78
Ernst Lohmeyer :
Name, den er ererbt hat“ (1, 3) — auch dieses charakteristische
Wort begegnet hier — nichts anderes als der Kyrios, oder wie ihn
der Hebräerhrief umschreibt, ,,Erbe des Alls“. Das Kyriostum über
die Welt ist so auch hier die eigentliche Mitte der christologischen
Aussagen, in der kosmologische und soteriologische Gedanken sich
treffen.
So steht denn die göttliche Art des „Sohnes“ dem Hebräer-
brief gleichsam von Anfang an fest. Es ist die gleiche Anschauung
wie in dem Hymnus, den Paulus zitiert; sie ist nur nach der Seite
der metaphysischen Substantialität Christi präzisiert. Ist sie aber
dort mit dem Menschensohngedanken verbunden, so muß auch hier
der Gedanke der Menschwerdung mit ihr unlöslich verknüpft sein.
Es ist in der Tat der Fall. Vielleicht ist es zwar noch nicht Beweis
genug, daß das alttestamentliche Zitat, in dem der Name Menschen-
sohn begegnet, auf den „Sohn“ bezogen wird. Wichtiger ist, daß
der Hebräerbrief wie unser Psalm auch den Gedanken einer gleich-
sam vorzeitlichen Versuchung kennt und in ihm das entscheidende
Motiv seiner geschichtlichen Sendung sieht (12, 2): avrt, tt)p -poxst,-
giv7)£ auTto %ocpa<; u-sgEivev Gxaupöv cda'/vv~qc, xaTacppov/jaocp, sv Ss^t,a
te tou Apovou tou Asou xexaAixev.
Auch hier steht also die präexistente Gestalt in der Wahl
zwischen Freude und Schande, Freude und Leiden, und weil sie
die Freude verschmähte, ist sie jetzt zur Rechten Gottes erhöht
worden. So ist es das gleiche göttliche Gesetz, das die verschiedenen
Zeiten und Zonen seines Daseins zu einer göttlichen Einheit zu-
sammenschließt. Wohl ist die Wahl des Kreuzes hier stärker als
die notwendige Folge einer persönlichen Gesinnung angeschaut.
Gesetz und Gestalt sind hier näher verbunden, derart daß die
Gestalt das personhaft gewordene Gesetz und das Gesetz der Sinn
und die Kraft dieser Gestalt ist. Aber diese leichte Wandlung
bestätigt nur, daß die Gültigkeit dieser Gestalt in der gleichen Norm
Gottes begründet ist, von der in unserem Psalm vielleicht abstrakter
und gegenständlicher die Rede ist1.
1 Die gleiche Anschauung liegt auch 5, 5ff vor; mit der Wendung:
ouxwp xocl 6 Xpiaxop oi>x, sccuxöv s8oE,aasv yeveArjvou txp^iepsa. beginnt die knappe
Schilderung des geschichtlichen Lebens Christi, und sie mündet in die
Worte: xpoaayopeuAelc; Nra tou Aeoü äpyispeV xaxa xridgv MsX/iaeSsx. Die erste
Wendung umschreibt nichts Anderes als die erste Strophe des Philipper-
psalms: oi>x apTrocygöv yjyYjo'oc'ro to slvoa i'aa -9-scp, die letzte die vierte Strophe:
eyapicraTO aüxö xö övogoc xo üxep xav ovoga. Und die Entwicklung des Ge-
Ernst Lohmeyer :
Name, den er ererbt hat“ (1, 3) — auch dieses charakteristische
Wort begegnet hier — nichts anderes als der Kyrios, oder wie ihn
der Hebräerhrief umschreibt, ,,Erbe des Alls“. Das Kyriostum über
die Welt ist so auch hier die eigentliche Mitte der christologischen
Aussagen, in der kosmologische und soteriologische Gedanken sich
treffen.
So steht denn die göttliche Art des „Sohnes“ dem Hebräer-
brief gleichsam von Anfang an fest. Es ist die gleiche Anschauung
wie in dem Hymnus, den Paulus zitiert; sie ist nur nach der Seite
der metaphysischen Substantialität Christi präzisiert. Ist sie aber
dort mit dem Menschensohngedanken verbunden, so muß auch hier
der Gedanke der Menschwerdung mit ihr unlöslich verknüpft sein.
Es ist in der Tat der Fall. Vielleicht ist es zwar noch nicht Beweis
genug, daß das alttestamentliche Zitat, in dem der Name Menschen-
sohn begegnet, auf den „Sohn“ bezogen wird. Wichtiger ist, daß
der Hebräerbrief wie unser Psalm auch den Gedanken einer gleich-
sam vorzeitlichen Versuchung kennt und in ihm das entscheidende
Motiv seiner geschichtlichen Sendung sieht (12, 2): avrt, tt)p -poxst,-
giv7)£ auTto %ocpa<; u-sgEivev Gxaupöv cda'/vv~qc, xaTacppov/jaocp, sv Ss^t,a
te tou Apovou tou Asou xexaAixev.
Auch hier steht also die präexistente Gestalt in der Wahl
zwischen Freude und Schande, Freude und Leiden, und weil sie
die Freude verschmähte, ist sie jetzt zur Rechten Gottes erhöht
worden. So ist es das gleiche göttliche Gesetz, das die verschiedenen
Zeiten und Zonen seines Daseins zu einer göttlichen Einheit zu-
sammenschließt. Wohl ist die Wahl des Kreuzes hier stärker als
die notwendige Folge einer persönlichen Gesinnung angeschaut.
Gesetz und Gestalt sind hier näher verbunden, derart daß die
Gestalt das personhaft gewordene Gesetz und das Gesetz der Sinn
und die Kraft dieser Gestalt ist. Aber diese leichte Wandlung
bestätigt nur, daß die Gültigkeit dieser Gestalt in der gleichen Norm
Gottes begründet ist, von der in unserem Psalm vielleicht abstrakter
und gegenständlicher die Rede ist1.
1 Die gleiche Anschauung liegt auch 5, 5ff vor; mit der Wendung:
ouxwp xocl 6 Xpiaxop oi>x, sccuxöv s8oE,aasv yeveArjvou txp^iepsa. beginnt die knappe
Schilderung des geschichtlichen Lebens Christi, und sie mündet in die
Worte: xpoaayopeuAelc; Nra tou Aeoü äpyispeV xaxa xridgv MsX/iaeSsx. Die erste
Wendung umschreibt nichts Anderes als die erste Strophe des Philipper-
psalms: oi>x apTrocygöv yjyYjo'oc'ro to slvoa i'aa -9-scp, die letzte die vierte Strophe:
eyapicraTO aüxö xö övogoc xo üxep xav ovoga. Und die Entwicklung des Ge-