Metadaten

Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 9. Abhandlung): Zum sasanidischen Recht, 5 — Heidelberg, 1923

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38050#0055
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zum sasanidischen Recht. V. 55
Die beiden Wörter must und aparmänd gehören zusammen, sie
bilden einen Begriff, der dem folgenden dusmen koordiniert ist. Bei
Nekyosang, der die Stelle mit balätkarino ripavasca sänandäh (so für
die Variante sät, s. S. 53, Z. 22) wiedergibt, kommt das ganz richtig
zum Ausdruck.
Danach übersetze ich zu (Pahl)Mx. 16. 61: qui contumax* 1 et ho-
stilis est, eum laetificat, zu Kn. 29: 'propter illum contumax ne fueris,
sine quo
Läßt sich mustciparmänd mit dem oben besprochenen aparmänd
vereinigen? Jedenfalls hat must zwei verschiedene etymologische
Grundlagen und dementsprechend auch zwei verschiedene Bedeutun-
gen, und zwar 1) 'Klage, Kümmernis', = np. must (s. dazu
Bthl. WZKM. 30. 25), und 2) 'Faust’, = np. must2.
1 Oder ähnlich, s. unten.
2 Gegenüber Nöldekes Zweifel an der Richtigkeit der Schreibung, sofern
dem Wort die zweite Bedeutung zukommt, WZKM. 16. 5 o., verweise ich über
den Wechsel von st und st auf Bthl. WZKM. 22 (1908). 74 f., 29. 5 No., IF. 38. 42 No.
und Meillet MSL. 20 (1915). 112 f. Die Erscheinung ist nicht auf das Persische
beschränkt, wie man vielleicht aus dem letztzitierten Aufsatz entnehmen könnte,
doch wird sie im Persischen ihren Ausgangspunkt haben. Auch im Kurdischen
lautet das Wort für ‘Faust1 must oder mist; s. noch unten.
Es fällt durchaus nicht schwer, die Belege für den Wechsel st — st zu ver-
mehren. Zwei seien hier noch angeführt:
1) ms. nist (NYSTY), Part. Praet. aus idg. *sed- + ni* 'sich setzen1, aus
*ni-zd-to- gegenüber bal. nista (wozu GIrPh. 1 a. 41 u.);
2) mparthT. xväst 'gewünscht’ neben vxäst und mpB., np. xvästj wegen der
Schreibung vx s. Bthl. zEt&Wb. 29 No. 3.a Das Beispiel ist besonders deshalb
bemerkenswert, weil mit st — st auch zwei verschiedene Konsonanten im Prae-
sensstamm Hand in Hand gehen; das MPers. und NPers. hat xväh°, das MParth.
aber vxäz0. Sonst findet sich das Verbum nur noch im Kurdischen; s. Mukrik.
xvaz0 — xväst (Mahn MukriK. 1. LXIX), Lölök. xoäz0 — xoast (vonLeCocq KurdT.
2. 87, 99), Zäzäk. väz°, xoaz0 — vast (ebd. 84, 86, 92 und Justi-Jaba Dict. 161).b Nie-
mand wird ohne zwingende Not die Formen auseinanderreißen wollen. Dann aber
liegt es am nächsten anzunehmen, daß einer der beiden Praesensstämme — auf h
oder z — einer Neubildung zu verdanken ist, die eben durch den Tausch von st mit
§t — oder umgekehrt — im Praeteritum und Infinitiv hervorgerufen ist.0 An sich
würde dem praesentischen z — aus idg. g, gli — praeteritales st, praes. h — wenn
a Den Zusammenhang der Wörter hat übrigens schon Salemann er-
kannt, ManStud. 1. 75, 163.
b Die soghd. Wörter (s. Rosenbekg IzwRussAk. 1920. 407) lasse ich
ihres Vokalismus wegen beiseite.
0 Mit der Annahme von beliebig vielen ‘Wurzeldeterminativen1
sollte man doch recht zurückhaltend sein; s. Bthl. IF. 9. 270 No. 3.

5
10
15
20
25
30
35
40
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften