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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0032
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Eugen Täubler:

32

im Wasser oder in vermoortem Boden1. Diese Überlegung macht
es leichter, sich die Entstehung der Terremaren zu erklären. Im
Osten wie im Westen haben die Pfahlbauer teilweise ihre nassen
Siedlungsfelder verlassen und sich in dünner Verteilung weiter in
das Land hinein verstreut. Der Umkreis der nur zwischen Ticino
und Adda erkennbaren jungen Gräbergruppe bezeichnet das Aus-
breitungsgebiet der Pfahlbauer an den lombardischen Seen. Daß
schon Jahrhunderte vorher in derselben Richtung eine Abwande-
rung über den Po erfolgte, ohne Spuren zu hinterlassen, wird man
angesichts der Siedlungen zwischen Gardasee und Po nicht für
wahrscheinlich halten können. Die östliche und die westliche
Gruppe differenzieren sich umso stärker, als die westliche mit
ihren Artefakten in einem engeren Zusammenhang mit denen der
Nord-Schweiz, der Ost-Schweiz und Savoyens steht2. Peets
Anschauungen bekommen einen begründenden Zusammenhang
und treten klarer heraus, wenn man sie bis zu den Gebieten jenseits
der Alpen zurückführt, von denen die Abwanderungen erfolgten.
Die westliche italische Gruppe findet Anknüpfung an die Pfahl-
bauten in der östlichen Schweiz, und wenn ihr eine frühe östliche
Gruppe an den oberitalischen Seen gleichzeitig ist, dann findet
diese entsprechend Anknüpfung an die Pfahlbauten im Bereich
der Ostalpen (Kärnten, Steiermark, Ober-Österreich, Salzburg).
In beiden Gebieten ist im Jungneolithikum und in der frühen
Bronzezeit der Pfahlbau bekannt3. In der Schweiz ebenso in der
Westhälfte, aber für die Verbindung mit Oberitalien kommt nur
die Osthälfte in Betracht, weil nur in ihr wie bei den italischen
Pfahlbauern die Verbrennung und die Beisetzung der Asche in
einer Urne statthatte4. Die Abwanderung über die Alpen soll nicht
mit einer Verdrängung oder einer elementaren Katastrophe zu-
1 Vgl. Menghin Weltgesch. d. Steinzeit S. 280. Reinerth leugnet
überhaupt Wasserbauten und erkennt nur Uferbauten (auf Pfählen) und
Moorbauten (auf Lagerschwellen) an (a. A. 3 a. O. S. 54ff., bes. 72ff.).
2 v. Duhn R. L. V. Alpenstraßen S. 103.
3 Die umfassendste Übersicht gibt für die Schweiz H. Reinerth Die
jüngere Steinzeit der Schweiz 1926 S. 54—91. Vgl. ferner J. IIeierli Urgesch.
der Schweiz 1901 und O. Tsciiumi Urgesch. d. Schweiz 1926. Für die Ost-
Alpen S. 33 A. 2.
4 Heierli a. a. O. S. 158 und im Anzeiger f. schweizerische Altert.
1887 S. 491. Tsciiumi a. a. O. S. 65f. 97f. Reinerth a. a. O. S. 209—212.
221. Zur Scheidung der beiden Schweizer Gruppen vgl. auch Menghin
Weltgesch. S. 389.
 
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