Die Hausschwelle.
39
mit dem Achilles die Astrologen verspottet, war gewiß Tausenden
aus der Seele gesprochen; sicherlich dem Sextus Aelius Paetus
Catus, der nicht nur Consul und Censor (198 und 194), sondern
auch einer der klügsten Männer seiner Zeit war: Liebte er es
doch, ihn gegen die neu eingeführte Astronomie und ihre Anhänger
ins Treffen zu führen (Cicero, rep. 1, 30). Der Dichter, der den
rechtskundigen Consul als cegregie cordatus’ gefeiert hat, hat jene
Stimmung wohlverstanden: Hat er doch jenen Ausfall gegen die
Astrologen, von denen unser Vers ein Teil ist, aus eigener Er-
findung dem Original hinzugefügt oder durch ihn einen Angriff
gegen die Seherkunst des Kalchas ersetzt. Aber was er den
Achilles sagen läßt, der ein Kriegsmann war, wie die Helden der
großen Zeit Roms, das war gewiß nicht seines eigenen Herzens
Meinung: War er doch ein Dichter und ein Denker, der im
Banne des griechischen Mythus und der griechischen Philosophie
stand und der ein offenes Herz und Auge für die Herrlichkeit
des Himmels hatte. Wie sollte er von dieser Welt in der armen
nüchternen Sprache des alten Roms reden? Da hat er seine Ab-
neigung gegen griechische Fremdwörter überwunden und Olympus,
aetlier aethra aer1 übernommen (wir erkennen noch sein Bemühen,
aer seinem Volke zu interpretieren2), da hat er in immer neuen
Umschreibungen von der Majestät und Schönheit des strahlenden
Himmels oder des Sternenzelts erzählt, caelum stellis ardentibus
aptum, in caerula caeli templa, in altisono caeli clipeo, cava caerula,
caeli ingentes fornices, cenacula maxima caeli, caeli fretam, mundas
caeli, er läßt ausrufen 'o magna templa caelitum commixta stellis
splendidis\ er dichtet 'cum superum lumen nox intempesta teueref.
Da hat er sich auch sublimen dienstbar gemacht, um das aus-
drücken zu helfen, wofür die Sprache des bäurischen Latiums
keine Worte hatte. Sublimen deckte sich ja begrifflich zum Teil
mit μετέωρος, fiel ja doch die Wendung sublimen rapere, wie sie
Plautus und Terenz gebrauchen, ganz oder fast ganz mit dem
Begriffskreis von μετέωρον αΐρειν, άναρπάίειν3 zusammen! Nun
ist es das Neue, daß Ennius das lateinische sublimen dem grie-
chischen μετέωρος und seiner Sippe noch weiter angeglichen hat,
1 Keines der genannten Appellativa ist vor ihm in der römischen Literatur
belegt, aer hat auch Plautus.
2 Ann. 148 vento quem perhibent Graium genus aera, vgl. Varia 55.
3 Ar. equ. 1362 αρας μετέωρον ές τό βάραθρον έμβαλώ, Epicrat. 2. 3, 10
Kock (II, ρ. 283) αίετοΐ . . . πρόβατα . . . μετεαιρ’ άναρπάΖοντες.
39
mit dem Achilles die Astrologen verspottet, war gewiß Tausenden
aus der Seele gesprochen; sicherlich dem Sextus Aelius Paetus
Catus, der nicht nur Consul und Censor (198 und 194), sondern
auch einer der klügsten Männer seiner Zeit war: Liebte er es
doch, ihn gegen die neu eingeführte Astronomie und ihre Anhänger
ins Treffen zu führen (Cicero, rep. 1, 30). Der Dichter, der den
rechtskundigen Consul als cegregie cordatus’ gefeiert hat, hat jene
Stimmung wohlverstanden: Hat er doch jenen Ausfall gegen die
Astrologen, von denen unser Vers ein Teil ist, aus eigener Er-
findung dem Original hinzugefügt oder durch ihn einen Angriff
gegen die Seherkunst des Kalchas ersetzt. Aber was er den
Achilles sagen läßt, der ein Kriegsmann war, wie die Helden der
großen Zeit Roms, das war gewiß nicht seines eigenen Herzens
Meinung: War er doch ein Dichter und ein Denker, der im
Banne des griechischen Mythus und der griechischen Philosophie
stand und der ein offenes Herz und Auge für die Herrlichkeit
des Himmels hatte. Wie sollte er von dieser Welt in der armen
nüchternen Sprache des alten Roms reden? Da hat er seine Ab-
neigung gegen griechische Fremdwörter überwunden und Olympus,
aetlier aethra aer1 übernommen (wir erkennen noch sein Bemühen,
aer seinem Volke zu interpretieren2), da hat er in immer neuen
Umschreibungen von der Majestät und Schönheit des strahlenden
Himmels oder des Sternenzelts erzählt, caelum stellis ardentibus
aptum, in caerula caeli templa, in altisono caeli clipeo, cava caerula,
caeli ingentes fornices, cenacula maxima caeli, caeli fretam, mundas
caeli, er läßt ausrufen 'o magna templa caelitum commixta stellis
splendidis\ er dichtet 'cum superum lumen nox intempesta teueref.
Da hat er sich auch sublimen dienstbar gemacht, um das aus-
drücken zu helfen, wofür die Sprache des bäurischen Latiums
keine Worte hatte. Sublimen deckte sich ja begrifflich zum Teil
mit μετέωρος, fiel ja doch die Wendung sublimen rapere, wie sie
Plautus und Terenz gebrauchen, ganz oder fast ganz mit dem
Begriffskreis von μετέωρον αΐρειν, άναρπάίειν3 zusammen! Nun
ist es das Neue, daß Ennius das lateinische sublimen dem grie-
chischen μετέωρος und seiner Sippe noch weiter angeglichen hat,
1 Keines der genannten Appellativa ist vor ihm in der römischen Literatur
belegt, aer hat auch Plautus.
2 Ann. 148 vento quem perhibent Graium genus aera, vgl. Varia 55.
3 Ar. equ. 1362 αρας μετέωρον ές τό βάραθρον έμβαλώ, Epicrat. 2. 3, 10
Kock (II, ρ. 283) αίετοΐ . . . πρόβατα . . . μετεαιρ’ άναρπάΖοντες.