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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0012
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Eugen Täubler:

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zusammen. Zunächst tritt zu dem Cardo der ihn im rechten
Winkel schneidende Decumanus: diese beiden Linien bezeichnen
das Grundkreuz des Templum. Man denke sich nun einen Mann
mit nichts anderem ausgerüstet als mit einem Pfahl, mit Stricken
und mit einem Auge, das imstande ist, Sonnenlauf und Schatten-
stand zu beobachten. Von der Mittagslinie schreitet er im rechten
Winkel nach Osten eine Linie ab, die er mit 240 m (so in Fonta-
nellato, nach der Zeichnung 4,8 cm) begrenzt (A1A5). Dies ist die
einzige Linie, die einer vorherbestimmten Begrenzung bedarf:
alle anderen Längen und Lagen ergeben sich aus ihr1. Errichtet man
auf dieser Linie nach oben und unten Quadrate und viertelt man
nach dem Prinzip der römischen Limitation die Quadrate, so ist
damit alles gegeben, dessen man zur Entwicklung des Trapezes
aus dem unteren Quadrat bedarf2. Die Mittel dafür sind3 drei
Diagonalen und eine Senkrechte: Auf der Diagonale des halben
Quadrats (A3E5) liegt die sö. Winkelspitze des Trapezes (ß), ge-
wonnen als Schnittpunkt von A3E5 und B5E4; von ß wird die
östliche Trapezseite durch A5 hindurchgeführt, ihre westliche
Parallele durch Al; A3E5 von ß auf die westliche Trapezlinie
übertragen ergibt y. Die Diagonale des Quadratviertels (A3C5)
von ß aus auf die A-Linie übertragen, ergibt M(undus), den heilig-
sten Punkt der ganzen Anlage: eine dann durch M auf die nach
oben noch unbegrenzten Seiten des Trapezes gezogene Senkrechte

1 Die Versuche, die Orientierung nach der Frühlingssonnenwende zu
berechnen (neben anderen Pigorini Monum. antichi I S. 134ff. u. a. a. St.,
zuletzt in der Orsifestschrift, unten S. 37 A. 5, S. 250), sind nicht gelungen
(soweit richtig Patroni Rendic. a. R. Istituto Lombardo LVIII 1925 S. 344).
Man wird eher an Frontin, Feldmesser p. 31 L., p. 14 Th. denken können:
. . . effectum est, ut decimani spectarent ex qua parte sol eo tempore, quo
mensura acta est, oriebatur. Vgl. Hygin, Feldmesser p. 170. 182. 183 L.,
p. 135. 146. 147 Th. und Nissen Orientation S. 86ff., Fabricius Realencycl.
Limitation Sp. 686f.
2 Daß der Stadtplan limitiert ist, wurde nach dem Straßensystern
immer erkannt: Chierici im Bull. pal. AMI 1881 S. 69, Pigorini a. a. O.,
Helbig a. a. O. S. 60ff. und Annali d. Inst. 1884 S. 134f. und neben anderen
zuletzt v. Duhn R. L. V. Terram. §4 und G. Cultrera Architettura ippo-
damea (Atti d. R. Accad. d. Lincei, ser. 3a Memorie, cl. sc. mor. stör., XVII
1923) S. 478ff. 489.
3 Ich hebe nochmals hervor: für uns zum Erweis eines die Anlage be-
herrschenden geometrischen Prinzips; ich gebe nicht vor, zu wissen, mit
welchen — sicher einfacheren — Mitteln die Einwohner der Terremaren
ihre Grundrisse gefunden haben.
 
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