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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0061
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Kyrios Jesus.

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gleichen Schluß. Sie ist 1. Kor. 12,3 in der kürzeren Form gegeben:
Kyrios Jesus. Auch dort fehlt ein einschränkendes „unser“; und
dennoch kann kaum ein Zweifel walten, daß in ihr altes liturgisches
Gut der ersten Christen enthalten ist1. Dann aber ist auch der
Schluß notwendig, daß dieses Bekenntnis nicht in erster Linie den
Herrn der Gemeinde, sondern den Herrn der Welt meint. Neu ist
in diesem Zusammenhänge der Name Christus. Kein Gedanke des
Psalmes hat bisher auf die im spezifischen Sinne messianische
Würde Jesu hingedeutet; so ist Christus hier, wie auch die Wort-
stellung zeigt, wie ein Eigenname verwandt.
Endlich führt die letzte Zeile den feierlichen Lobpreis zu ihrem
letzten Grund und letzten Ziele hin. Es entspricht einer allgemei-
nen jüdischen wie urchristlichen Gewohnheit; aber sie hat auch
in diesem Psalm ihren besonderen Grund. Denn die Tat Gottes
ist der Wendepunkt des Gedichtes; sie erst hat die Möglichkeit und
Wirklichkeit geschaffen, den „Herrn Jesus Christus“ zu bekennen.
Seltsam ist in diesem Zusammenhang der Zusatz xaTpop. Er scheint
zunächst nur dem rhythmischenZwange zu entstammen, eine dritte
Bestimmung, der Dreihebigkeit jeder Zeile entsprechend, den beiden
vorangegangenen anzufügen, wie auch in der zweiten Zeile der
Name Christus angeschlossen ist. Aber weshalb alsdann das Wort
„Vater“? Vater der Gläubigen kann nicht gemeint sein; denn
das Gedicht spricht nirgends von Gläubigen. „Vater“ Christi ?
So fände sich hier eine Andeutung des letzten noch verbleibenden
urchristlichen Titels für Jesus: „Sohn Gottes“. Aber auch die
Möglichkeit muß in Betracht gezogen werden, daß hier von dem
„Vater der Welt“ die Bede ist. Der Ausdruck ist wohl selten—-
er begegnet in verwandtem Zusammenhänge Eph. 3, 15 —, die
Sache jedoch, wenn auch nicht das Wort, ist in johanneischen
Schriften und auch gelegentlich bei Paulus bezeugt. Eine sichere
Entscheidung ist kaum zu treffen2; aber der Zwang, für Gott einen
Beinamen zu finden, ist gerade aus urchristlichem Denken begreif-
lich genug. Der Name, der sonst in jüdischem Glauben Gott gebührt:
1 Vgi.JoHs. Weiss, Kommentar zu I. Kor. 12, 3 und meinen Aufsatz:
Briefliche Grußüberschriften (ZNTW 1927, 158ff).
2 Sie wäre sicherer, wenn die dritte Zeile noch als Inhalt des Bekenntnis-
ses betrachtet werden müßte, wie Peterson Blc, Qzoc, 133 meint. Aber daß
„Jesus Christus Herr sei zur Ehre Gottes“, gibt einen minder klaren Ge-
danken ; deshalb ist die letzte Zeile als nähere Bestimmung zu e^ogokoyTjasTai zu
ziehen. Sachlich ist der Unterschied nicht eben bedeutend.
 
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