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Klibansky, Raymond; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 5. Abhandlung): Ein Proklos-Fund und seine Bedeutung — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39953#0029
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Ein Proklos-Fund und seine Bedeutung.

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lassen, — wird faßbar werden, wie dies Aufgreifen des Proklos
durch Cusanus einen der Brennpunkte in der Entwicklung des
dialektischen Ertrages antiker Metaphysik zu den dynamischen
Systemen der neueren Zeit bedeutet.
Und noch in einer anderen Hinsicht ist die Bedeutung des Pro-
klos für Cusanus ersichtlich: Noch zu einer Zeit, als die ersten Pla-
τοΝ-Übersetzungen der italienischen Humanisten bereits Vorlagen,
und Cusanus sie, wie aus den Handschriften seiner Bibliothek her-
vorgeht,zum größten Teil besaß und gelesen hatte, bleibt Proklos1
für sein PLATON-Bild mitbestimmend: Wichtigste Platonische Lehren,
wie etwa die von πέρας und άπειρον, den Gedanken der Transzendenz
des höchsten Prinzips, die Erkenntnislehre des VII. Briefs2, oder
den für sein Philosophieren so wichtigen Satz der Νόμοι, nach dem
Gott das Maß aller Dinge ist3, kennt Cusanus nach seiner
wiederholten ausdrücklichen Angabe aus Proklos; und nicht nur
einzelne Platonische Gedanken sind es, die er von hier aus über-
nimmt, sondern das Gesamtbild Platonischen Philosophierens, wie
er es in D e Non Aliud der Aristotelischen Philosophie des endlichen
Verstandes gegenüberstellt, ist in seinen Zügen durch die 'Plato-
nische Theologie’, vor allem aber durch den Parmenides-Kommen-
tar des Proklos entscheidend beeinflußt.

1 Von Werken des Proklos, die sich in seiner Bibliothek befanden, sind
außer dem Parmenid.-Komment, heute noch nachzuweisen die "Platonische
Theologie’ (in der -—- aller Wahrscheinlichkeit nach von ihm veranlaßten —■
Übersetzung des Petrus Balbus, God. Cusan. 185, vgl. S. 26 Anm. 2)
und die Στοιχείωσις θεολογική in der Übersetzung des Wilhelm von Moer-
beke (Cod. Cusan. 195, fol. 34v—·66ν); besonders in der Hs. der "Platon.
Theologie’ sind wichtige Randbemerkungen von seiner ITand. —- Das im
Marxschen Katalog als Liber de Gausis bezeichnete Stück (Cod. Cusan. 195,
fol. 1—34v) ist in Wirklichkeit der Kommentar des Thomas zum Liber de
Causis; auch dies Werk ist von Cusanus sorgfältig durchgearbeitet.
2 Vgl. die Randnoten des Cusanus in Beilage Y; später besaß er, wie
aus einer Bemerkung zu seiner Eusebios-Hs., Cod. Cusan. 41 fol. 155r, hervor-
geht, ein Exemplar der 1427 von Bruni übersetzten Platon. Briefe.
3 Νόμοι 716c; vgl. Parmenid.-Komment, p. 1124, 16. In der lateinischen
Übersetzung von Cusanus abgeschrieben im Cod. Argentorat. 84, hinteres
Deckblatt1, nach fol. 51; im Cod. Cusan. 186 fol. 114r notiert er zu dieser
Stelle am Rand: ,,deus mensura omnium“.
 
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