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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 6 — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38948#0013
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.

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rb a —, wird es fast stets mit VR geschrieben; s. zB. PahlT. 62. 15,
FrP. 12. 3.] Im MPers. der Bücher ist das dem mparthT. DRG
entsprechende Wort nicht eben häufig; wo es aber vorkommt,
wird es nicht anders als dort geschrieben, d. h. ohne V, während
doch auch hier die Darstellung des gesprochenen ür durch VR
die Regel ist. Muß es nicht in hohem Grad auffallen, daß das
selbe nach Andreas mit ür gesprochene Wort 'lang' in drei mit
ganz verschiedener Schrift geschriebenen Texten, in den ap.,
mpB. und mpT. Texten — ganz im Gegensatz zu den sonst da-
rin befolgten Schreibregeln — die Bezeichnung des w-Lauts ver-
missen läßt?
10. Zur Erklärung des er im mp., np. der vergleiche man
Spiegel TradLit. 404, FrMüller WZKM. 6. 84, Hübschmann PSt. 60,
249 (= Horn GIrPh. 1 b. 34 a, 46, Salemann ebd. ia. 260), Sale-
mann GTrPh. Ia. 273 (= Bthl. AirWb. 694 o.), Güntert Reimwort-
bild. 111, Gauthiot MSL. 19. 131 f. Alle an diesen Stellen ge-
gebenen Erklärungen gehen von einem uriran. *dar^a- aus, auch
die letzte, obwohl doch Gauthiot die Göttinger Lesung des Worts
mit ür nicht unbekannt war. Es sieht ja nun so aus, als wäre
durch Gauthiot die Frage der Herkunft des er in der endgiltig
gelöst. Gauthiot tadelt an Salemanns Annahme einer Vorform
*dar*[ia- (aaO. 273), daß sie cn’a guere d’autre appui que les be-
soins de la cause', kehrt zu der alten Annahme einer Umstellung
von *dar*;a- in *dafra- (woraus dann *dair, der) zurück und setzt
die Gleichung an: ms. sary 'Löwe': np. ser = ap. dar^a-: np. der.
Allein gegen die angenommene Umstellung läßt sich genau der
nämliche Einwand erheben. Sie widerspricht durchaus der Neigung,
die sonst bei der Umstellung r-haltiger Konsonantengruppen zu-
tage tritt; inl. r + Kons. bleibt unberührt, umgestellt wird — und
zwar in verschiedenen Dialekten und zu verschiedenen Zeiten1) —
inl. Ivons. +r; vgl. fürs Persische Hübschmann aaO. 266 f. Zudem
hat es Gauthiot versäumt, sich die Frage vorzulegen, ob denn das
ms. sarjf die ursprüngliche Lautfolge zeigt, ob es nicht vielmehr
aus älterem *sa^r hervorgegangen ist2), wie das von ihm selbst

1 Sehr früh im Ossetischen; Belege bei Vasmer Unters, über die ält.
Wohns. der Slaven 1. 28.
2) Mir ist kein Wort bekannt, mit dem es in etymologischen Zusammen-
hang gebracht werden könnte. Im Anlaut kann ein kurzer sonantischer Vokal
verloren gegangen sein.

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