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Gundolf, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 2. Abhandlung): Seckendorffs Lucan — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.40153#0005
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Seckendorffs Lucan.

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Übersetzung der lateinischen verse / die ihren zierath nebst dem
hohen stylo aus dem metro oder sylbenmaaß / aber nicht aus
reimen hätten: denn in den gereimten versen müste man wegen
eines worts / das sich zum reimen schickte / oft weit von dem für-
haben abgehen / oder unnöthigen umschweiff und schlechte füll-
wörter suchen / wie ieder / der es angreifft / erfahren wird. Zum
beweiß hielte ich aus etlichen blättern des wercks das lateinische
und franzöische genau gegen einander / und fände sich bald / daß
zwar der Übersetzer sehr zierlich und gelehrt geschrieben / aber
nicht allzeit den eigentlichen sinn des Lucani getroffen / noch seine
scharffe und hochgetriebene redens-arten recht nachmachen und
ausdrucken können. Darauf kam ich auf die gedancken / obs nicht
besser wäre / die lateinische und griechische poeterey ohne reimen /
doch mit gebundenen oder gemessenen Worten / und sonst mit
beobachtung dessen / was zu der form der poesie gehöret / in der
teutschen spräche zu imitiren/und dadurch bessere einfäll e zu ver-
anlassen / als man durch die reimen zu erlangen pflegt; sonderlich
aber die fürtrefflichen lateinischen poeten / und namentlich den
Virgilium annehmlich zu vertiren / daß man von dem klapperwerck
des reimens abstünde / und die nachdenklichen vielbedeutenden
lateinischen worte besser exprimiren und darstellen könte. Nun
lebte ich zu der zeit zu Zeitz als Geheimer Rath / Cantzlar und
Director der Cammer in unmüßigen schweren ammtsverrichtungen /
dabey mir dergleichen arbeit mit ernst und anwendung vieler zeit
zu versuchen keine zeit übrig war / schämte mich auch fast mit
solchen dingen umzugehen. Nichts desto minder / und weil ich
doch einer recreation nicht gäntzlich entbehren konte / auch oft
verreisen muste / so führte ich des Lucani so genante Pharsaliam
unter andern büchern / mit deren lesung die zeit des fahrens und
in herbergen hinbracht wurde / mit mir / und versuchte eine solche
Version auf der kutschen / notirte sie in etwas auf die schreibtaffel
und machte sie hernach in den gasthöfen / da ich sonst nichts zu
thun wüste / folgends zu rechte. Mit diesem spielwerck / welches
wohl ein paar jahr währete / kam ein großer theil des Lucani ins
teutsche / zu der Übersetzung des übrigen / weil die zeit auf reisen
dazu nicht hinlangete / brauchte ich hernach zuweilen eine halbe
oder längst eine gantze stunde nachmittags / die ich von andern
geschafften ohne schaden und versäumniß abbrechen konte / und
rechnete solches für eine zulässige ergetzung / die ich wohl sonst
in einem spiel oder dergleichen suchen können. Ob und was es
 
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