstellt, daß andererseits
für die übrigen Szeniker die aus Leos Schule stammende Dissertation von Ax
klärlich von vornherein das Ziel verfolgt, die Theorie des Meisters durchzu-
führen, oft ziemlich gewaltsam. Speziell in der Frage des Zäsurhiats 68ff.
wird dem versus Italiens sein Recht nicht und vielmehr ganz griechisch ge-
urteilt. Auch fühlt der Verfasser gelegentlich selbst, daß er im Einzelfall zu
weit geht in der Beseitigung (72L).
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