Raymond Klibansky:
Dialog die Offenbarung der tiefsten Mysterien1 der Platonischen
Gotteslehre erblickt, jener Auffassung, die später Marsiglio Ficino2
mit solchem Nachdruck vertritt, und die noch Hegel3 in seiner
PLATON-Darstellung sich ausdrücklich zu eigen macht ?
Während wir im Schlußteil dieses rätselvollsten aller Platoni-
schen Dialoge das tiefe und mühenreiche Spiel4 Platonischer Ironie
zu sehen meinen, das den greisen Führer der Eleatischen Schule im
dialektischen Taumel zum Herakliteer werden5 und auf dem Boden
1 Sehr häufig bei Proklos (vgl. Platon. Theol. I. 7, pag. 16: „καί πάντα,
ώς συνελόντι φάναι, τής Ιδεολογικής έπιστήμης άξιώματα τελέως ένταΰθα [d. h. im
Parmenides] καταφαίνεται, καί των θείων διάκοσμοι πάντες συνεχώς υφιστάμενοι
δείκνυνται" καί ούδέν άλλο έστίν ή θεών γένεσις υμνημένη καί τών όπωσοϋν οντων
από τής άρρήτου καί άγνώστου τών όλων αιτίας. Τούτο ούν καί δλον καί τέλειον
τής θεολογικής επιστήμης φώς ό Παρμενίδης άνάπτει τοΐς του Πλάτωνος έρασταΐς“ ;
vgl. ferner pag. 21: „περί τών θείων μυσταγωγία“; pag. 30; Parmenides-Kom-
ment. pag. 1063), auch als Lehre des Plutarch von Athen (ibid., pag. 1059)
und des Syrian (ibid., pag. 1061). Olympiodor nennt den Parmenides das
άδυτον der Platonischen Philosophie (Comment. in Alcibiad., ed. Creuzer,
Francof. 1821, pag. 11).
2 Vgl. die Vorrede zu seiner Übersetzung des Parmenides (Marsilii
Ficini Opera omnia, tom. II, Basil. 1561, pag. 1136sq.): „Universam in Par-
menide Plato complexus est theologiam, cumque in aliis longo intervallo
ceteros philosophos antecesserit, in hoc tandem opere se ipsum superasse vide-
tur et ex divinae mentis adytis intimoque Philosophiae sacrario hoc opus
divinitus deprompsisse; ad cuius sacram lectionem quisquis accedet, prius
sobrietate animi mentisque libertate se praeparet quam attrectare mysteria
caelestis operis audeat. Hic enim divus Plato de seipso subtilissime disputat,
quemadmodum ipsum Unum rerum omnium principium est super omnia
omniaque ab illo.“
3 Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, Werke, Bd. XIV,
1833, pag. 244: „Indessen sehen die Neuplatoniker, besonders Proklos,
gerade diese Ausführung im Parmenides für die wahrhafte Theologie an, für
die Enthüllung aller Mysterien des göttlichen Wesens. Und sie kann für nichts
anderes genommen werden.“
4 έπειδήπερ δοκεΐ πραγματειώδη παιδιάν παίζειν, pag. 137b. Der Partner
dieses dialektischen Spieles trägt nicht zufällig den Namen Aristoteles.
— Es ist hier nicht der Ort, diese neuerdings bestrittene Beziehung (für die
E. Hoffmann, Berl. Phil. Woch. 1924, 519, mit gewichtigen Argumenten
eintritt) ausführlich zu begründen. Da die chronolog. Bedenken, die dagegen
geltend gemacht werden, Exponenten der herrschenden Auffassung vom
bloß-ornamentalen Charakter der Dialoge der Platon. Spätzeit sind, kann ihre
Widerlegung nur im Zusammenhang einer eingehenderen Untersuchung der
Kunstform dieser Dialoge erfolgen.
