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Thomas; Heller, Emmy [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 4. Abhandlung): Die Ars dictandi des Thomas von Capua: kritisch erläuterte Edition — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39952#0053
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Die Ars dictandi des Thomas von Capua.

5:

etwas von seiner stilistischen Beweglichkeit auch auf den alten Bau
der Lehre zu übertragen wußte22. Auch daß in der altehrwürdigen
Gesellschaft von Cassiodor und Boethius hier zum erstenmal der
Vagantenpoet Primas Erwähnung findet23, ist bezeichnend für Ort
und Zeit: erstmals um die Wende des Jahrhunderts fand die
Vagantendichtung Eingang in Italien und zwar zunächst im Um-
kreis der nördlichen Universitäten, wo Boncompagnus und sein
Anhang die fahrenden Schüler in Wort und Werk nachahmten24.
Läßt also die ars bestimmtermaßen für ihre Musterstücke und
wahrscheinlich auch für ihre rein lehrmäßigen Teile eine ursprüng-
lich oberitalienische Niederschrift mit der zeitlich letzten Grenze
1209/10 erkennen, so ist sie doch als Ganzes nicht hierher datierbar,
denn die Salutationsbeispiele, deren spezifische Ausgestaltung ja
in der Begel den aufschlußreichsten Teil der theoretischen Ein-
leitungen ausmacht, weisen uns den vorkommenden Initialen nach
in einen mindestens zehn Jahre späteren Zeitraum. Sie lauten für
den Kaiser auf Friedrich25, für den Papst auf Honorius oder — in
der Mehrzahl der Hss. — auf Gregor26, nur an einer Stelle scheint
eine Überlieferung auf Innozenz zu deuten27. Damit werden wir
aber genau in die Jahre der kurialen Tätigkeit des Kardinals von
S. Sabina versetzt28, der kurz vor Innozenz’ III. Tode in die päpst-
22 Über die alleinstehende Etymologie für rhythmicum vgl. Abschn. 2
Anm. c. Wörtlich zitiert werden: Bibel; Cicero, de inventione; Auctor ad
Herennium; Sallust, Catilina; Virgil, Aeneis; Horaz, ars poetica; Ovid,
Heroides; Cato, Disticha; Boethius, consolatio; Priscian, institutiones gram-
maticae; Bernhard v. Pavia, Breviarium extravagantium. Nur namentlich
aufgeführt sind Cassiodor und Primat. Anderwärts benützt sind natürlich
die Stellen aus Cicero; über die mit G. Faba gemeinsamen Zitate vgl. S. 48
Anm. 10; nur in unserer ars erscheinen die Stellen aus Priscian, vgl. Abschn. 1
Anm. b, Virgil, Abschn. 16 Anm. a, Boethius, Abschn. 31 Anm. c.
23 Abschn. 2.
24 Vgl. Gaspary, Geschichte der italienischen Literatur I, S. 47; Niese,
Hist. Zeitschr. 108 S. 528 Anm. 2; über Boncompagnus’ lose Streiche vgl.
Sutter S. 32 f., 42 ff., 100 f.
23 Abschn. 12, 14, 16.
26 Abschn. 10 (zweites Beispiel), 12, 14, 15.
27 Abschn. 10 erstes Beispiel; außer unserer Hs. He. haben noch L 2.
sowie zwei Pariser codd. (10105; 16717) Innozenz an dieser Stelle.
28 1216 Jan. 28 (Potth. 5056) erscheint Thomas zum ersten Male als
Datar in päpstlichen Urkunden; er versah das Amt des Vizekanzlers, ohne
diesen Amtstitel zu führen, bis zum Tode Innozenz’ III; 1239 August 18.
starb er zu Anagni, Rycc. v. S. Germano S. 378, vgl. Auvray, Registres de
Gregoire IX nr. 5016, 5122.
 
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