Die römische Kapitalstrafe.
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er erweist jedenfalls das erstere:
4, 51: qua re, iudices, eicite eum (den Landesverräter) de
civitate
und 4, 12 i. f.: ut eum . . . praecipitem proturbetis ex ea
civitate.
Und Cicero sagt von den im Majestätsprozeß des Sex. Titius (a. 98)
urteilenden Geschworenen (Cic. p. Rabir. ad pop. 24):
statuerunt equites Romani illo iudicio improbum civem
esse et non retinendum in civitate.
Die verkürzende Laiensprache schreitet über den Abstand zwischen
Urteil, Ausweisungsdekret, Auswanderung hinweg und kann
darum das exilium geradezu als poena damnati bezeichnen (Cic.
de domo 72)1, als letzten Rechtsgrund der Verbannung die Lex
selber ansehen. Von Oppianicus, der, nach der Lex Cornelia de
sicariis verurteilt, ins Exil ging2 und dort plötzlich starb, sagt der
Redner (Cic. p. Cluent. 29; a. 66):
qui et naturae et legibus satis fecit, quem leges exsilio,
natura morte multavit3,
von dem unter der Lex Plautia de vi4 angeklagten P. Sulla (p. Sulla
74; a. 62):
cum lege retineretur, ipse se exsilio paene multavit.5
Aussprüche wde die letztzitierten hat man bisher für die Existenz
einer gesetzlichen Verbannungsstrafe beweisend gefunden6 und,
1 Das ist inkorrekt freilich nur, insoweit Cicero in dieser im Jahre 57
gehaltenen Rede allgemein von dem exul als solchem spricht (72) und an die
rerurn capitalium condemnati überhaupt denkt (78). Korrekt, insoweit er seinen
eigenen Fall und die Strafe der Lex Clodia meint (77. 83 i. f.). Denn inzwischen
hatten sich die Dinge geändert: s. u. S. 324.
2 Die Frage, ob sein Aufenthaltsort, obwohl in Italien gelegen, im Rechts-
sinne als Exil gelten konnte, ist bestritten (Strachan-Davidson II 69 f.), wird
aber von Cicero hier übergangen.
8 Eine späte Parallele bietet die Antithese des Konstantin CT 9, 42, 1 pr.
= CJ 5, 16, 24, 1 (321): tamquam si maritum eins natura, non poena subduxerit.
4 Vgl. u. S. 33 l.
5 Nicht sicher ist, worauf bei Cic. de domo 83 die poena legitima abzielt,
die um das Jahr 86 den Vater des berüchtigten Clodius traf (vgl. Münzer, RE.
III 2849, s. auch Mommsen 3341. 966 3). Er wmrde des Imperiums für verlustig
erklärt und ging in die Verbannung (exsulem). War er etwa wegen Perduellion
verurteilt, so handelt es sich auch hier um vorbeugende Selbstverbannung.
6 Z. B. Mommsen 693, 5923, 9721; Lengle aaO. 32; Costa, Cic. I 2843, II
663, Critn. 443.
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er erweist jedenfalls das erstere:
4, 51: qua re, iudices, eicite eum (den Landesverräter) de
civitate
und 4, 12 i. f.: ut eum . . . praecipitem proturbetis ex ea
civitate.
Und Cicero sagt von den im Majestätsprozeß des Sex. Titius (a. 98)
urteilenden Geschworenen (Cic. p. Rabir. ad pop. 24):
statuerunt equites Romani illo iudicio improbum civem
esse et non retinendum in civitate.
Die verkürzende Laiensprache schreitet über den Abstand zwischen
Urteil, Ausweisungsdekret, Auswanderung hinweg und kann
darum das exilium geradezu als poena damnati bezeichnen (Cic.
de domo 72)1, als letzten Rechtsgrund der Verbannung die Lex
selber ansehen. Von Oppianicus, der, nach der Lex Cornelia de
sicariis verurteilt, ins Exil ging2 und dort plötzlich starb, sagt der
Redner (Cic. p. Cluent. 29; a. 66):
qui et naturae et legibus satis fecit, quem leges exsilio,
natura morte multavit3,
von dem unter der Lex Plautia de vi4 angeklagten P. Sulla (p. Sulla
74; a. 62):
cum lege retineretur, ipse se exsilio paene multavit.5
Aussprüche wde die letztzitierten hat man bisher für die Existenz
einer gesetzlichen Verbannungsstrafe beweisend gefunden6 und,
1 Das ist inkorrekt freilich nur, insoweit Cicero in dieser im Jahre 57
gehaltenen Rede allgemein von dem exul als solchem spricht (72) und an die
rerurn capitalium condemnati überhaupt denkt (78). Korrekt, insoweit er seinen
eigenen Fall und die Strafe der Lex Clodia meint (77. 83 i. f.). Denn inzwischen
hatten sich die Dinge geändert: s. u. S. 324.
2 Die Frage, ob sein Aufenthaltsort, obwohl in Italien gelegen, im Rechts-
sinne als Exil gelten konnte, ist bestritten (Strachan-Davidson II 69 f.), wird
aber von Cicero hier übergangen.
8 Eine späte Parallele bietet die Antithese des Konstantin CT 9, 42, 1 pr.
= CJ 5, 16, 24, 1 (321): tamquam si maritum eins natura, non poena subduxerit.
4 Vgl. u. S. 33 l.
5 Nicht sicher ist, worauf bei Cic. de domo 83 die poena legitima abzielt,
die um das Jahr 86 den Vater des berüchtigten Clodius traf (vgl. Münzer, RE.
III 2849, s. auch Mommsen 3341. 966 3). Er wmrde des Imperiums für verlustig
erklärt und ging in die Verbannung (exsulem). War er etwa wegen Perduellion
verurteilt, so handelt es sich auch hier um vorbeugende Selbstverbannung.
6 Z. B. Mommsen 693, 5923, 9721; Lengle aaO. 32; Costa, Cic. I 2843, II
663, Critn. 443.