Terremare und Rom.
71
ponte sublicio . . . appellatos tradunt mit dem Zusatz: sicut
saliorum carmina loquuntur, der nur besagt, daß die Etymologie
aus des Aelius Stilo Kommentar zum Salierliede stammt1. Daß
Dionys (III 45, 2) die Brücke erst von Ancus errichtet werden
läßt, den Namen aber auf Numa und die von ihm vorgesehene dau-
ernde Fürsorge für die später zu errichtende Brücke zurückführt
(II 73, 1), entspricht dem S. 68 zu Varro Bemerkten. Ebenso bei
Plutarch, Numa 9, wo außerdem die Opfer uls et cis bereits mit
der Brücke in Zusammenhang gebracht sind2 und der Name von
diesem Opferdienst abgeleitet wird. Bei Suidas (rcumcpd;) wird
das Priestertum, nachdem eine ältere Brücke vom Tiber wegge-
schwemmt war, zur dauernden Besänftigung des Flusses gegründet.
Hier ist die Entwicklung von der technischen Leistung zu einer
nur sakral motivierten zu Ende geführt. Darüber hinaus gehen
dann noch spielerische Verknüpfungen mit den angeblichen
griechischen Brückenpriestern (Gephyräern, vgl. v. Wilamowitz-
Moellendorf Hermes XXXIV 1899 S. 607 zu Lydus, de mensibus
IV 15; hinzuzunehmen, daß a7TO toö Suvoctou sv epyoic, wieder
Scaevola hervortreten läßt; dazu der Danielsche Scholiast zu Aen.
II 166 und Zosimus IV 36).
Die vielen neueren Versuche, den Namen zu erklären, lassen
sich mehrfach in Gruppen zusammenfassen. Grundlegend und
alles umfassend ist die Verschiedenheit, daß die einen den Namen
mit Varro nur aus einer technischen Leistung, wenn auch nicht
immer mit der Bindung an die Tiberbrücke, erklären wollen, andere
es für nötig halten, diese Leistung zugleich oder ausschließlich
sakral zu motivieren.
Mommsen hatte noch keine Zweifel an Varros Deutung. „Es
waren die römischen Ingenieure, die das Geheimnis der Masse
und Zahlen verstanden“3. Ein Rationalismus, der dem ganz fern
bleibt, worum es sich handelt: nicht darum, ob Priester als Kenner
von Maß und Zahl eine Brücke bauten, sondern wie nach dieser
technischen und, selbst wenn man die dauernde Brückenaufsicht
hinzunimmt, doch nur nebensächlichen Tätigkeit das sich nach so
vielen Seiten auswirkende sakrale Amt benannt werden konnte.
1 Wissowa a. a. 0. S. 558 A. 1.
2 ... äuo tcov 7toioupivcov Trept, ttjv yecpupav lepcov.
3 Römische Gesch. I S. 169. Ebenso neben anderen H. Jordan Topogr. I
S. 39f.
71
ponte sublicio . . . appellatos tradunt mit dem Zusatz: sicut
saliorum carmina loquuntur, der nur besagt, daß die Etymologie
aus des Aelius Stilo Kommentar zum Salierliede stammt1. Daß
Dionys (III 45, 2) die Brücke erst von Ancus errichtet werden
läßt, den Namen aber auf Numa und die von ihm vorgesehene dau-
ernde Fürsorge für die später zu errichtende Brücke zurückführt
(II 73, 1), entspricht dem S. 68 zu Varro Bemerkten. Ebenso bei
Plutarch, Numa 9, wo außerdem die Opfer uls et cis bereits mit
der Brücke in Zusammenhang gebracht sind2 und der Name von
diesem Opferdienst abgeleitet wird. Bei Suidas (rcumcpd;) wird
das Priestertum, nachdem eine ältere Brücke vom Tiber wegge-
schwemmt war, zur dauernden Besänftigung des Flusses gegründet.
Hier ist die Entwicklung von der technischen Leistung zu einer
nur sakral motivierten zu Ende geführt. Darüber hinaus gehen
dann noch spielerische Verknüpfungen mit den angeblichen
griechischen Brückenpriestern (Gephyräern, vgl. v. Wilamowitz-
Moellendorf Hermes XXXIV 1899 S. 607 zu Lydus, de mensibus
IV 15; hinzuzunehmen, daß a7TO toö Suvoctou sv epyoic, wieder
Scaevola hervortreten läßt; dazu der Danielsche Scholiast zu Aen.
II 166 und Zosimus IV 36).
Die vielen neueren Versuche, den Namen zu erklären, lassen
sich mehrfach in Gruppen zusammenfassen. Grundlegend und
alles umfassend ist die Verschiedenheit, daß die einen den Namen
mit Varro nur aus einer technischen Leistung, wenn auch nicht
immer mit der Bindung an die Tiberbrücke, erklären wollen, andere
es für nötig halten, diese Leistung zugleich oder ausschließlich
sakral zu motivieren.
Mommsen hatte noch keine Zweifel an Varros Deutung. „Es
waren die römischen Ingenieure, die das Geheimnis der Masse
und Zahlen verstanden“3. Ein Rationalismus, der dem ganz fern
bleibt, worum es sich handelt: nicht darum, ob Priester als Kenner
von Maß und Zahl eine Brücke bauten, sondern wie nach dieser
technischen und, selbst wenn man die dauernde Brückenaufsicht
hinzunimmt, doch nur nebensächlichen Tätigkeit das sich nach so
vielen Seiten auswirkende sakrale Amt benannt werden konnte.
1 Wissowa a. a. 0. S. 558 A. 1.
2 ... äuo tcov 7toioupivcov Trept, ttjv yecpupav lepcov.
3 Römische Gesch. I S. 169. Ebenso neben anderen H. Jordan Topogr. I
S. 39f.