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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0012
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12

Ernst Lohmeyer:

In diesem Satz ist die schon durch seine Stellung angedeutete
Absicht sprachlich genau bezeichnet. Der Imperativ cppovEprs
nimmt den Hauptbegriff der bisherigen Mahnrede wieder auf;
strittig sind aber die näheren Bestimmungen dieses Verbums.
Auf den ersten Blick scheint eine Korrespondenz zwischen Haupt-
und Nebensatz nahe zu liegen: Dem touto entspräche das Relati-
vum 6, dem sv uglv das sv XpiGT« ’Itjgou1. Aber sie ist bei näherer
Betrachtung sprachlich und sachlich unmöglich. Niemals hat das
Demonstrativum oöxop bei Paulus vorwärtsweisende, sondern
stets rückweisende Bedeutung; und das Neutrum touto kann auch
nur dann auf etwas Folgendes im Voraus hindeuten, wenn ihm ein
Substantivum, ein infinitivischer oder ein durch öxi, L'va usw.
eingeleiteter Satz folgt2. Daß es auf ein kommendes Relativum
verweise, ist sprachlich ohne Analogien. Ebensowenig ist sachlich
eine Korrepondenz zwischen sv upuv und sv XpLcxco ’Iyjgou möglich.
Die letztere Formel müßte von der Gemeinschaft der einzelnen mit
Christus, die erstere von der Gemeinschaft der einzelnen unter-
einander sprechen. Aber eben diese Gemeinschaft untereinander
besteht ja nur ,,in Christus“, und gerade die vorhergehenden
Sätze haben die Begründung aller Gemeinschaft ,,in Christus“
stark betont. Wenn aber ein „Unter euch“ nicht denkbar ist, ohne
daß es zugleich auch ein ,,In Christus“ wäre, so ist eine vergleichende
Gegenüberstellung beider Formeln unmöglich, zumal auch das
steigernde oder betonende vsA seinen Sinn verlöre. So sind also
die beiden Sätze nicht nach Art eines ,,so . . . wie“ aufzufassen,
sondern voneinander zu trennen. Ein jeder ist in sich selbständig.
Der erste Satz faßt kurz und formelhaft zusammen; er ist der
Abschluß der bisherigen Paränese, und nur in seiner gewollten
Farblosigkeit liegt ein unausgesprochenes Moment der Überleitung.
Der zweite Satz führt selbständig zu dem folgenden Gedicht hin;
das Relativum knüpft in bekannter Weise locker an und ist dem
Sinne nach gleich einem „Und dieses“. Was bedeutet dann aber
dieses Sätzchen: 6 xocl sv Xpwrap ’Iyjoou? Wenn es notwendig ist,
es selbständig zu nehmen, so scheidet der geläufige Sinn der Formel
1 So die meisten neueren Ausleger, besonders Deissmann, Die neutesta-
mentliche Formel „in Christo“ 113ff., der mit seiner Deutung die alte Yic-
torins erneut: Hoc sentite in vobis, quod sentite in Christo Jesu. Ebenso
Dibelius im Handb. z. NT2 z. St.; vgl. auch Hain, Studien und Kritiken
1893, 169—171; Loofs, a. a. O. 80 ff.
2 Vgl. Blass-Debr.5 § 290, 3.
 
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