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Levy, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 5. Abhandlung): Die römische Kapitalstrafe — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40156#0052
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52

Ernst Levy:

daß es zu Ulpians Zeit noch gar keine Verbrechen gab, die aus-
schließlich mit dem Tode bedroht gewesen wären.* 1 Auch paßt
der veteres-Satz nicht, weil der ediktale Ausdruck /raus hier gerade
Verbrechen und nicht Strafe bedeutet.2 Erst dem Dominat steht
es gut zu Gesicht, die poena auf Kosten des crimen zu unter-
streichen.3
Bei der Erläuterung des Edikts, nach dem der Sohn des
Patrons das Erbrecht verliert, wenn er libertum <paternum> capitis
accusaverit (Lenel § 153; s. ob. S. 43), scheint caput mehrmals in
einem weiteren Sinne verwandt zu werden.
Ulp. 45 ed. (Nr. 1172) D. 38, 2, 14, 6: Si libertus maiestatis
patroni filium accusavit et patroni fdius calumniae eum ca-
pitis puniri desideravit, non debet repelli hoc edicto.
Tritt der Libertus nicht als Angeklagter, sondern als Ankläger auf,
erweist sich aber die Bezichtigung des Patronssohnes als so halt-
los, daß dieser nun die Bestrafung seines Gegners wegen calumnia
begehrt, so w7ar solch Begehren zwar gemäß dem sog. Talions-
prinzip4 ebensosehr eine causa capitalis wie die causa maiestatis
selbst, aber kein förmliches capitis accusare: denn es bedurfte höch-
stens einer unverbindlichen Anregung, um das quaerere de accusa-
toris consilio (Marcian. D. 48, 16, 1, 3) in Gang zu bringen.5 Wenn
Ulpian diese Anregung, um sie dem ediktalen capitis accusare
möglichst präzise entgegenzustellen, capitis puniri desiderare nennt

nannten Stellen unecht. Zu Ulp. D. 11, 3, 5, 1 Beseler IV 243f. In Venul.
D. 48, 3, 9 soll das schlecht gestellte [si quid deliquerint] den zerrissenen Zu-
sammenhang ersetzen. In Pap. D. 48, 5, 39, 4 ist [quod pubertate delinquitur]
ein schlimmes (crimen delinquere), anfängerhaftes Giossem. D. 2, 13, 4, 5 ge-
hört trotz VJR. nicht hierher. [An diesen Stellen vermutet jetzt die gleichen
Verfälschungen Volterra, Riv. ital. 5 (1930), 128 f. 1331. 136. 139f., ohne
übrigens auf den transitiven Sprachgebrauch hinzu weisen. Ihnen hinzuzufügen
ist 0. 4, 17, 1 [vel aliquid deliquit], seit Rotondi und Albertario anerkannt (vgl.
Volterra 131) und nicht mit Wlassak, Anklage 1262 zu verbessern. Auch nihi
delinquere wird nicht zu retten sein: zu D. 2, 10, 2; 9, 4, 2, 1; 43, 24, 2 s. Volterra
137. 139. 144; zu D. 43, 24, 2 ebenso G. Segre, Studi Bonfante III 579; über
D. 35, 1,71, 3 i. f. vgl. insoweit Beseler II 80. — Zusatz während des Druckes.]
1 Vgl. ob. S. 50.
2 Pernice, Labeo II 12, 213 1; Mitteis, Röm. Priv.-R. I 321 23; vgl. auch
Mommsen 87 3 a e.
3 S. u. Nr. 28 ff.
4 Vgl. das Reskript bei Paul. D. 47, 15, 6. Näheres dazu anderswo.
5 Vgl. Mommsen 494, 497.
 
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