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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0048
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48

Ernst Lohmeyer:

ÜTcspu^coaev1. Es ist das Gesetz von der religiösen Beziehung'
zwischen Niedrigkeit und Hoheit. Gott ist diese coincidentia
oppositorum, oder genauer: Gott wirkt diese coincidentia opposi-
torum. Darum ist, wo die tiefste Niedrigkeit gesetzt war, auch die
höchste Göttlichkeit gesetzt; und in denWorten der dritten Strophe:
er ward gehorsam, war in tiefer Vorausdeutung schon von diesem
Gesetze mitgesprochen. Sie deuten an, wie sie selbst in der Mitte
zwischen den beiden Verben stehen, auch die sachliche Mitte, die
Einheit des Prinzips an, die das sTa-slvcoasv zautov und das u7uspu-
d;coosv auTov verbindet.
Was aber ist der sachlich religiöse Sinn dieser „überschwäng-
lichen Erhöhung“ ? Es ist seltsam, daß hier nirgends von Aufer-
weckung oder Auferstehung unmittelbar gesprochen wird; und
noch seltsamer wird der Sachverhalt dadurch, daß sich das Wort
.„erhöhen“ bei Paulus in dem hier gebrauchten Sinne niemals
findet2. Es tritt nur noch an zwei Stellen der Apostelgeschichte
auf, hinter denen man wohl mit Recht aramäische Quellen vermutet
hat, und an vier Stellen des vierten Evangeliums. Aber in der
Apostelgeschichte ergänzt das Wort den Gedanken der Aufer-
weckung, der immer mit genannt ist; und nur in den johanneischen
Aussagen liegt eine ähnlich das ganze Gotteswunder umfassende
Bedeutung vor wie hier, und sie ist dort wie hmr eng mit dem Be-
griff und Wort des „Menschensohnes“ verknüpft. Nun kann der
Gedanke der Erhöhung nicht einfach den der Auferstehung ersetzen
wollen, sondern er meint hier, wie aus der Fortsetzung unmittelbar
deutlich wird, auch die sessio ad dextram dei. Was in der Apostel-
geschichte also schon zu einer Folge der Auferstehung präzisiert ist,
ist hier noch mit seiner Voraussetzung, der „Auferstehung“, in dem
weiteren Gedanken der Erhöhung beschlossen. Den gleichen Sinn
tragen aber auch die johanneischen Schriften. Wenn die Offen-
1 uTOpu^ouv steht nur hier; fupiuv auf Christus bezogen noch Joh. 3, 14;
8,28; 12,32,34; Act. 2,33; 5,31; vgl. auch Od. Sal. 41,12: der sich ernited-
rigte und um seiner Gerechtigkeit willen erhöht wurde. Sonst ist ü^oü'J in
negativem oder positivem Sinne auf die Gläubigen bezogen: Act. 13, 17;
Jac. 4, 10; I. Petri 5, 6; auch II. Kor. 11, 7.
2 Ygl. auch Bertram, Die Himmelfahrt Jesu vom Kreuze (Festgabe für
Adolf Deissmann 187ff.), wo weitere Literatur. Die Überschrift ist freilich
irreführend; denn es handelt sich nicht um eine Kreuzesbetrachtung, sondern
allgemein um eine Todesdeutung, und nicht um Himmelfahrt, welcher Begriff
•erst eine eigentümliche Weiterung des Auferstehungsgedankens ist, sondern
allgemein um Erhöhung. S. weiter im Text.
 
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