Terremare und Rom.
sollte1. Man müßte die Kenntnis von Zahl und Maß hinzunehmen,
um zu verstehen, daß Bau und Sühnopfer denselben Männern
zufiel. Diese Vermutung kann an sich wahrscheinlich klingen,
aber man muß sich bewußt sein, daß sie in der Überlieferung nur
einen sehr zweifelhaften Anhalt hat. Daß Dionys nur von den
Reparaturen spricht, macht nichts aus, da der Schluß von ihnen
auf die Herrichtung notwendig ist. Aber es ist nicht richtig, Varro
zu Dionys hinzuziehen, da die Opfer uls et cis nach dem Zusammen-
hang von jährlichen Opfern verstanden werden müssen, Dionys
dagegen nur von Opfern bei gelegentlichen Wiederherstellungs-
arbeiten spricht2. An sich wären jährliche Opfer als Fortsetzung
des Bauopfers verständlich; aber die Verschiedenheit zwischen
Varro und Dionys bekräftigt die Ansicht, daß es sich bei Varro
nicht um ein sonst unbekanntes Brückenopfer, sondern um die
Volturnalia handelt. Dionys steht also mit der Nachricht, daß
die Pontifices die Brücke repariert und dabei geopfert hätten,
allein und ebenso gegen den pontifex maximus Scaevola wie gegen
Varro. Das eine und das andere muß man im Auge haben, um sich
über die Frage zu entscheiden, ob Dionys auf eigener Erfahrung
bzw. glaubhafter Tradition fußt oder ob bei ihm nicht nur eine Ab-
wandlung der varronischen Ansicht vorliegt.
Die Frage, wie die Benennung des Priestertums nach einer in
jedem Falle sehr nebensächlichen Tätigkeit verstanden werden
könne, hatte J. Netuschil3 mit der Umwandlung eines von Haus
aus profanen Wege- und Brückenbauamtes in ein priesterliches
Amt verklären wollen. Ebenso P. Kretschmer4 auf Grund nicht
zureichender Analogien: denn bei Quaestor (Mordspürer, Schatz-
meister) und aedilis (Tempelherr, Polizeichef) handelt es sich nicht
um den Übergang aus der profanen in die sakrale Sphäre. Diese
Schwierigkeit ist von L. Deubner vermieden5, der im Pontifikat
„ein wesentlich jüngeres, moderneres Amt“ als in den anderen
großen Priestertümern, und im sakralen Brückenbau den „Aus-
gangspunkt für die Entwicklung der pontifikalen Machtstellung“
1 Ebenso X. 0. Mueller in seiner Ausgabe zur Stelle; Rubino Unter-
such. über röm. Verfassung u. Geschichte I 1839 S. 215 A. 2 u. a., zuletzt
Deubner a. a. 0. S. 453.
2 Das kommt zu dem S. 69 A. 1 gegen die Beziehung auf die Argeeropl'er
B emerkten hinzu.
3 Berliner philol. Wochenschrift 1891 Sp. 18671'.
4 Glotta X 1920 S. 212 (vgl. IX S. 2301'.).
5 A. a. 0. S. 453.
sollte1. Man müßte die Kenntnis von Zahl und Maß hinzunehmen,
um zu verstehen, daß Bau und Sühnopfer denselben Männern
zufiel. Diese Vermutung kann an sich wahrscheinlich klingen,
aber man muß sich bewußt sein, daß sie in der Überlieferung nur
einen sehr zweifelhaften Anhalt hat. Daß Dionys nur von den
Reparaturen spricht, macht nichts aus, da der Schluß von ihnen
auf die Herrichtung notwendig ist. Aber es ist nicht richtig, Varro
zu Dionys hinzuziehen, da die Opfer uls et cis nach dem Zusammen-
hang von jährlichen Opfern verstanden werden müssen, Dionys
dagegen nur von Opfern bei gelegentlichen Wiederherstellungs-
arbeiten spricht2. An sich wären jährliche Opfer als Fortsetzung
des Bauopfers verständlich; aber die Verschiedenheit zwischen
Varro und Dionys bekräftigt die Ansicht, daß es sich bei Varro
nicht um ein sonst unbekanntes Brückenopfer, sondern um die
Volturnalia handelt. Dionys steht also mit der Nachricht, daß
die Pontifices die Brücke repariert und dabei geopfert hätten,
allein und ebenso gegen den pontifex maximus Scaevola wie gegen
Varro. Das eine und das andere muß man im Auge haben, um sich
über die Frage zu entscheiden, ob Dionys auf eigener Erfahrung
bzw. glaubhafter Tradition fußt oder ob bei ihm nicht nur eine Ab-
wandlung der varronischen Ansicht vorliegt.
Die Frage, wie die Benennung des Priestertums nach einer in
jedem Falle sehr nebensächlichen Tätigkeit verstanden werden
könne, hatte J. Netuschil3 mit der Umwandlung eines von Haus
aus profanen Wege- und Brückenbauamtes in ein priesterliches
Amt verklären wollen. Ebenso P. Kretschmer4 auf Grund nicht
zureichender Analogien: denn bei Quaestor (Mordspürer, Schatz-
meister) und aedilis (Tempelherr, Polizeichef) handelt es sich nicht
um den Übergang aus der profanen in die sakrale Sphäre. Diese
Schwierigkeit ist von L. Deubner vermieden5, der im Pontifikat
„ein wesentlich jüngeres, moderneres Amt“ als in den anderen
großen Priestertümern, und im sakralen Brückenbau den „Aus-
gangspunkt für die Entwicklung der pontifikalen Machtstellung“
1 Ebenso X. 0. Mueller in seiner Ausgabe zur Stelle; Rubino Unter-
such. über röm. Verfassung u. Geschichte I 1839 S. 215 A. 2 u. a., zuletzt
Deubner a. a. 0. S. 453.
2 Das kommt zu dem S. 69 A. 1 gegen die Beziehung auf die Argeeropl'er
B emerkten hinzu.
3 Berliner philol. Wochenschrift 1891 Sp. 18671'.
4 Glotta X 1920 S. 212 (vgl. IX S. 2301'.).
5 A. a. 0. S. 453.