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Barth, Kaspar; Hoffmeister, Johannes [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 2. Abhandlung): Deutsche Fragmente von Kaspar Barth aus der Ratsschulbibliothek Zwickau — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39955#0008
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Johannes Hoffmeister:

schaden, vndt der freuntlikeitt keine feintselikeitt abbrechen
könne. Auch so ubermeslich ist dise gestaltt, das deren äugen die
sie anschawen, von dem irigen anblik vill heller werden. Die Altten
nuhnmehr auf dem grab gehenden können sich verwunderns nicht
setigen vndt sprechen mitt des Homeri Rathsherren, volt Gott das
entweder wihr noch in vnserer verflosnen Jugent itzo leben, Oder
diselbe abgelaufet zeitt vns itzo wider werden köntte. Zwar nicht
wunder oder unrecht ist das gantz Graecia redens von der gestalt
Laidis voll ist. weill auch die Stummen durch eußerliche war-
zeichen davon einander vill zudeutten. Weitter ist nichts das ich
ansprechen kontte, undt ist doch noch kein ende irgents zufinden,
Ich will es aber finden, eines allein wünschend, das diser Schrift
von der holtselikeitt Laidis etwas eigen werden kontte, auß deren
brinnender Libe vermerke ich ihren inniglich geübten Namen,
Nuhn zu vilen mahlen genant habend.
Epist. 2.
Vergangnes Abendts als ich an einem abgelegnen orte ein
Lidlein sänge, kamen zu mihr zwo Jungfrawen der libe freunt-
likeitt in Augen habende, lachendt, vndt allein der Zall nach der
dreyen Göttin der holtselikeitt unvergleichlich. Di fragten mich,
ernsthafter meinung vnter einander zwieträchtig vndt gentzlichen
nichts falsches oder listiges in geberden erzeigent. Weihen ihr,
schöner gesange pflegent, durch scharfe pfeille des libhabenden
Cupidinis vnser herzen verwundet, so saget durch die gleich-
stimmige erschallung ewer üblichen gesangs, bitten wihr, mitt
welcher ihr gleich den Ohren vnsere Seile in libe durchgangen,
welche ist die deren halben ihr so schön gesungen, den alle beyde
sint wihr in meinung gelibet zu seyn und werden derwegen in Miß-
mut gegeneinander angezündet, so weilt, das vnser Streikt faßt
auf das Harrauffen zu vntterschiclen mahlen kommen. Bey meiner
trewen, antwort ich, ihr seyt alle beyde nicht geringer schonheitt,
aber ich bin mitt libe gegen allen beyden gleich nichts geruret.
Darumb, zartte Jungfrawlein, macht euch vonhinnen, lasst sich
legen ewren zorn; stellet ein solchen geferlichen streitt. Ein ander
ist, darin ich mitt Libe vntterworffen. Diselbe gehe ich zu besuchen.
Was, sagten sie, ist doch keine schone jungfraw irgents diser gegent,
vndt ihr sagett von einer andern hulde ?
Wir betreffen euch augenscheinlicher falschheitt. Darumb so
schweret vns, das ihr Keine untter unß lib habett. Da fing ich an
 
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