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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0034
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Bugen Täubler:

entwickelte (Mondseekultur) der auf den Gardasee führenden
Brennerstraße am nächsten. Diese Kultur, die in der Hauptsache
der Steinkupferzeit angehört, hatte ihre Blüte in einem Stadium,
in dem sie bereits zur Bronze überzugehen begann und erhielt
sich bis tief in die Bronzezeit hinein1. Daß die Abwanderung nach
Italien gerade von hier erfolgte, läßt sich nicht sagen, es kann
Durchzug von östlicherem ebenen Gebiet stattgefunden haben,
aber diese oberösterreichische Pfahlbau- und Bronzekultur kann
ihrem Wesen, ihrer zeitlichen und ihrer geographischen Stellung
nach eine Vorstellung von der Herkunft der Terremaren geben2.
Daß auch in der frühen Bronzezeit im donauländischen und alpinen
Bereich große Veränderungen stattfanden, zeigt die neue Auf-
füllung Niederösterreichs und des Burgenlandes3, und in den
Alpen, bei geminderter Besiedelung des Vorlands, der Bestand an
altbronzezeitlichen Streufunden, die „nahe an Pässen, die die
Hauptkämme der Alpen überschreiten“ das Aufsuchen und Be-
gehen hochalpiner Verkehrswege bezeugen4.
Auch wenn wir, was wahrscheinlich sein kann, annehmen,
daß die Pfahlbauer der Ost-Schweiz und die der Ost-Alpen (oder
durch die Ost-Alpen gekommenen) sich von Haus aus nahe standen5,
erklärt sich ihre kulturelle Differenzierung aus dem verschieden-
artigen Einfluß, den auf die Ost-Schweiz die westeuropäischen6,
1 Kyrle S. 227. 229 und das. Mondsee S. 282, Pfahlbau S. 98.
2 Ich gebe eine briefliche Äußerung Menghins mit seiner freundlichen
Erlaubnis wieder: „Ich glaube, daß das präitalische Zentrum, d. h. jenes
Gebiet, aus dem schließlich die italischen Indogermanenwellen herausgeflossen
sind, von den nördlichen Ost alpen bis nach Ungarn hineinreicht, z. T. auch
noch die Sudetenländer umfaßt.“ — Ostalpines Pfahlbaugebiet außer Salzburg
und Ober-Österreich: nach nicht ganz gesicherten Nachrichten Burgenland,
Tirol, Vorarlberg, Kärnten, Krain, Kroatien (R. L. V. Pfahlbau S. 92). — ln
den letzten Abschnitten des NeoliShikum ist der Leichenbrand, der vorher
nur vereinzelt vorkam, namentlich im bandkeramischen Kreise und weiter
östlich in Galizien, Bulgarien und Süd-Rußland in größerem Umfang vorhan-
den gewesen (Menghin Weltgesch. S. 382. G. Wilke im R. L. V. Leichen-
verbrennung S. 277). Aber in den Ost alpen und im ganzen lengyelkeramischen
Bereich ist Leichenvernichtung in einer Art erfolgt, die bisher keine Spuren
hervortreten ließ (Menghin S. 372. 382. 426). Wir können dieses Kriterium
deshalb für die Herkunft der mit der Sitte des Leichenbrands nach Italien
gekommenen Terremaresiedler nicht verwenden (nach brieflicher Mitteilung
Menghins).
3 Hockergräber, keine Pfahlbauten, 5 Pigorini oben S. 30 A. 2 und in der
Kyrle a. a. O. S. 229. Nuova Antologia CXLIV1909 S. 288.
4 Kyrle a. a. O. 8 Reinerth a. a. O. S. 214. 220.
 
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