5 Parmenides als Herakliteer: Eine genaue Entsprechung findet die
Paradoxie dieses gedanklichen Verhältnisses im sprachlichen Ausdruck, der
Dialog die Offenbarung der tiefsten Mysterien1 der Platonischen
Gotteslehre erblickt, jener Auffassung, die später Marsiglio Ficino2
mit solchem Nachdruck vertritt, und die noch Hegel3 in seiner
PLATON-Darstellung sich ausdrücklich zu eigen macht ?
Während wir im Schlußteil dieses rätselvollsten aller Platoni-
schen Dialoge das tiefe und mühenreiche Spiel4 Platonischer Ironie
zu sehen meinen, das den greisen Führer der Eleatischen Schule im
dialektischen Taumel zum Herakliteer werden5 und auf dem Boden
1 Sehr häufig bei Proklos (vgl. Platon. Theol. I. 7, pag. 16: „καί πάντα,
ώς συνελόντι φάναι, τής Ιδεολογικής έπιστήμης άξιώματα τελέως ένταΰθα [d. h. im
Parmenides] καταφαίνεται, καί των θείων διάκοσμοι πάντες συνεχώς υφιστάμενοι
δείκνυνται" καί ούδέν άλλο έστίν ή θεών γένεσις υμνημένη καί τών όπωσοϋν οντων
από τής άρρήτου καί άγνώστου τών όλων αιτίας. Τούτο ούν καί δλον καί τέλειον
τής θεολογικής επιστήμης φώς ό Παρμενίδης άνάπτει τοΐς του Πλάτωνος έρασταΐς“ ;
vgl. ferner pag. 21: „περί τών θείων μυσταγωγία“; pag. 30; Parmenides-Kom-
ment. pag. 1063), auch als Lehre des Plutarch von Athen (ibid., pag. 1059)
und des Syrian (ibid., pag. 1061). Olympiodor nennt den Parmenides das
άδυτον der Platonischen Philosophie (Comment. in Alcibiad., ed. Creuzer,
Francof. 1821, pag. 11).
2 Vgl. die Vorrede zu seiner Übersetzung des Parmenides (Marsilii
Ficini Opera omnia, tom. II, Basil. 1561, pag. 1136sq.): „Universam in Par-
menide Plato complexus est theologiam, cumque in aliis longo intervallo
ceteros philosophos antecesserit, in hoc tandem opere se ipsum superasse vide-
tur et ex divinae mentis adytis intimoque Philosophiae sacrario hoc opus
divinitus deprompsisse; ad cuius sacram lectionem quisquis accedet, prius
sobrietate animi mentisque libertate se praeparet quam attrectare mysteria
caelestis operis audeat. Hic enim divus Plato de seipso subtilissime disputat,
quemadmodum ipsum Unum rerum omnium principium est super omnia
omniaque ab illo.“
3 Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, Werke, Bd. XIV,
1833, pag. 244: „Indessen sehen die Neuplatoniker, besonders Proklos,
gerade diese Ausführung im Parmenides für die wahrhafte Theologie an, für
die Enthüllung aller Mysterien des göttlichen Wesens. Und sie kann für nichts
anderes genommen werden.“
4 έπειδήπερ δοκεΐ πραγματειώδη παιδιάν παίζειν, pag. 137b. Der Partner
dieses dialektischen Spieles trägt nicht zufällig den Namen Aristoteles.
— Es ist hier nicht der Ort, diese neuerdings bestrittene Beziehung (für die
E. Hoffmann, Berl. Phil. Woch. 1924, 519, mit gewichtigen Argumenten
eintritt) ausführlich zu begründen. Da die chronolog. Bedenken, die dagegen
geltend gemacht werden, Exponenten der herrschenden Auffassung vom
bloß-ornamentalen Charakter der Dialoge der Platon. Spätzeit sind, kann ihre
Widerlegung nur im Zusammenhang einer eingehenderen Untersuchung der
Kunstform dieser Dialoge erfolgen.
5 Parmenides als Herakliteer: Eine genaue Entsprechung findet die
Paradoxie dieses gedanklichen Verhältnisses im sprachlichen Ausdruck, der