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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0036
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Otto Immiscii:

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trachtet, doch nicht ausreichend, warum das Ergebnis nun gerade
ein Vers war, der die Ähnlichkeit mit dem komischen Trimeter
der gemeinsamen Form aufprägte, warum Andronicus ferner über
diesen noch hinausging und wie er denn zu dem Italianismus seines
kommatischen Baues gekommen ist. Die Herleitung aus dem Qua-
drates macht das alles ganz verständlich.
Eine andere Tatsache freilich, der man von hier aus beizu-
kommen hoffen könnte, findet bei näherem Zusehen auf diesem
Wege keine befriedigende Erklärung. Ich meine das für die lateini-
schen Komödien charakteristische viel stärkere Auftreten von Lang-
versszenen überhaupt im Vergleich mit den griechischen Mustern,
wo z. B. die Menanderfunde uns nur Proben in Perikeiromene (77
bis 163) und Samia (202—270; 325 — 341) gebracht haben, sonst
aber bekanntlich die ausgesprochenste Herrschaft des Trimeters auf-
weisen. Bekannt ist der Fall nachweislicher Umsetzung in der
Hecyra, wo Donat mehrfach den Vergleich mit Apollodor ermög-
licht (fr. 9 —11, III 284 K.), bekannt auch, daß antike Metriker in
diesem Verhalten der Römer einen Rückgriff auf die άρχαία sahen
(Mar. Viel. GL VI 78), was unmöglich ernst zu nehmen ist und
nur aus dem Verkennen der nationalen Bodenständigkeit des Qua-
dratus herkommt. Aber auch mit unserer Auffassung des Verhält-
nisses zwischen Langvers und Senar kommen wir hier zunächst
nicht weiter. Denn es scheint auf der Hand zu liegen: wenn schon
der Septenar aus sich heraus das bequemste Äquivalent des Tri-
meters lieferte, warum denn hätte man in so vielen Fällen keinen
Gebrauch davon gemacht, sondern blieb beim Langvers, auch ab-
weichend von den Vorlagen? Diese Abweichung muß doch wohl
andere Gründe haben. Sie liegen nahe genug, und eben hiermit
kehren wir schließlich zu unserm Ausgangspunkt zurück, dem zuliebe
wir überhaupt diesen etwas lang geratenen Exkurs ins Metrische
angestellt haben. In jener Vorliebe der Römer für die Langvers-
szenen wirken höchstwahrscheinlich die von Meister gesuchten
Vorstufen der so bald schon fertigen und abgeschlossenen Technik
nach, wie sie ja zweifellos auch später noch nach wirken in der
literarischen Atellane mit ihren versus quadrati (beider Sorten).
Denn daß alles, was wir unter die Origines der lateinischen Komödie
einbeziehen dürfen, all die alte Skoptik und der τωθ-ασμός mit dem
bunten Reichtum seiner Spielarten, soweit überhaupt darin das
gesprochene Wort zu Gesang und Tanz hinzutrat, hauptsächlich
den Quadratus (oder die Quadrati) verwendete, das darf man, auch
 
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