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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0030
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30

Eugen Täubler:

begann dann die Einwanderung, die den Pfahlbau, die Leichenver-
brennung und die Bronze brachte. Die Einwanderer blieben zu-
nächst am Fuße der Alpen, ihre Spuren liegen an und in Seen,
Flüssen, Morästen, in der ganzen Breite vom Lago maggiore ost-
wärts über den Gardasee bis zum Lago di Fimon und Aqua Petrarca1.
Über die Frage, wie die Wanderung an und über den Po erfolgte,
von wo aus und von welcher Bevölkerungsgruppe, ist es noch nicht
zu einer Übereinstimmung gekommen, und mit dieser Frage hängt
die andere zusammen, woher die Pfahlbauer nach Italien kamen.
Pigorini hatte zwischen einer westlichen und einer östlichen
Gruppe unterschieden, beide demselben Volksstamm angehörig,
zunächst in den Ebenen der mittleren Donau seßhaft, abwandernd
und sich teilend; die eine Gruppe soll über die Schweiz nach Ober-
Italien gekommen sein und sich vom Becken von Ivrea bis zum
Ghiese (westlich des Gardasees) angesiedelt haben, im Süden aber
nicht an den Po herangekommen sein, die andere soll von Nord-
Osten über das Gebirge nach Venetien gekommen sein, dort mit
Siedlungen begonnen und sich dann in das Gebiet des südlichen
Gardasees bis Brescia, auf Mantua hin und weiter südwestlich bis
Gremona ausgedehnt haben und schließlich über den Po gegangen
sein2. Bestimmend war für diese Ansicht, che le antichitä le quali
escono dalle terremare sono perfettamente le stesse che si rinvengono
nelle stazioni lacustri delle contrade venete; mentre variano
notevolmente da quanto si raccoglie nelle stazioni lacustri della
Lombardia e del Piemonte3. Diese These wird von Peet dahin
abgewandelt, daß eine erste Invasion, noch in der Stein-Kupfer-
zeit, die Pfahlbauer nach Italien brachte, die sich an den Seen an-
siedelten, vielleicht mit Ausnahme des Gardasees, vielleicht eine
Invasion in zwei Zügen, einem westlichen und einem östlichen,
und daß eine spätere Invasion, schon in der Bronzezeit, von der
Donauebene ausgehend, über die Ostalpen dann erst die Erbauer
der Terremaren südlich des Po und vielleicht auch der Palafitte

1 Die Stationen (etwa 40) und die Funde hei Peet S. 290—314 (dazu
Karte 2), vgl. R. L. V. Pfahlbau S. 92; Randall-MacIver S. 29—34.
2 Bull. pal. XIY 1888 S. 124; dann Not. d. scavi 1889 S. 356; Bull.
XXIX 1903 S. 201 ff.; I primitivi abitanti dell’Italia (oben S. 3 A. 3) S. 288.
zuletzt Orsifestschrift S. 249 A. 4. Vgl. Modestov a. a. O. S. 2051'.
3 Not. d. scavi 1889 S. 356. Ebenso de Sanctis Storia dei Romani I
S. 119ff., vergenauernd: die Einwanderung im Westen und im Osten (über
den Brenner) gleichzeitig, bessere Bedingungen führen im Osten zu größerer
Ausweitung und höherer Entwicklung, bis zu den Terremaren.
 
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