Metadaten

Ritter, Gerhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 5. Abhandlung): Studien zur Spätscholastik, 3: Neue Quellenstücke zur Theologie des Johann von Wesel — Heidelberg, 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38927#0031
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Studien zur Spätscholastik. III.

31

schaft der hussitischen Ideen mit den seinigen getäuscht hat. Ob
der Anstoß zur Opposition von dieser Seite gekommen ist, läßt
sich nicht mit Sicherheit sagen1.
4. Das opusculum de auctoritate, officio et potestate
pastorum ecclesiasticorum.
Der Nachweis 0. Clemens, daß der unter diesem Namen
gehende, mehrfach gedruckte Traktat2, den man früher, v. d. Hardt
und Walch folgend, allgemein dem Johann von Wesel zuschrieb,
nicht von ihm herrühren könne3, ist seitdem von der Forschung
allgemein rezipiert worden. Es fragt sich, ob die jetzt neu auf-
getauchten Schriften uns etwa zu einer Revision dieses Urteils
nötigen.

1 In diesem Zusammenhang gewinnt auch das Stück B 7 unserer Stock-
holmer Sammelhandschrift eine gewisse Bedeutung. Der darin geführte
Beweis gegen die Petruslegende entspricht inhaltlich vollkommen der
,,persuasio quarta“ des Traktates eines sonst unbekannten ,,juvenis eruditus“
namens Ulricus Yelenus: „In hoc libello“ usw. (Panzer IX, 128 u. ö.; Weller,
Rep. typogr., 1959/60) von 1520, der Luther aus Böhmen zugeschickt wurde
(s. Enders Luthers Briefwechsel III, 1889, S. 81, u. O. Clemen, Zentralbl.
f. Bibliothekswesen 17,586 ff.). WasYelenus an dieser Stelle gibt, ist, nur in etwas
breiter ausgeführter Form und mit einigen Umstellungen, der Inhalt unseres
Stückes. Marsilius von Padua, an den man als gemeinsame Vorlage denken
könnte, kommt für diese Stelle nicht in Betracht; seine Ausführungen gegen
die Anwesenheit Petri in Rom (Defensor pacis II, cap. 16, Ausg. v. 1522, fol.
tll = p. 207f.) entsprechen vielmehr etwa der ,,persuasio septima“ des
Velenus.
Das Erscheinen einer questio über dieses Thema inmitten Weselscher
Traktate ist um so bemerkenswerter, als die „Apologie“ des U. Velenus durch
Simonus Hessus (= Urbanus Rhegius) von 1523 (Basel) als zweiten Teil einen
Abdruck des pseudoweselischen, im folgenden Paragraphen zu besprechenden
Traktats de auctoritate, officio et potestate pastorum ecclesiasticorum enthält (vgl.
darüber: Haussleiter, ZKG. 19, 467, u. Clemen, Zentralbl. f. Bibliotheks-
wesen 17, 572ff.). Man bemerkt, wie eng diese ganze Oppositionsliteratur über-
lieferungsgeschichtlich zusammengehört. Mehr wage ich einstweilen nicht aus-
zusprechen.
2 Walch, Monim. medii aevi II, 2, 117ff.; über die älteren Drucke vgl-
Zeitschr. f. Kirchengesch. 18, 362ff., 639f.; 19, 464ff. Ich benutzte neben
Walchs mangelhaftem Neudruck die Ausgabe in der (von Urban Rhegius
stammenden?) anonymen Flugschrift: Apologia Simonis Hessi adversus do-
minum Ruffensem usw. [Basel, Adam Petri, 1523]. Vgl. Haussleiter, Zeit-
schr. f. Kirchengesch. 19, 467ff., u. Centralbl. f. Bibliothekswesen 17, 569.
3 DZGW II, 159ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften