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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 7. Abhandlung): Fabel, Aretalogie, Novelle: Beiträge zu Phädrus, Petron, Martial und Apuleius — Heidelberg, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.40158#0024
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Otto Weinreich:

gemacht, und so auch bei Apuleius und Lukian, nachdem man noch
die Beute und die Gefangenen eingebracht hatte. Was wir bei
Phädrus vermissen, eine Belobigung und Belohnung des wackeren
Grautiers, erfolgt im Eselsroman ausgiebig; Apul. 14: exin me suum
sospitatorem nuncupatum matrona prolixe curitabat ipsoque nuptia-
rum die praesepium meum ordeo passim repleri iubet faenumque
camelo Bactrinae sufficiens apponi Luk. 27: ή δε παρθένος πολυν
λόγον είχεν εμού δίκαιον ποιούσα τού συναιχμαλώτου συναποδράσαν-
τος ... καί μοι παρά τής κεκτημένης άριστον παρέκειτο μέδιμνος
κριθών καί χόρτος όσος καί καμήλψ ικανός. Das alles darf wegen
der Übereinstimmung (bis in den Kamelvergleich hinein) auf Lukios
von Patrai zurückgeführt werden. Desgleichen die Überlegung, wie
man dem Esel auch weiterhin vergnügte Tage bereiten kann, und
seine Verbringung ins Gestüt.
2. Die zweite Novelle: Charite, Tlepolemos und Thrasyllos.
Ein wesentlicher Zug hat uns noch gefehlt bei der Kombination
von Phädrus und dem Eselsroman: der Nebenbuhler des Mannes.
Jedoch auch diesen liefert weiterhin Apuleius, aber nur er. Denn
während zunächst einige Erlebnisse des Eselsmenschen beiden
Quellen gemeinsam sind, hören wir bei Lukian 34, das junge Ehe-
paar sei im See ertrunken. Bei Apuleius aber enden sie anders.
VIII, 1 ff. hört der Esel, wie ein Diener seiner ehemaligen Herrschaft
ihren Tod den Hirten erzählt. Er beginnt mit der Vorgeschichte:
um Charite hatte sich nicht nur Tlepolemos beworben, sondern
auch ein sehr vornehmer und reicher Jüngling Thrasyllos. Von
allen Mitbewerbern der vornehmste, suchte er ihre Eltern durch
reiche Geschenke zu seinen Gunsten zu beeinflussen, aber weil
er wegen seines Lebenswandels übel beleumundet war, wies man
ihn ab.
Ich hatte oben S. 16 betont, daß nirgends Tlepolemos als reich
bezeichnet war: nun dürfen wir annehmen, er war schön und arm,
von guter Geburt, und erhielt von den weniger habsüchtigen Eltern
die Braut zugesprochen. Also keine volle Parallele zu Phädrus,
aber zwei Freier, ein armer, ein reicher, Trennung des Paares bei
den Hochzeitsfeierlichkeiten, ein Esel bringt die Braut zum richtigen
Geliebten, den sie dann auch heiratet. Und das ist doch eine
respektable Anzahl von Übereinstimmungen, ganz abgesehen von
dem, was mehr an Nebendingen bisher schon angeführt wurde.
 
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