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Klibansky, Raymond; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 5. Abhandlung): Ein Proklos-Fund und seine Bedeutung — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39953#0007
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Ein Proklos-Fund und seine Bedeutung.

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auf dessen Ansichten auch für andere Hypothesen als die erste
hingewiesen wird, wurde geschlossen1, Damaskios müsse einen das
ganze Werk umfassenden Kommentar gekannt haben. Allein es
läßt sich zeigen, daß, wenn Damaskios überhaupt bestimmte
Stellen meint, diese der ‘Platonischen Theologie’ des Proklos
entnommen sind. Wie stark Damaskios bei aller Vorliebe für
Iamblichos gerade von diesem Werk des Proklos abhängig ist,
lehrt der Vergleich der beiden Schriften2.
Der Sinn und die volle Bedeutung, die dieser Beschränkung
des Kommentars des Proklos auf die erste Hypothesis zukommt,
wird deutlich, wenn wir die eigentümliche Stellung betrachten,
die dem Dialog Parmenides im Platon-BiM des Neuplatonismus
und im Ganzen des neuplatonischen Systems zugemessen war:
Noch von der Platonischen Schule des zweiten Jahrhunderts
lediglich als logisch-methodische Übung betrachtet3, empfängt
dieses Werk von Plotin durch die Beziehung auf die Grund-
begriffe seines Denkens eine völlig neuartige Deutung4, wird von
Iamblich zusammen mit dem Timaios über alle anderen Schriften
gestellt5 und ist für die Athenische Schule, für Syrian und Pro-
klos6, der erhabenste aller Platonischen Dialoge. Wie kam es — so
haben wir zu fragen — zu jener für das Systembild des gesamten
antiken Neuplatonismus entscheidenden Auffassung, die in diesem

1 So Ruelle, ÜAMASKios-Ausgabe, pag. II und lib. II. pag. 96.
2 Vgl. etwa Damaskios’ Parmenid.-Komment. § 204—216 (II. 85—96
Ruelle) mit Platon. Theol. IV. 27—35, pag. 220—237.
3 Vgl. Albinos’ Εισαγωγή (in K. F. Hermanns Platon-Ausgabe vol. VI.
p. 148) und Διδασκαλικός (ibid. als Αλκινόου εισαγωγή p. 158 sq.).
4 Ennead. V. 1, 8 (Περί των τριών αρχικών υποστάσεων). Die Unter-
scheidung der 3 Arten des έν wird von Proklos aufgenommen, Parmenid.-
Komment, p. 1033 sq.
5 Vgl. Proklos Timaios-Komment., ed. Diehl, I. p. 13; ferner Προ-
λεγόμενα τής Πλάτωνος φιλοσοφίας cap. 26 (in Hermanns Platon-Ausgabe
vol. VI. p. 219).
6 Platon. Theol. I. 7, p. 16 sq.; I. 10, p. 22, u. oft. So will Proklos
in der ‘Platon. Theol.’ die vielfältige Betrachtung der göttlichen Dinge auf
den einen Parmenides zurückführen. Als Thema ausgesprochen I. 7, p. 16
und VI. 14, p. 383: ,,τήν διηρημένην άπασαν -9-εωρίαν εις τήν κοινήν καί μίαν
άναφέρειν του Παρμενίδου μυσταγωγίαν.“ Genauer gesagt ist die ‘Platonische
Theologie’ die Ausführung dessen, was im Parmenid.-Komment, p. 1064
als Programm der 2. Hypothesis aufgestellt ist; vgl. etwa Platon. Theol.
I. 2, p. 3.
 
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