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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 4. Abhandlung): Die attische Politik in der Zeit der Pentekontaetie — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38946#0017
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Die attische Politik in der Zeit der Pentekontaetie.

17

nicht ein technisch geschultes Personal wie unter der Adelsherrschaft
auftrat, sondern daß alle Bürger sich beteiligten an dem Höchsten,
was der Staat kannte, der Verehrung der Götter. Die Einfachheit,
die hei diesen Schaustellungen herrschte im Gegensatz zu dem
Prunke der Adelszeit, bezeichnet Thukydides mit den Worten φιλο-
καλοΰμεν μετ’ εύτελείας, bewußt ausgesprochen im Gegensatz
zu Urteilen wie sie jener Oligarch vorträgt. Aber allerdings wahre
Kenner der Kunst und ihrer reinsten Übung gleich Dämon mochten
in ihren Forderungen und in ihrer Beurteilung der Leistungen jener
Demoten als Choreuten die Empfindlichkeit des Demos verletzt
haben. Gerade die δεινότης die geistige Überlegenheit und das
tiefe Fachwissen ist dem nach Gleichheit strebenden Demos immer
gefährlich erschienen und wird den Verdacht der Volksfeindschaft
hervorgerufen haben bei einem Manne wie Dämon1.
Der einzige Anhalt für die Zeit des Ostrakismos bietet die
Erwähnung der Kleruchie Brea2 in denOpa-rrat des Kratinos. Denn
auf die Aussendung dieser Kleruchie bezieht sich eine Inschrift, die
nach den Formen ihrer Buchstaben um das Jahr 446/5 geschrieben
ist3. In diese Zeit ist der Ostrakismos des Dämon zu setzen, also
vor den Ostrakismos des Thukydides. Da die Stellung des Perikies
im Staate nicht zu erschüttern war, so richteten seine Gegner ihre
Angriffe auf Männer, die als seine Helfer von Einfluß waren. Bei
Dämon erreichten sie ihr Ziel, weil der Demos ihm abgeneigt war.
In dem Ostrakismos, der den Kleippides treffen sollte, fiel das
Urteil auf sie selbst zurück.
In der Beichspolitik lenkte Perikies wieder in die Bahnen des
Themistokles ein. Friede mit den Persern auf Grund eines Ver-
trages, den Athen mit den Satrapen Kleinasiens schloß, wodurch
diese den Besitzstand des Bundes an den Küsten ihrer Provinzen
anerkannten. Eine feierliche Bestätigung dieses Friedens durch

1 Treffend stellt Plutarch den Dämon neben den Antiphon, Nikias 6
τή Περικλέους καταδίκη καί τω Δάμωνος έξοστρακισμ,ω καί τη προς Άντιφώντα
τόν 'Ραμνούσιον άπιστία των πολλών, καί μάλιστα τοΐς περί Πάχητα. Unrichtig
schließt Beloch II 2, 313 daraus, daß Dämon nach Perikles Tode verbannt
wurde.
2 Mit Recht vermutet Ed. Meyer 4, 22, daß die Stadt im Gebiete
des Hebros gelegen hat. Vielleicht ist sie geradezu an Stelle von Doriskos getre-
ten, das deshalb in den Tributlisten nie erwähnt wird. Wenig wahrscheinlich
hält Beloch II 2, 199 Brea für den älteren Namen von Amphipolis.
3 I. Gr. I ed. min. 45.

Sitzungsberichte cl. Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1924/25. 4. Abh.
 
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