Ein Proklos-Fund und seine Bedeutung.
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imng an den Text dieses Werkes erwächst1, und Kepler als Epi-
log seines großen Werkes des Proklos Hymnus an die Sonne inter-
pretiert2. Eben in der Auslegung der Sätze des Kommentars und
der Pythagoreischen Weisheit, die er in ihnen erblickt, offenbart
sich im Verlauf der Untersuchung — oft gerade dort, wo er mit
den antiken Vorgängern übereinzustimmen meint — das Besondere
und Neue des Keplerschen Gedankens. Der durch diese eindringende
Beschäftigung erzeugten Spannung entstammt die beste Charakte-
ristik des Proklischen Stiles3, die bisher gegeben ist.
4. Der Parmenides-Kommentar des Proklos und Nikolaus von
Cues.
In der schönsten uns erhaltenen Darstellung der Gestalt des
Cusanus, die wir seinem langjährigen Vertrauten Giovanni Andrea
de Bussi verdanken4, dem Freunde des Leone Battista Alberti
und des Filelfo, möchte der Verfasser erweisen, daß die beiden
Männer, die er für die größten Denker seiner Zeit hält, daß
1 Vgl. das Prooemium zu Buch I. (Kepleri Opera, ed. Frisch, vol. V,
pag. 80). Größere Teile des Kommentars übersetzt Kepler wörtlich (z. B.
pag. 219sqq.); häufig beruft er sich gegen Aristoteles auf Proklos und
verteidigt ihn lebhaft gegen Petrus Ramus (pag. Blsqq.). Die Motti zum I.,
III. und IV. Buch sind dem EuKLiD-Kommentar entnommen; als Motto
zum I. Buch der für ihn so bedeutsame Satz: ,,Πρός δέ τήν φυσικήν θεωρίαν (seil,
ή μαθηματική) τά μέγιστα συμβάλλεται, τήν τε των λόγων ευταξίαν άναφαίνουσα,
καθ’ ήν δεδημιούργηται τό παν. . . . καί τά άπλά καί πρωτουργά στοιχεία καί πάντη
τή συμμετρία καί τή ίσότητι συνεχόμενα, δείξασα, δι5 ών καί ό πας ουρανός έτελειώθη,
σχήματα τά προσήκοντα κατά τάς έαυτου μερίδας ύποδεξάμενος“ (ed. Frisch, pag.
80 = Procli in Euclid. Comment., ed. Friedlein, p. 22,17 sq.).
2 Vgl. lib. V. cap. 10.
3 Lib. IV. cap. 1 (pag. 221, ed. Frisch): ,,. . quod attinet quantitates
continuas, omnino assentior Proclo, etsi oratio fluit ipsi torrentis instar ripas
inundans et caeca dubitationum vada gurgitesque occultans, dum mens plena
maiestatis tantarum rerum luctatur in angustiis linguae, et conclusio nunquam
sibi ipsi verborum copia satisfaciens propositionum simplicitatem excedit.“
(Vgl. ferner pag. 81.) Gekennzeichnet sind hiermit nur die Kommentare. Wo
Proklos eigene Gedanken ohne Anlehnung an den Text eines anderen Autors,
in systematischer Form entwickelt — in der Στοιχείωσις θεολογική —·, zeigt er
sich einer ganz anderen Stilart fähig.
4 Enthalten in der Widmungs-Epistel an den Papst Paul II., die Gio-
vanni Andrea ■— zu dieser Zeit Bischof von Aleria — seiner Ausgabe der
Werke des Apuleius als Vorrede voranstellt, Rom 1469; abgedruckt in den
ApuLEius-Ausgaben von Vicenza 1488 und von Venedig 1493; ferner bei
Botfield, Praefationes et Epist. editionibus princip. auctor. veter. praepositae,
Cantabrig. 1861.
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imng an den Text dieses Werkes erwächst1, und Kepler als Epi-
log seines großen Werkes des Proklos Hymnus an die Sonne inter-
pretiert2. Eben in der Auslegung der Sätze des Kommentars und
der Pythagoreischen Weisheit, die er in ihnen erblickt, offenbart
sich im Verlauf der Untersuchung — oft gerade dort, wo er mit
den antiken Vorgängern übereinzustimmen meint — das Besondere
und Neue des Keplerschen Gedankens. Der durch diese eindringende
Beschäftigung erzeugten Spannung entstammt die beste Charakte-
ristik des Proklischen Stiles3, die bisher gegeben ist.
4. Der Parmenides-Kommentar des Proklos und Nikolaus von
Cues.
In der schönsten uns erhaltenen Darstellung der Gestalt des
Cusanus, die wir seinem langjährigen Vertrauten Giovanni Andrea
de Bussi verdanken4, dem Freunde des Leone Battista Alberti
und des Filelfo, möchte der Verfasser erweisen, daß die beiden
Männer, die er für die größten Denker seiner Zeit hält, daß
1 Vgl. das Prooemium zu Buch I. (Kepleri Opera, ed. Frisch, vol. V,
pag. 80). Größere Teile des Kommentars übersetzt Kepler wörtlich (z. B.
pag. 219sqq.); häufig beruft er sich gegen Aristoteles auf Proklos und
verteidigt ihn lebhaft gegen Petrus Ramus (pag. Blsqq.). Die Motti zum I.,
III. und IV. Buch sind dem EuKLiD-Kommentar entnommen; als Motto
zum I. Buch der für ihn so bedeutsame Satz: ,,Πρός δέ τήν φυσικήν θεωρίαν (seil,
ή μαθηματική) τά μέγιστα συμβάλλεται, τήν τε των λόγων ευταξίαν άναφαίνουσα,
καθ’ ήν δεδημιούργηται τό παν. . . . καί τά άπλά καί πρωτουργά στοιχεία καί πάντη
τή συμμετρία καί τή ίσότητι συνεχόμενα, δείξασα, δι5 ών καί ό πας ουρανός έτελειώθη,
σχήματα τά προσήκοντα κατά τάς έαυτου μερίδας ύποδεξάμενος“ (ed. Frisch, pag.
80 = Procli in Euclid. Comment., ed. Friedlein, p. 22,17 sq.).
2 Vgl. lib. V. cap. 10.
3 Lib. IV. cap. 1 (pag. 221, ed. Frisch): ,,. . quod attinet quantitates
continuas, omnino assentior Proclo, etsi oratio fluit ipsi torrentis instar ripas
inundans et caeca dubitationum vada gurgitesque occultans, dum mens plena
maiestatis tantarum rerum luctatur in angustiis linguae, et conclusio nunquam
sibi ipsi verborum copia satisfaciens propositionum simplicitatem excedit.“
(Vgl. ferner pag. 81.) Gekennzeichnet sind hiermit nur die Kommentare. Wo
Proklos eigene Gedanken ohne Anlehnung an den Text eines anderen Autors,
in systematischer Form entwickelt — in der Στοιχείωσις θεολογική —·, zeigt er
sich einer ganz anderen Stilart fähig.
4 Enthalten in der Widmungs-Epistel an den Papst Paul II., die Gio-
vanni Andrea ■— zu dieser Zeit Bischof von Aleria — seiner Ausgabe der
Werke des Apuleius als Vorrede voranstellt, Rom 1469; abgedruckt in den
ApuLEius-Ausgaben von Vicenza 1488 und von Venedig 1493; ferner bei
Botfield, Praefationes et Epist. editionibus princip. auctor. veter. praepositae,
Cantabrig. 1861.