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Saxl, Astrolog. Hss. II. Bd. Wien.
Griechentum zugleich mit dem Sternkatalog des Ptolemäus Stern-
karten, auf denen die Sternbilder in ein geometrisches Netz ein-
getragen waren. Bei dieser Über-
nahme erfuhren die klassischen,
an den Himmel versetzten Ge-
stalten manche Transformation,
da sie nicht mehr die Bilder der
klassisch-mythologischen Phan-
tasie, sondern bloß bildhafte
Umfangsbestimmungen der Ge-
schöpfe griechischer und graeco-
orientalischer Astronomen ge-
worden sind.
Wohl schon im 13. Jahrhun-
dert, zugleich mit der Erweckung
des Interesses für astronomische
Beobachtungen durch den Orient,
sind solche Sternkarten nach Südeuropa
gelangt. In unserem Codex ist uns die stark
europäisierte Kopie eines orientalischen
Blattes erhalten. Italienischer Formensinn
hat manches Neue in diese orientalischen
Gestalten hineingesehen—der Serpentarius
unserer Handschrift (Taf. V, Abb. 10) ge-
mahnt uns daran, daß wir im Zeitalter der
Wiedererweckung des Laokoon stehen —,
aber das Mathematische und das Lineare,
der unmythologische Ausdruck des Ganzen
bleibt vorherrschend. Die Zeichnung des
Codex will eben nichts anderes sein, als die
bildhafte Wiedergabe eines Sternkatalogs,
die genau genug ist, um daran Messungen
vornehmen zu können, die im Zusammen-
hang mit der Beobachtung des wirklichen
Himmels zu denken sind.
Es liegt nahe, anzunehmen, daß es in Spanien war, wo arabische
Sternkarten zuerst in Europa kopiert wurden, und daß diese Kopien
von Spanien nach Italien kamen, in das Italien des Pietro d’Abano.
Von hier aus wanderten sie nach Norden. In den Handschriften
des Nikolaus von Cues, die heute noch im Hospital von Cues
Abb. 23. Perseus aus Scotus-
Handschriften:
a) Cod. Vind. 2378 Bl. 7X
b) Cod. Vind. 3394 Bl. 222v.
Saxl, Astrolog. Hss. II. Bd. Wien.
Griechentum zugleich mit dem Sternkatalog des Ptolemäus Stern-
karten, auf denen die Sternbilder in ein geometrisches Netz ein-
getragen waren. Bei dieser Über-
nahme erfuhren die klassischen,
an den Himmel versetzten Ge-
stalten manche Transformation,
da sie nicht mehr die Bilder der
klassisch-mythologischen Phan-
tasie, sondern bloß bildhafte
Umfangsbestimmungen der Ge-
schöpfe griechischer und graeco-
orientalischer Astronomen ge-
worden sind.
Wohl schon im 13. Jahrhun-
dert, zugleich mit der Erweckung
des Interesses für astronomische
Beobachtungen durch den Orient,
sind solche Sternkarten nach Südeuropa
gelangt. In unserem Codex ist uns die stark
europäisierte Kopie eines orientalischen
Blattes erhalten. Italienischer Formensinn
hat manches Neue in diese orientalischen
Gestalten hineingesehen—der Serpentarius
unserer Handschrift (Taf. V, Abb. 10) ge-
mahnt uns daran, daß wir im Zeitalter der
Wiedererweckung des Laokoon stehen —,
aber das Mathematische und das Lineare,
der unmythologische Ausdruck des Ganzen
bleibt vorherrschend. Die Zeichnung des
Codex will eben nichts anderes sein, als die
bildhafte Wiedergabe eines Sternkatalogs,
die genau genug ist, um daran Messungen
vornehmen zu können, die im Zusammen-
hang mit der Beobachtung des wirklichen
Himmels zu denken sind.
Es liegt nahe, anzunehmen, daß es in Spanien war, wo arabische
Sternkarten zuerst in Europa kopiert wurden, und daß diese Kopien
von Spanien nach Italien kamen, in das Italien des Pietro d’Abano.
Von hier aus wanderten sie nach Norden. In den Handschriften
des Nikolaus von Cues, die heute noch im Hospital von Cues
Abb. 23. Perseus aus Scotus-
Handschriften:
a) Cod. Vind. 2378 Bl. 7X
b) Cod. Vind. 3394 Bl. 222v.