Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. VI.
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Satz „ar. r = uriran. (und awest.) ur“ falsch war? Leider
wird uns nicht gesagt, was denn unter ü zu verstehen sei.
Jedenfalls doch nicht das nämliche wie unter u. Ist mit
ü das kslav. ^ gemeint? Damit könnte ich mich völlig ein-
verstanden erklären; denn WZKM. 24 (1910). 156 habe ich
ja selber die Lautfarbe des z im awest. zr mit ö bestimmt,
s. dazu Leskien GrabulgSpr. 10 über den Lautwert des
kslav. Es wäre sehr wTünschensw7ert, über die Bedeutung
jenes ü baldigen Aufschluß zu erhalten.
Schwierigkeiten bereitet bei der Frage nach der uriran. Ge-
staltung des ar. r, das ist nicht zu leugnen, das Präsens des
Verbums 'machen': ap. kunautiy; auch das MSoghd. hat
kun°\ das u darin kann also bei der Übereinstimmung des
Südwestens und Nordostens hohes Alter beanspruchen.
Bei den Untersuchungen über die Nachkommen der ur-
sprachlichen r, 1, uswn — bez. nach Anderen 3r, 3J, usw. —
hat sich herausgestellt, daß sie nicht einheitlich gefärbt
waren. Neben der großen Mehrheit mit unbestimmter Fär-
bung gab es jedenfalls eine Anzahl mit ausgesprochen dunkler
Farbe. Es sind das jene Fälle, in denen, um nur eine
Sprache herauszugreifen, das Baltische statt des gewöhnlichen
ir, il vielmehr ur, ul aufweist. Die Tatsache muß anerkannt
werden, wenn schon die Ursache einstweilen noch verborgen
ist; s. dazu Beugmann, Gdr.2 1. 453 f., Güntert Ablauts-
probl. 100 ff., Hirt Vokalismus 98 f., zuletzt (mit weiteren
Literaturangaben) Walde Stand&Aufg. 152 ff. (in dem Auf-
satz 'o-farbige Reduktionsvokale im Idg.’). Mir scheint nun,
daß sich einige dieser dunkel gefärbten Liquidasonanten
auch im Iranischen nachw7eisen lassenx), abgehoben von den
übrigen durch besondere dunkelfarbige Gestaltung. Und in
erster Linie kommt dafür eben das Präs, apers. kunautiy in
Betracht. Vgl. wegen seines u die Literatur bei Bthl. AirWb.
447 No. 1, und wiegen der sonstigen Vertretung des ar. r im
APers. oben S. 17.
Was den auffälligen Mangel des r-Lauts anbelangt, so
wrnllen ihn Gauthiot GrSogcl. 94 und Meillet VPers. 49 f.
aus dem Umstand erklären, daß das Verbum häufig als Hilfs-
verbum diente, infolge dessen es un traitement abrege de
’) Nicht hinter Labialen, s. S. 26, No. 3.
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Satz „ar. r = uriran. (und awest.) ur“ falsch war? Leider
wird uns nicht gesagt, was denn unter ü zu verstehen sei.
Jedenfalls doch nicht das nämliche wie unter u. Ist mit
ü das kslav. ^ gemeint? Damit könnte ich mich völlig ein-
verstanden erklären; denn WZKM. 24 (1910). 156 habe ich
ja selber die Lautfarbe des z im awest. zr mit ö bestimmt,
s. dazu Leskien GrabulgSpr. 10 über den Lautwert des
kslav. Es wäre sehr wTünschensw7ert, über die Bedeutung
jenes ü baldigen Aufschluß zu erhalten.
Schwierigkeiten bereitet bei der Frage nach der uriran. Ge-
staltung des ar. r, das ist nicht zu leugnen, das Präsens des
Verbums 'machen': ap. kunautiy; auch das MSoghd. hat
kun°\ das u darin kann also bei der Übereinstimmung des
Südwestens und Nordostens hohes Alter beanspruchen.
Bei den Untersuchungen über die Nachkommen der ur-
sprachlichen r, 1, uswn — bez. nach Anderen 3r, 3J, usw. —
hat sich herausgestellt, daß sie nicht einheitlich gefärbt
waren. Neben der großen Mehrheit mit unbestimmter Fär-
bung gab es jedenfalls eine Anzahl mit ausgesprochen dunkler
Farbe. Es sind das jene Fälle, in denen, um nur eine
Sprache herauszugreifen, das Baltische statt des gewöhnlichen
ir, il vielmehr ur, ul aufweist. Die Tatsache muß anerkannt
werden, wenn schon die Ursache einstweilen noch verborgen
ist; s. dazu Beugmann, Gdr.2 1. 453 f., Güntert Ablauts-
probl. 100 ff., Hirt Vokalismus 98 f., zuletzt (mit weiteren
Literaturangaben) Walde Stand&Aufg. 152 ff. (in dem Auf-
satz 'o-farbige Reduktionsvokale im Idg.’). Mir scheint nun,
daß sich einige dieser dunkel gefärbten Liquidasonanten
auch im Iranischen nachw7eisen lassenx), abgehoben von den
übrigen durch besondere dunkelfarbige Gestaltung. Und in
erster Linie kommt dafür eben das Präs, apers. kunautiy in
Betracht. Vgl. wegen seines u die Literatur bei Bthl. AirWb.
447 No. 1, und wiegen der sonstigen Vertretung des ar. r im
APers. oben S. 17.
Was den auffälligen Mangel des r-Lauts anbelangt, so
wrnllen ihn Gauthiot GrSogcl. 94 und Meillet VPers. 49 f.
aus dem Umstand erklären, daß das Verbum häufig als Hilfs-
verbum diente, infolge dessen es un traitement abrege de
’) Nicht hinter Labialen, s. S. 26, No. 3.
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