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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1925/26, 1. Abhandlung): Die Phalangen Alexanders und Caesars Legionen — Heidelberg, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.38874#0091
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Die Phalangen Alexanders und Caesars Legionen.

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geplante Anordnung der Legionen in der Schlachtlinie ergilot sich
aus der Marschordnung. Denn die Aufeinanderfolge der Legionen
in der Marschkolonne ist bereits mit Rücksicht auf einen plötzlich
überraschenden Angriff getroffen. Nach dieser Ordnung hätten
die Legionen in der Richtung von links nach rechts folgende Plätze
einnehmen sollen
VII XII XI VIII IX X
Denn den für den Angriff der Römer entscheidenden Platz am
rechten Flügel hat notwendig die Legio X eingenommen und die so
wichtige schließende Stellung am linken Flügel die Legio VII.
Diese Anordnung ergibt eine höchst merkwürdige Überein-
stimmung mit der Aufstellung der Phalangen Alexanders bei Issos
und Gaugamela:
Krateros, Amyntas, Ptolemäus, Meleager, Perdiccas, Koinos.
In den Schlachten Alexanders und Cäsars ist es der Gefechts-
wert, der die Gruppierung der Abteilungen und den Platz jeder
Abteilung innerhalb ihrer Gruppe und zwar völlig übereinstimmend
feststellt.
Eben diese Stellung hatten Cäsars Legionen in der Schlacht
gegen Ariovist. Das ergibt sich aus der Schlachtlinie des Germanen-
fürsten. Cäsar gibt die Aufstellung der germanischen Völker vom
rechten nach dem linken Flügel, wie sie ihm gegenübertraten:
Harudes Marcomannos Tribocos Vangiones Nemetes Sedusios
Suebos. Von diesen hatten die Harudes 24000 Mann stark erst
vor kurzem Ariovists Heer verstärkt, waren am wenigsten kampf-
erprobt. Die Sueben, jedenfalls der Kern seiner Scharen, werden
die Mehrheit der anderen 100000 Kämpfer gebildet haben. Gerade
mit diesen Sueben griff Ariovist den schwächsten Teil von Cäsars
Heer, die Rekrutenlegionen an. Durch das entschlossene Einsetzen
der letzten Reserven brachte Crassus die Schlacht auf diesem Flügel
zum Stehen. Ariovist ist eben ein Heerkönig gewesen und nicht
bloß ein bramarbasierender Schwabe1.
Wenn auch das Genie keines Lehrers bedarf, sondern selbst
gesetzgebend wirkt, so ist es doch erstaunlich, daß Cäsar als voll-
endeter Feldherr erscheint, ohne die technische Vorbildung des
Soldaten zu besitzen. Sichtlich hat er es verschmäht unter fremder
Führung in den Kriegen jener Zeit zu dienen, weil er, stets der
Erste, niemandem gehorchen konnte. Nur seine wunderbare Tapfer-
keit bewährte er bei jenem Sturm auf Mitylene, wo er die höchste

1 Sein Ethos hat allerdings Cäsar wunderbar getroffen.
 
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