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Klibansky, Raymond; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 5. Abhandlung): Ein Proklos-Fund und seine Bedeutung — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39953#0032
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32

Raymond Klibansky:

Werken des Proklos auch den Parmenides-Kommentar über-
tragen, alle Wahrscheinlichkeit für sich.
Volle Sicherheit allerdings wird dieser Zuweisung erst dann
zuzuerkennen sein, wenn Technik und Sprache der mittelalter-
lichen Übersetzungen eingehender untersucht sein werden, als dies
bisher der Fall ist. AVährend durch die neueren Forschungen1 die
zeitliche Folge der Übersetzungs-Literatur des XII. und XIII. Jahr-
hunderts im allgemeinen feststeht, fehlt es noch immer an hin-
reichenden Kriterien sprachlicher Art, welche die einzelnen Über-
setzer voneinander unterscheiden ließen. Unsere bisherige Betrach-
tung der Übersetzung des Parmenides-Kommentars im Zusammen-
hang der anderen Arbeiten Wilhelms muß sich mit der Fest-
stellung begnügen, daß im Sprachlichen sich kein Merkmal findet,
das gegen die Annahme desselben Verfassers spräche. Erst eine
vergleichende Betrachtung der Sprache Wilhelms mit der der
anderen Übersetzer wird hier ein abschließendes Urteil erlauben2.
Mit Gewißheit aber läßt sich die Zeit begrenzen, in der die
Übersetzung hergestellt ist. Aus den Worten des Heinrich Bäte
geht hervor, daß die Bearbeitung dieses Werkes des Proklos
nicht allzu lange vor dem Zeitpunkt der Fertigstellung seines Spe-
culum, also vor 13013, erfolgt sein muß. Wenn also Wilhelm als
der Übersetzer zu betrachten ist, so ergibt sich für die Datierung
die Zeit kurz vor 1286, dem Todesjahr Wilhelms.
1 Vgl. vor allem Grabmanns „Forschungen über die lat. Aristoteles-
Übersetzungen des XIII. Jahrhunderts“ (BGPM. XVII. 5—6, Münster 1916)
und die Arbeiten von Pelster („Die griech.-lat. Metaphysikübers. d. Mittel-
alters“, Festgabe Baumker 1923), Pelzer und Haskins.
2 Die bisher vorliegenden Untersuchungen der Sprache Wilhelms ent-
gehen dem Fehler nicht, Worte und Formen, die sich schon bei den Über-
setzern des XII. Jahrh. oder auch bei den Späteren finden, als Eigentümlich-
keiten Wilhelms zu betrachten.
3 Vgl. de Wulf, Henri Bäte de Malines, Bullet, de l’Acad. roy. de Bel-
gique, CI. d. lettres, 1909, p. 474.
 
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