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Ernst Levy:
admittere). Aber noch viel allgemeiner schreibt Claud. Saturninus
I). 48, 19, 16, 1, wo er die verbrecherischen facta nach septem modi
gliedern will, im § 6: qualitate, cum factum vel atrocius vel levius
cst.1 Andererseits fehlt es, wie Ulp. D. 38, 2, 14, 4, Marc. D. 48,
17, 1, 1 und C. 9, 1, 13 zeigten2, auch an iriterpolatorischen Ver-
drängungen und Verwässerungen des capitale crimen nicht.3 Nicht
immer wird der Ursprung des gravis u. ä. sich mit Bestimmtheit
ermitteln lassen: in Pap. D. 50, 2, 5 könnte leviore an Stelle von
non capitali getreten sein.4 C. 9, 40, 1 (211) cum absenti reo grcivici
crimina intentantur sticht von dem capitalis der in C. 9, 2, 6 pr.
angedeuteten Verordnung des Severus und Caraealla5 zunächst selt-
sam ab; aber die Begriffe brauchen sich um so weniger zu decken6,
als dort bereits die Erhebung der Anklage gegen den absens, hier
(auf dem weiteren Gebiet der gravia crimina) dagegen bloß die
Fällung der sententia untersagt wird. Auch in C. 9, 1, 1 (195) sind
die crimina graviora nicht zu beanstanden. Daß mecliocriter de-
linquere in D. 48, 5, 30, 3 Verdacht erweckt, ist schon bemerkt
worden7; ebenso wird die ungeschickte Gruppierung der Strafen
mit dem Mittelglied mediocrium delidorum poenae in [Paul.] sent.
5, 17, 2 nicht von dem Klassiker stammen.
Unter solchen Umständen braucht man nach der Herkunft
der spätzeitlichen Klassifizierung, deren Belege sich vermehren
ließen8, nicht länger zu forschen. Ein Beispiel für sie bietet über-
dies neuerdings auch die hellenistische Kechtswelt. Der Gnomon
§ 36 beginnt: Tujv erri cpövotc; fj piZbcnv djuapifuuacriv Ko\a£o|uevuuv
... Ta uTrapxovTa dvaXajußdveiai, Lenel-Partsch 9 haben das als
1 Vgl. auch Pap. I). 48, 5, 39, 3 (crimina graviora); Ulp. I). 48, 22, 11
rest. (magnum crimen).
9 Ob. S. 53, 59, 66.
3 Ebenfalls unecht sind Tryph. 1). 4, 4, 37, 1 in delictis . . . utique atrociori-
,bus (vgl. Albertario, Delictum e crimen 23 f., s. auch schon Riccobono [Index
rnterp.]; anders G. Segre, Studi Bonfante III 585 237) und Marc. D. 48, 19, 11 pr.
i. f. (Beseler II 32 f., Prixgsheim, SZ. 42, 6681, Solazzi, Arch. giur. 94, 12 f.).
Wegen Ulp. D. 49, 7, 1, 5 i. f, s. ob. S. 54, wegen Ulp. 1). 50, 2, 3, 1 dem-
nächst anderswo.
4 Näheres anderwärts.
5 Ob. S. 59.
G Wlassak, Anklage 61 zweifelt.
7 Albertario, Arch. giur. 93, 92 [Voi.terra, Riv. ital. 5, 128]; zu mediocriter
vulnerare in D. 47, 10, 7, 2 Beseler III 82 f.
8 z. B. OT. 9, 40, 3 (319); 9, 42, 8, 3 (380); const. Sinn. 8 Z. 28 (386).
9 Zum sogen. Gnomon des Idios Logos (Heidelb. Akad. 1920, 1. Abh.) 27f.
Ernst Levy:
admittere). Aber noch viel allgemeiner schreibt Claud. Saturninus
I). 48, 19, 16, 1, wo er die verbrecherischen facta nach septem modi
gliedern will, im § 6: qualitate, cum factum vel atrocius vel levius
cst.1 Andererseits fehlt es, wie Ulp. D. 38, 2, 14, 4, Marc. D. 48,
17, 1, 1 und C. 9, 1, 13 zeigten2, auch an iriterpolatorischen Ver-
drängungen und Verwässerungen des capitale crimen nicht.3 Nicht
immer wird der Ursprung des gravis u. ä. sich mit Bestimmtheit
ermitteln lassen: in Pap. D. 50, 2, 5 könnte leviore an Stelle von
non capitali getreten sein.4 C. 9, 40, 1 (211) cum absenti reo grcivici
crimina intentantur sticht von dem capitalis der in C. 9, 2, 6 pr.
angedeuteten Verordnung des Severus und Caraealla5 zunächst selt-
sam ab; aber die Begriffe brauchen sich um so weniger zu decken6,
als dort bereits die Erhebung der Anklage gegen den absens, hier
(auf dem weiteren Gebiet der gravia crimina) dagegen bloß die
Fällung der sententia untersagt wird. Auch in C. 9, 1, 1 (195) sind
die crimina graviora nicht zu beanstanden. Daß mecliocriter de-
linquere in D. 48, 5, 30, 3 Verdacht erweckt, ist schon bemerkt
worden7; ebenso wird die ungeschickte Gruppierung der Strafen
mit dem Mittelglied mediocrium delidorum poenae in [Paul.] sent.
5, 17, 2 nicht von dem Klassiker stammen.
Unter solchen Umständen braucht man nach der Herkunft
der spätzeitlichen Klassifizierung, deren Belege sich vermehren
ließen8, nicht länger zu forschen. Ein Beispiel für sie bietet über-
dies neuerdings auch die hellenistische Kechtswelt. Der Gnomon
§ 36 beginnt: Tujv erri cpövotc; fj piZbcnv djuapifuuacriv Ko\a£o|uevuuv
... Ta uTrapxovTa dvaXajußdveiai, Lenel-Partsch 9 haben das als
1 Vgl. auch Pap. I). 48, 5, 39, 3 (crimina graviora); Ulp. I). 48, 22, 11
rest. (magnum crimen).
9 Ob. S. 53, 59, 66.
3 Ebenfalls unecht sind Tryph. 1). 4, 4, 37, 1 in delictis . . . utique atrociori-
,bus (vgl. Albertario, Delictum e crimen 23 f., s. auch schon Riccobono [Index
rnterp.]; anders G. Segre, Studi Bonfante III 585 237) und Marc. D. 48, 19, 11 pr.
i. f. (Beseler II 32 f., Prixgsheim, SZ. 42, 6681, Solazzi, Arch. giur. 94, 12 f.).
Wegen Ulp. D. 49, 7, 1, 5 i. f, s. ob. S. 54, wegen Ulp. 1). 50, 2, 3, 1 dem-
nächst anderswo.
4 Näheres anderwärts.
5 Ob. S. 59.
G Wlassak, Anklage 61 zweifelt.
7 Albertario, Arch. giur. 93, 92 [Voi.terra, Riv. ital. 5, 128]; zu mediocriter
vulnerare in D. 47, 10, 7, 2 Beseler III 82 f.
8 z. B. OT. 9, 40, 3 (319); 9, 42, 8, 3 (380); const. Sinn. 8 Z. 28 (386).
9 Zum sogen. Gnomon des Idios Logos (Heidelb. Akad. 1920, 1. Abh.) 27f.