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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0063
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Kyrios Jesus.

63;
Hier wird nicht in apokalyptischer Entrückung, sondern aus klarer,
von Geschehenem wissender Erkenntnis geschaut. So könnte man
den Psalm mit heutigen Worten eine Ideendichtung in Form eines-
Mythos nennen und ihn darin etwa dem johanneischen Prolog oder
manchen der salomonischen oder auch gnostischen Oden zur Seite
stellen. Dennoch bleibt zu beachten, daß kaum ein Christuslied
der urchristlichen Zeit anders spricht als dieser Psalm. Man ver-
gleiche etwa den kurzen Hymnus 1. Tim. 3, 16:
(1) op ecpocvspwtb] ev aapxf (2) sx7]pö)GP/] sv eTvegiv
sScxcaorb'/} sv TTVEUjacm stuotsuTt) ev xoagco
öjcph-T] oiyyzkoiq avsZyjp/ph'/] ev So^T]1.
oder die Bruchstücke eines Kerygmas, die in die Paränese des 1. Pe-
trusbriefes eingestreut sind:
■9'avaToybsG gsv aap/i
'CcOOTtOlTjEsG Se 7UVEUgaTt ....
TropsuEsG sip oupavov2

1 Daß dieser kurze Hymnus sich in 2 Strophen zu drei Zeilen gliedert,
kann hier nur kurz angedeutet werden. Strophe 1 spricht nur von dem Werk
des Christus, und zwar meint Zeile 1 sein geschichtliches Dasein, Zeile 2 den
Sieg über die Schmach des Todes, Zeile 3, johanneisch gesprochen, seine Heim-
kehr zum Vater. Alsdann schildert Strophe 2 die Wirkung dieses Daseins und
Werkes, das vom Himmel ausging und zum Himmel zurückkehrte. Sie ist
nicht geschichtlich gemeint, sondern als vollendete eschatologische Tatsache
gesetzt; Zeile 1 der zweiten Strophe geht also nicht au! die missionarische
Verkündigung des Urchristentums, sondern auf die gleichsam mythische
Kunde von der Vollendung des göttlichen Werkes Christi, die alle Völker
durcheilt, Zeile 2 spricht, um es mit den Worten des Philipperpsalmes zu sagen,
von dem „Bekenntnis des Alls“; denn das stuöteüüt; ev xoagcp ist nicht di-
stributiv gleich „viele aus der Welt sind gläubig geworden“, sondern rhyth-
misch und stilistisch notwendige Umschreibung für die ganze Welt ward gläubig,
was keine geschichtliche, sondern eschatologische Tatsache meint. Endlich
spricht die letzte Zeile von der endgültigen Übertragung der Kyrioswürde,
nicht aber von der Himmelfahrt; daß sie dann vor exTjpuxüy) und £7uaTeö8r4
ihre rechte Stelle hätte (so Dibelius z. St.), ist kaum richtig. Apc. Joh. 5 er-
folgt die „Inthronisation“ erst mit dem Anheben des letzten Gerichtes. So
wird Verwandtschaft und Differenz dieses Hymnus mit dem Philipperpsalm
unmittelbar deutlich.
2 Nur diese Partizipien sind mit einiger Sicherheit als kerygmatisch.es
Bruchstück aus dem Kontext des Briefes herauszulösen (anders Lietzmann,
Messe und Herrenmahl 179); das zeigt schon die stilistische Form. Zugleich
wird so die Verwandtschaft mit I. Tim. 3, 16 unmittelbar einleuchtend.
 
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