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Levy, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 5. Abhandlung): Die römische Kapitalstrafe — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40156#0035
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Die römische Kapitalstrafe.

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Nichtbürgern in ungehindertem Gebrauch und mochten — inmitten
der politischen Wirren, in denen man lebte — auch für Bürger
über Nacht wieder praktisch werden.
16. Die Wendung trat bekanntlich rasch genug ein. Man
brauchte nur die der Verhaftung des Bürgers einst gezogenen
Schranken zu mißachten und außerordentliche Beamtengerichte an-
zuerkennen — und die latente Todesstrafe ward sofort wieder ak-
tuell.1 Bloß insofern läßt sich sagen, daß Augustus «die Todes-
strafe wiederhergestellt»2 habe. Eine ausgesprochene Reform in
diesem Sinne hat der Princeps nicht beabsichtigt.3 Sonst hätte
nicht seine ordentliche Strafgesetzgebung in der Fixierung der Ka-
pitalstrafe wesentlich4 denselben Weg beschritten, wie ihn der Frei-
staat zuletzt gegangen war. Es verdient zweifellos Glauben, daß
die Lex Julia de vi publica (Ulp. D. 48, 6, 10, 2) wie die Lex Julia
maiestatis ([Paul.] Sent. 5, 29, 1) entsprechend den Gesetzen Caesars
(Cic. Phil. 1, 23) als Strafe die Interdiktion bestimmte.5 Hat doch
sogar noch Tiberius i. J. 17 einen Senatsbeschluß herbeigeführt,
quo cavetur, ut mathematicis, Chalclaeis . . . aqua et igni interdicatur
omniaque bona eorum publicentur (Ulp. Coli. 15, 2, 1), wobei er aber
die Interdiktion nicht ausdrücklich, sondern nur in der Weise ge-
nannt zu haben scheint, daß er die Strafe der Lex Cornelia de
sicariis für anwendbar erklärte (Mod. Nr. 145; D. 48, 8, 13).6 Ein
neuer Beweis dafür, mit welchem Inhalt nun die poena legis Cor-
neliae in die Geschichte einging.
17. Das muß man sich gegenwärtig halten, wenn man im
Bereich der Juristenschriften folgendes liest:
a) Ohne Hinweis auf eine bestimmte Lex Cornelia:
Gai. I 128: Cum autem is, cui ob aliquod maleficium
ex lege Cornelia aqua et igni interdicitur, civitatem Roma-
nam amittat, . . .
1 Wer heute im Tullianum, dem alten Carcer Roms, die (moderne) Zu-
sammenstellung der (angeblich) einst dort vollzogenen berühmten Exeku-
tionen betrachtet und hintereinander von der Hinrichtung der Katilinarier,
des Vercingetorix und des Seianus (31 n. Chr.) liest, der wird die Zeitenwende
überhaupt nicht gewahr. Über die sicheren Fälle Hülsen, RE. III 1582.
2 Mommsen 942.
3 Vgl. namentlich Dio Cass. 55, 14—22 und dazu Mommsen 9801.
4 Zur Verschärfung des Exils Dio Cass. 56, 27 (Mommsen 974, Strachan-
David8on II 553).
5 Über das nicht echte Ulp. D. 48, 13, 3 anderswo.
6 Vgl. Mommsen 640 f., Ferrini, Espos. 387 f.; Costa, Crimini 160.
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