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Barth, Kaspar; Hoffmeister, Johannes [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 2. Abhandlung): Deutsche Fragmente von Kaspar Barth aus der Ratsschulbibliothek Zwickau — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39955#0003
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Zur Einführung.

Von Caspar (von) Barth, 1587—1658, dem vielberufenen
neulateinischen Theologen, Poeten und Rhetoren, Vielkönner und
Vielwisser, war bisher nur eine deutsche Dichtung bekannt, sein
„Deutscher Phoenix“ (Frankfurt a. M. 1626). Sie gehört in den
nächsten Umkreis der Opitzischen neuen Wortkunst und empfängt
ihr besonderes Gepräge vom Ringen eines neulateinischen Vers-
gehörs mit deutschen Sprechgewohnheiten. Unter Barths Hand-
schriften in der Zwickauer Ratsschul-Bibliothek aus dem Nachlaß
seines Freundes, des Zwickauer Rektors Christian Daum, fand ich
einige weitere deutsche Aufzeichnungen, darunter zunächst zwei
deutsche Gedichte (I). Auch sie sind merkwürdig als Spuren des
Übergangs aus fremdsprachiger Gelehrtenpoesie, lutheranischem
Kirchengesang und Hans-Sächsischem Knittelvers zu der huma-
nistisch deutschen Redepflege, weisen freilich mehr in das sech-
zehnte Jahrhundert zurück als (wie der „Deutsche Phoenix“) in
das siebzehnte voraus.
Den Versen schließen sich einige deutsche Prosastücke an:
das Konzept einer Übersetzung aus des Aristaenetus Briefen (II),
das seinen geschichtlichen Reiz hat als eine der bisher noch wenig
berücksichtigten Vermittlungen zwischen der spätalexandrinischen
Briefliteratur und dem ihr verpflichteten oder verwandten deutsch-
barocken Motiv- und Formelvorrat bestimmter deutscher Schäfer-
romane des siebzehnten Jahrhunderts. Diese Nähe kommt durch
Barths ziervoll üppige Wiedergabe greller zum Vorschein als etwa
in der dürren Gesamtverdeutschung von Aristaenets Briefen durch
Herei (Altenburg 1772).
Das Titelblatt zu Barths Soliloquien (III) fügen wir bei als
einen kuriosen Schnörkel der Barth sehen Phantastik, zugleich als.
weiteren Beleg für das barocke Verquirlen wolkiger Neuplatonismen
und stockiger Dinghaufen. Die Notizen Daums aus Gesprächen
mit Barth (IV), besonders während der Jahre 1635—1637, ent-
halten literarische Stichworte, auch Werturteile des lesewütigen
Philologen und geben Winke über seine Wahlverwandtschaften zu
klassischen, vor- oder nachklassischen Lateinern, zu neuplatoni-
 
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