Terremare und Rom.
37
II. Rom.
1. Die Abwanderung; das methodische Prinzip.
Die Ansicht, claß die Bewohner der Terremaren über den
Apennin abgewandert und die Vorfahren der Latiner, Römer,
Falisker und einer voretruskischen Schicht in der Toscana, einer
umbrischen im westlichen Umbrien gewesen sind, hat noch nicht
allgemeine Anerkennung gefunden. Pigorini und Strobel hatten
ursprünglich in den Bewohnern der Terremaren Kelten gesehen,
Chierici und V. Hehn Umbrer (d. h. Italiker ohne Unterscheidung
der beiden Gruppen), Brizio Ligurer1. Bereits Chierici (oben
S. i A. 3) waren Berührungspunkte mit der Kultur Alt-Latiums
aufgefallen, und nachdem Pigorini schon 1875/76 seine ursprüng-
liche Ansicht aufgegeben, aber zunächst darauf verzichtet hatte,
dem Volk der Terremaren einen Namen zu geben2, sprach er zwei
Jahre später mit Bezug auf Funde, die auf dem Esquilin gemacht
worden waren, von rapporti fra gli abitatori delle terremare e
quegli antichissimi del Lazio3. Nachdem dann W. Helbig 1879
die Beziehung auf die Italiker durch einen reicheren Vergleich
genauer begründet hatte4, hat vor allem Pigorini diese Ansicht
immer wieder vertreten5, und allmählich hat sie immer mehr an
1 Vgl. die Nachweise bei Helbig a. a. 0. S. 29f., dazu noch für Brizio
dessen Epoca preistorica (in der Storia politica d’ Italia scritta da una societä
di professori, Milano 1898) p. LXXXVII sq. und dagegen Modestov a. a. 0.
S. 208ff. Peet a. a. 0. S. 496ff., Taramelli im Bull. pal. XLV'1925 S. 8,
Ducati Storia di Bologna I 1928 S. 42ff. (S. 25).
2 Bericht üb. einen Vortrag im Bull. d. Inst, di corrisp. archeol. 1876 S. 42.
3 Bull. d. Inst. 1878 S. 4. U. Antonielli sagt im Cinquantenario del
R. Museo preistorico etnografico Luigi Pigorini (Roma 1925) S. 38, daß
Pigorini bereits 1867 Analogien zwischen den Kulturen am Po und in Latium
gesehen hätte. Mir sind seine Veröffentlichungen von 1867 (verzeichnet von
Antonielli a. a. O. S. 58) nicht zugänglich. Andererseits spricht Taramelli
im Bull. pal. XLV 1925 S. 7, wie v. Huhn im R. L. V. Terram. § 3, von
Chierici als erstem, der die Analogien erkannte.
4 A. a. 0. S. 40—-97. Kurzer Überblick über die Gegenstände: v.Duhn
R. L. V. Terram. § 3. Widerlegung der früheren Ansichten bei Helbig a. a. O.
S. 33 ff.
5 1882 im Bull. pal. VIII S. 116. Vgl. von späteren Äußerungen beson-
ders a. a. O. XIV 1888 S. 124; XXI 1895 S. 39; XXVI 1900 S. 39; XXIX
1903 S. 203. Zuletzt: Perche la prima Roma e sorta sul Palatino, im Archivio
storico per la Sicilia orientale XVI. XVII 1921 (Miscellanea . . . P. Orsi)
S. 248—255.
37
II. Rom.
1. Die Abwanderung; das methodische Prinzip.
Die Ansicht, claß die Bewohner der Terremaren über den
Apennin abgewandert und die Vorfahren der Latiner, Römer,
Falisker und einer voretruskischen Schicht in der Toscana, einer
umbrischen im westlichen Umbrien gewesen sind, hat noch nicht
allgemeine Anerkennung gefunden. Pigorini und Strobel hatten
ursprünglich in den Bewohnern der Terremaren Kelten gesehen,
Chierici und V. Hehn Umbrer (d. h. Italiker ohne Unterscheidung
der beiden Gruppen), Brizio Ligurer1. Bereits Chierici (oben
S. i A. 3) waren Berührungspunkte mit der Kultur Alt-Latiums
aufgefallen, und nachdem Pigorini schon 1875/76 seine ursprüng-
liche Ansicht aufgegeben, aber zunächst darauf verzichtet hatte,
dem Volk der Terremaren einen Namen zu geben2, sprach er zwei
Jahre später mit Bezug auf Funde, die auf dem Esquilin gemacht
worden waren, von rapporti fra gli abitatori delle terremare e
quegli antichissimi del Lazio3. Nachdem dann W. Helbig 1879
die Beziehung auf die Italiker durch einen reicheren Vergleich
genauer begründet hatte4, hat vor allem Pigorini diese Ansicht
immer wieder vertreten5, und allmählich hat sie immer mehr an
1 Vgl. die Nachweise bei Helbig a. a. 0. S. 29f., dazu noch für Brizio
dessen Epoca preistorica (in der Storia politica d’ Italia scritta da una societä
di professori, Milano 1898) p. LXXXVII sq. und dagegen Modestov a. a. 0.
S. 208ff. Peet a. a. 0. S. 496ff., Taramelli im Bull. pal. XLV'1925 S. 8,
Ducati Storia di Bologna I 1928 S. 42ff. (S. 25).
2 Bericht üb. einen Vortrag im Bull. d. Inst, di corrisp. archeol. 1876 S. 42.
3 Bull. d. Inst. 1878 S. 4. U. Antonielli sagt im Cinquantenario del
R. Museo preistorico etnografico Luigi Pigorini (Roma 1925) S. 38, daß
Pigorini bereits 1867 Analogien zwischen den Kulturen am Po und in Latium
gesehen hätte. Mir sind seine Veröffentlichungen von 1867 (verzeichnet von
Antonielli a. a. O. S. 58) nicht zugänglich. Andererseits spricht Taramelli
im Bull. pal. XLV 1925 S. 7, wie v. Huhn im R. L. V. Terram. § 3, von
Chierici als erstem, der die Analogien erkannte.
4 A. a. 0. S. 40—-97. Kurzer Überblick über die Gegenstände: v.Duhn
R. L. V. Terram. § 3. Widerlegung der früheren Ansichten bei Helbig a. a. O.
S. 33 ff.
5 1882 im Bull. pal. VIII S. 116. Vgl. von späteren Äußerungen beson-
ders a. a. O. XIV 1888 S. 124; XXI 1895 S. 39; XXVI 1900 S. 39; XXIX
1903 S. 203. Zuletzt: Perche la prima Roma e sorta sul Palatino, im Archivio
storico per la Sicilia orientale XVI. XVII 1921 (Miscellanea . . . P. Orsi)
S. 248—255.