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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0059
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Kyrios Jesus.

Möglichkeit und der einzigen Wirklichkeit jeden Betens und Be-
kennens; es ist ihre Bedingung und ihr Gegenstand, ihr Grund und
ihr Ziel. Deshalb ist die Frage auch nicht möglich, ob der Name
Jesu ,,nur“ das Medium sei, durch das der Fromme sich vor Gott
,,beuge“. Er ist in sich alles Genüge und ist dieses durch Gottes
eigene Tat, so daß für den Frommen nur dieses gilt, daß er in ihm
und durch ihn Gott habe und bekenne.
Die formale und sachliche Mitte der fünften Strophe ist die
zweite Zeile: -av yovu xag^Tli Sle scheidet und verbindet auch den
einzigen Herrscher der ersten mit dem All der Beherrschten in der
dritten Zeile. ,,Die Knie beugen“ d. h. auf die Knie sinken ist nicht
nur die orientalische Gebärde der schrankenlosen Unterwerfung
der Untertanen, die vor dem Herrn gleichsam nicht aufrecht zu
stehen vermögen, sondern ebenso die der gläubigen Anbetung des
Frommen zu seinem Gott1. Und beides, Unterwerfung wie Anbe-
tung, bestimmt die Würde des Kyrios. Unterworfen ist in der Ge-
genwart die Welt dem Teufel; daß ihm auch die Anbetung der
Welt gehöre, ist sein Ziel, dessen Verfolgung die Grauen der Endzeit
beschwört und jetzt schon zum Scheitern verurteilt ist. Denn es
ist durch Gottes Tat entschieden, daß diesem einen Kyrios Unter-
werfung wie Anbetung gebühre. Wichtiger noch ist, daß das All
vor ihm die Knie beugt. Es wird mit dreifachem Ausdruck scharf
und nachdrücklich bezeichnet: Himmlische und Irdische und
Unterirdische. Es sind die drei Reiche alles Bestehenden gemeint,
Himmel, Erde und Hölle2 *. Die Schärfe mit der hier die Erde als
1 Also im Gegensatz zu der freien und aufrechten Haltung des helleni-
schen Adoranten. Für das NT s. z. B. Act. 7, 60; 9, 40; 20, 36; 21, 5; auch
Mc. 15, 19; Lc. 22, 41; Eph. 3, 14.
2 Die gleiche Dreiteilung des Kosmos in Apok. 5, 3 und Ign. Trall. 9,1:
ß/ve-ovTwv twv s-oupocvLcov xoc'i sTuyELoov xod uTtoyfkmojv. In P. Par. 374, 3042 (heraus-
gezogen von Deissmann, Licht vom Osten4 223) liegt eine Fünfteilung vor. Die
Dreigliederung ist in iranischer Religion dogmatisch notwendig; Himmel und
Hölle sind die entscheidenden Gegensätze, die Erde ist das unentschiedene
Reich der Mitte (vgl. näheres bei Chantepie de la Saussaye, Lehrb. d. Rel.-
Gesch.4, a. a. O.). Anknüpfungen bot im AT wohl die gelegentliche Erwähnung
von Himmel, Erde, Meer, aber sie ist auch hier ohne sachliche Bestimmtheit,
und deshalb nicht unmittelbar mit der iranischen in Eines zu setzen. Vergleich-
bar ist auf hellenistischem Boden die Stelle, die Peterson Elp Feop 259, 2
anführt (Servius zu Verg. Bucol. V 66 nach Porphyrius): triplicem esse
Apollinis potestatem et eundem esse Solem apud Superos, Liberum patrern
in terris, Apollinem apud inferos; ferner Ardeet ed. Littmann p. 29: there
is no other God besides him in heaven, above and on earth below. Die von
 
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